Oct 7, 2022
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Staatsverschuldung & Schuldenuhr: So hoch ist die Staatsverschuldung in Deutschland 2022

Written by Nils Buske


Zuerst waren es die Maßnahmen zur Bewältigung der Coronpandemie, die die Verschuldung des deutschen Staates im ersten Halbjahr 2021 auf Rekordhöhe getrieben hatten. Mittlerweile beschütten die Folgen des Ukraine-Kriegs, allen voran die Energiekrise, den Schuldenberg des Landes. Kaum hatte die Bundesregierung Anfang September ihr drittes Entlastungspaket beschlossen, gab es bereits Forderungen nach einem vierten Paket. Nun plant die Bundesregierung einen milliardenschweren „Abwehrschirm“ zur Bewältigung der Energiekrise. Damit steigt erneut der Druck auf die öffentlichen Haushalte. 

Indes bekannte sich Bundesfinanzminister Christian Linder (FDP) erneut zur Schuldenbremse. Konkret: 2023 soll sich Deutschland wieder an enge Vorgaben zur Neuverschuldung halten. Doch wie geht das zusammen? Was bedeuten Schulden für den Staat eigentlich, und warum ist eine Staatsverschuldung anders als die eines Privathaushalts? Alle wichtigen Fragen und Antworten zur Staatsverschuldung finden Sie hier im Überblick.

Staatsverschuldung Deutschland 1950 bis 2022 im Überblick

Was ist eine Staatsverschuldung?

Die Staatsverschuldung meint die Verbindlichkeiten eines Staates gegenüber Dritten. Gemessen werden die Schulden an absoluten Zahlen – aber auch in einer Staatsschuldenquote. Sie bezeichnet das Verhältnis zwischen der Staatsverschuldung und dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes.

Staatsverschuldung in Deutschland 2022

Im ersten Halbjahr 2022 stiegen die Staatsschulden in Deutschland auf 2,34 Billionen Euro. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, stieg die öffentliche Verschuldung gegenüber dem Jahresende 2021 um ein Prozent – und damit auf einen neuen Höchststand. Die Schulden teilen sich dabei wie folgt auf:

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  • 1,57 Billionen Euro Schulden entfallen auf den Bund.
  • 632,6 Milliarden Euro Schulden haben die Länder.
  • 137,1 Milliarden Euro verteilen sich auf die Gemeinden und Gemeindeverbände.
  • Der geringste Schuldenanteil in Höhe von 36 Milliarden Euro ist auf die Sozialversicherung zurückzuführen.

Deutschlands Staatsverschuldung in der aktuellen Schuldenuhr

Verschuldung der Bundesländer 2022

Die bisherige Verschuldung der Bundesländer ist unterschiedlich. So verzeichneten Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen beispielsweise zum 30. Juni 2022 mit mehr als fünf Prozent die höchsten Schuldenanstiege. Dagegen erzielten Bremen (-29,3 Prozent), Sachsen (‑11,7 Prozent) und Hessen (-8,7 Prozent) die stärksten prozentualen Schuldenrückgänge.

Was besagt die Schuldenbremse? 

Laut der Schuldenbremse, die 2009 im Grundgesetz der BRD verankert worden ist, darf sich der Bund seit 2016 jährlich um maximal 0,35 Prozent des BIP neu verschulden. Für die Bundesländer sollte jegliche Neuverschuldung ab 2020 sogar ausgeschlossen sein. Als Ausnahmefälle werden Naturkatastrophen und außergewöhnliche Notsituationen, wie eine Weltwirtschaftskrise deklariert. Die Corona-Pandemie oder die Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine fallen darunter.

Schuldenquote in der EU und Eurozone

Die europaweit höchste absolute Staatsverschuldung wies im ersten Quartal 2022 Frankreich mit 2,9 Billionen Euro auf. Dicht darauf folgen Italien mit einer Verschuldung von 2,76 Billionen Euro und Deutschland mit 2,48 Billionen Euro.

Anders sieht es im Ländervergleich der Staatsschuldenquote in Relation zum Bruttoinlandsprodukt innerhalb der EU aus. Hier liegt Griechenland mit einer Schuldenquote für das 1. Quartal 2022 von 189,3 Prozent vorne, gefolgt von Italien auf Platz zwei mit einer Staatsschuldenquote von 152,6 Prozent. Deutschland ist mit einer Staatsschuldenquote von 68,2 Prozent auf Platz 13 zwischen Finnland und der Slowakei.

Welche Auswirkungen hat die Energiekrise auf die Staatsverschuldung?

Lange hat die politische Spitze von SPD, FDP und Grüne gerungen, nun zeichnet sich ein gemeinsamer Kurs der Ampelkoaltion ab: Anstelle der umstrittenen Gasumlage kommt ein Gaspreisdeckel. Er ist Teil eines von der Regierung geplanten „Abwehrschirms“, der sich auf rund 200 Milliarden Euro belaufen soll. Konkret sollen damit Bürger und Betriebe von den gestiegenen Energiekosten entlastet werden. 

Die Energiehilfen werden dabei über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) finanziert. Letzterer wurde im Zuge der Coronapandemie ins Leben gerufen. Um den WSF aufzufüllen, brauche es keinen Nachtragshaushalt, erklärte Bundesfinanzminister Christian Lindner. Demnach kann der Bundestag die Kreditermächtigungen für den Fonds beschließen, muss dazu allerdings erneut die Ausnahmeklausel der Schuldenbremse nutzen. Im kommenden Jahr soll die Schuldenbremse dann wieder greifen.

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Was unterscheidet Staatschulden von privaten Schulden?

Privatpersonen nehmen Schulden auf, um sich etwas zu leisten, dass sie nicht auf einen Schlag zahlen könnten wie etwa ein Haus. Wichtig dabei ist, dass die Schulden in absehbarer Zeit zurückgezahlt werden können. Das heißt Zins und Tilgung müssen aus vorhandenem Einkommen finanzierbar sein.

Nimmt ein Staat Schulden auf, muss er ihn nicht in einem Lebenszyklus zurückzahlen. Staaten haben viel größere Zeitpuffer, um ihre Schulden zu tilgen. Solange genügend Steuereinnahmen fließen, besteht kein Problem. Dann kann der Staat Zinsen auf seine Schulden zahlen und grundlegende Aufgaben finanzieren, etwa Sozialleistungen, Straßen, das Gesundheitssystem, Schulen und Universitäten. Erst wenn Schulden nicht bedient werden können, kann eine Staatspleite drohen.

An den Finanzmärkten gilt ein Staat bereits dann als „technisch zahlungsunfähig“, wenn Schulden erstmalig nicht bedient werden können. Davon war zum Beispiel Russland betroffen, dass zu Beginn des Ukrainekriegs wegen internationaler Sanktionen Geld für den Schuldendienst nicht an seine Gläubiger weiterleiten konnte. Gläubiger können Staaten ihre Schulden aber auch Stunden. Davon profitieren zum Beispiel Entwicklungsländer in Wirtschaftskrisen.

Tabelle: Staatsverschuldung in Deutschland 1950-2021

Jahr Plus Minus Verschuldung
1950 / / 10 Milliarden
1955 11 Milliarden Euro / 21 Milliarden Euro
1960 8 Milliarden Euro / 29 Milliarden Euro
1965 16 Milliarden Euro / 45 Milliarden Euro
1970 19 Milliarden Euro / 64 Milliarden Euro
1975 66 Milliarden Euro / 130 Milliarden Euro
1980 109 Milliarden Euro / 239 Milliarden Euro
1985 159 Milliarden Euro / 388 Milliarden Euro
1990 160 Milliarden Euro / 538 Milliarden Euro
1995 481 Milliarden Euro / 1019 Milliarden Euro
2000 192 Milliarden Euro / 1211 Milliarden Euro
2005 279 Milliarden Euro / 1490 Milliarden Euro
2010 522 Milliarden Euro / 2012 Milliarden Euro
2015 9 Milliarden Euro / 2021 Milliarden Euro
2019 / -122 Mrd. Euro 1899 Milliarden Euro
2020 272 Milliarden Euro / 2171 Milliarden Euro
2021 150 Milliarden Euro 2321 Milliarden Euro

Quelle: Destatis

Mehr: Deutschland sollte mehr Schulden machen für mehr Wachstum

Erstveröffentlichung: 19. Oktober 2020, 15:42 Uhr



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