May 3, 2023
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Bruttoinlandsprodukt : Das sind die ärmsten Länder der EU

Written by Dominik Zubel


EU-Flaggen

Das BIP pro Kopf wird in Kaufkraftstandards (KKS) angegeben. Dadurch sollen Preisniveauunterschiede ausgeglichen werden. 

(Foto: dpa)

Düsseldorf Mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Maastricht – der die Zusammenarbeit in den Bereichen Außen- und Sicherheitspolitik, Justiz und Inneres zwischen den Ländern regelt – schlossen sich am 1. Januar 1993 zwölf Staaten zur Europäischen Union (EU) zusammen. Dazu zählen Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich. Letzteres trat am 31. Januar 2020 infolge des Brexit aus der Europäischen Union aus, sodass die EU heute 27 Mitgliedsstaaten zählt. 

Der Wert aller Sachgüter und Dienstleistungen die innerhalb eines Jahres in einem Land erwirtschaftet werden, nennt sich Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das BIP pro Kopf ist ein Indikator für den Reichtum eines Landes.

Um das BIP dieser Länder aussagekräftig vergleichen zu können, nutzt die EU eine fiktive, einheitliche Währung. Das BIP pro Kopf wird dann nicht in Euro, sondern in Kaufkraftstandards (KKS) angegeben. Dadurch sollen Preisniveauunterschiede ausgeglichen werden. 

Der Durchschnittswert des BIP der EU wird dabei auf 100 KKS gesetzt. Liegt das BIP eines Landes über 100 KKS, hat dieses Land ein für die EU überdurchschnittlich hohes Bruttoinlandsprodukt.
16 der 27 EU-Mitglieder liegen unter diesem Wert, einige sogar deutlich. Welche zehn Länder laut Daten des statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) 2022 die niedrigsten BIP pro Kopf besitzen, lesen Sie hier.

Platz 10: Litauen

Litauen

Menschen nehmen an der traditionellen litauischen Sommersonnenwende teil.

(Foto: AFP)

Litauen gehört zu den 16 der 27 EU-Mitglieder, die ein niedrigeres BIP im Vergleich zum EU-Durchschnitt vorweisen. Mit einem BIP pro Kopf von 90 Kaufkraftstandards (KKS) belegt das 65.300 Quadratmeter große Land den zehnten Platz der ärmsten Länder der Europäischen Union (EU).

Litauen liegt im Westen an der Ostseeküste und grenzt an Lettland, Weißrussland, Polen sowie der russischen Oblast Kaliningrad. Die Grenze zwischen Litauen und Polen ist 65 Kilometer lang und trennt das Baltikum vom Rest der Nato. Dadurch ist die Grenze von großer strategischer Bedeutung. 

>> Lesen Sie hier: Litauens Präsident im Interview: „Chinas Rolle in diesem Krieg ist bislang eher destruktiv“

Platz 9: Estland

Estland

Estnische Nationalflaggen am Stand einer Straßenverkäuferin in Tallinn.

Auf Platz neun der ärmsten Länder der EU liegt Estland mit 87 KKS. Es ist das nördlichste der drei baltischen Staaten und hat rund 1,3 Millionen Einwohner (Stand 2021). Der Staat grenzt im Süden an Lettland, im Osten an Russland sowie im Norden und Westen an die Ostsee. Zuletzt warnte der estnische Geheimdienst den Westen vor Nachlässigkeit im Zusammenhang mit dem . Sollte der Westen bei der militärischen und politischen Unterstützung der Ukraine nachgeben, würde dies laut Kaupo Rosin, Chef des Auslandsnachrichtendiensts, das Erreichen von Putins geopolitischen Zielen nur beschleunigen.

>> Lesen Sie hier: Ukraine-Krieg: Estlands Geheimdienst warnt den Westen

Platz 8: Spanien

Strand in Spanien

Spanien ist das das drittbeliebteste Auswandererziel für Deutsche.

(Foto: dpa)

Mit einem BIP pro Kopf von 85 Kaufkraftstandards (KKS) belegt das 505.944 Quadratmeter große Königreich Spanien den zehnten Platz der ärmsten Länder der Europäischen Union (EU).

Spanien ist eines der beliebtesten Auswandererziele für Deutsche. Nach der Schweiz und Österreich ist es das drittbeliebteste Land in Europa, um dort zu leben und zu arbeiten. Neben dem mediterranen Klima bietet Spanien ausländischen Talenten finanzielle Anreize. Für Jahreseinkommen bis zu 600.000 Euro verlangt Madrid von allen, die aus beruflichen Gründen nach Spanien wechseln und in den fünf Jahren zuvor in einem anderen Land gelebt haben, oft nur eine Einkommensteuer-Flatrate von 24 Prozent im Jahr des Wechsels und in den folgenden fünf Jahren.

>> Lesen Sie hier: Was Spanien Auswanderern zu bieten hat

Platz 7: Polen

Der Schlossplatz in Polens Hauptstadt Warschau

Polen ist das sechstgrößte Land der Europäischen Union – gemessen an der Fläche.

(Foto: dpa)

Polen ist das sechstgrößte Land der Europäischen Union – gemessen an der Fläche. Das Land hat ein BIP von 79 KKS und liegt damit 21 Kaufkraftstandards hinter dem EU-Durchschnitt.

Seit Jahren werfen Experten und Beobachter dem Mitgliedstaat den Abbau einer freien Justiz vor. So brachte 2016 die dominierende Partei – Recht und Gerechtigkeit (Prawo i Sprawiedliwość) – Gesetze zur Reform des Verfassungsgerichtshofes auf den Weg. Daraus ging eine Disziplinarkammer hervor, die per Eilverfahren Richter und Justizangestellte entlassen kann. Die Konsequenz: ein bis heute andauernder Streit über die Rechtstaatlichkeit des Landes mit der EU-Kommission. 

>> Lesen Sie hier: EU-Gerichtshof halbiert im Justizstreit mit Polen das tägliche Bußgeld

Platz 6: Rumänien

Die rumänische Hauptstadt Bukarest

Rumänien landet auf Platz Sechs der ärmsten Länder der Europäischen Union.

(Foto: Imago)

Das 238.397 Quadratmeter große Land ist die Heimat von rund 20 Millionen Menschen. 2022 lag das BIP pro Kopf in Rumänien bei 77 KKS. Damit landet Rumänien zusammen mit Portugal und Ungarn auf Platz sechs der ärmsten Länder der Europäischen Union. Im Zentrum Rumäniens liegt das historische Gebiet Siebenbürgen, auch Transsilvanien genannt. Nachbarländer sind Bulgarien, Serbien, die Ukraine und Moldau. 

Vor 55 Jahren exportierten die Franzosen erstmals Familienautos und Fertigungsanlagen ins damals ferne, weil hinter dem „Eisernen Vorhang“ des Ostblocks liegende Rumänien. Unter der Marke Dacia, ein historischer Name für das heutige Rumänien, sollte ein Doppelgänger des brandneuen Renault 12 das Agrarland zwischen Schwarzmeerküste und Karpaten zum modernen Industriestandort transformieren und als erstes lokal gebautes Volksauto in Millionenauflage gehen. 

>> Lesen Sie hier: Dacia: So gelang der Renault-Tochter der ungewöhnliche Aufstieg

Platz 6: Portugal

Die portugiesische Nationalflagge

Mehr als 70 Prozent der Exporte Portugals gehen in EU-Länder.

(Foto: dpa)

Portugal ist seit 1986 Mitglied der EU und seit 1995 Mitglied des Schengen-Raums. Das Schengener Abkommen sieht die Abschaffung der Grenzkontrollen zwischen den Mitgliedstaaten vor. Bei einer Reise zwischen zwei Schengen-Ländern ist deshalb grundsätzlich keine Personenkontrolle vorgesehen. Das Schengen-Visum berechtigt gleichzeitig eine Besuchszeit von bis zu 90 Tagen innerhalb des Schengen-Raums. Zu den wichtigsten Handelspartnern Portugals gehören Spanien, Frankreich und Deutschland. Aktuell liegt das BIP pro Kopf des Landes 23 Kaufkraftstandards unter dem EU-Durchschnitt.

Mit 77 KKS belegt Portugal den sechsten Platz. Portugal zieht seit Jahren Tech-Talente an. Das Land gilt als eines der sichersten weltweit und lockt mit einer Steuer-Flatrate für viele Berufe, einem milden Klima und Stränden am Atlantik. 

>> Lesen Sie hier: Welche Vorteile Portugal deutschen Ausländern bietet

Platz 6: Ungarn

Das ungarische Parlamentsgebäude

Ungarn belegt Platz sechs der ärmsten Länder der EU.

(Foto: IMAGO/Xinhua)

Mit einem BIP pro Kopf von 77 KKS belegt Ungarn ebenfalls den sechsten Platz der ärmsten Länder der EU. Ungarn ist seit 1918 unabhängig und gleichzeitig mit Polen, im Jahr 2004, der Europäischen Union beigetreten.

Nach Angaben der Europäischen Union, sind die wichtigsten Exportbranchen die Fahrzeugindustrie und der Maschinenbau. Größter Exportpartner des Landes ist Deutschland. Auch Ungarn gehört seit Jahren zu den Rechtsstaat-Sorgenkindern in der EU.

Wegen mutmaßlicher Missachtung von EU-Grundwerten läuft ein Verfahren nach Artikel 7 der EU-Verträge gegen das Land. Zudem steckt Ungarns Wirtschaft in der Krise. Die Inflation in Ungarn lag im Januar bei 25,4 Prozent. Das zwang viele Ungarn dazu, den Verbrauch einzuschränken.

>> Lesen Sie hier: Wie Regierungschef Orban Ungarn herunterwirtschaftet

Platz 5: Lettland

Die lettische Hauptstadt Riga

Lettland ist seit dem 21. Dezember 2007 Mitglied des Schengen-Raums.

(Foto: dpa)

Die parlamentarische Republik Lettland belegt mit einem BIP pro Kopf von 74 KKS den fünften Platz. Damit liegt es 16 Kaufkraftstandards hinter dem ebenfalls 2004 der EU beigetretenen Nachbarland Litauen. 

Vor allem die Inflation, die in Folge der Corona-Pandemie und des Ukrainekriegs in der Euro-Zone auf einen neuen Rekordwert gestiegen ist, belastet das Land sehr. Im vergangenen Herbst verschuldeten sich die Privathaushalte tiefer, um ihre alltäglichen Rechnungen noch bezahlen zu können. 

>> Lesen Sie hier: Baltische Staaten leiden unter massiver Teuerung

Platz 4: Kroatien

Die Flagge der Europäischen Union und die kroatische Nationalflagge

Kroatien hat am 1. Januar 2023 den Euro als Zahlungsmittel eingeführt.

(Foto: dpa)

Auf Platz vier der ärmsten Länder der EU liegt Kroatien. 2013 trat Kroatien der Europäischen Union bei und ist somit das jüngste Mitglied. Mit einem BIP pro Kopf von 73 KKS rangiert Kroatien nur knapp hinter Lettland. Zuletzt erfüllte Kroatien alle Kriterien, um den Euro einführen zu können – zehn Jahre nach EU-Beitritt. Am 1. Januar 2023 hat das EU-Land Kroatien den Euro anstelle der Landeswährung Kuna eingeführt. Damit ist das Balkanland das zwanzigste Mitglied der Euro-Zone. Zugleich trat das beliebte Urlaubsland an der Adria der grenzkontrollfreien Schengen-Zone bei.

>> Lesen Sie hier: Kroatien tritt 2023 dem Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen bei

Platz 3: Griechenland

Touristen besuchen die Akropolis in Athen

Die parlamentarische Republik ist seit 2001 Teil des Euro-Währungsgebiets.

(Foto: dpa)

2022 lag das BIP pro Kopf in Griechenland bei 68 KKS. Griechenland wird seit dem Beginn des Ukrainekriegs immer wichtiger als Drehscheibe für die Gasversorgung der Nachbarländer, die sich vom russischen Pipelinegas lösen. Dabei geht es vor allem um Flüssigerdgas (LNG). An Griechenlands bisher einzigem LNG-Terminal auf der Insel Revithoussa bei Athen legten im vergangenen Jahr 78 Gastanker an – mehr als doppelt so viele wie 2021. 

>> Lesen Sie hier: Griechenland baut LNG-Infrastruktur massiv aus

Platz 2: Slowakei

Die slowakische Hauptstadt Bratislava

Die Slowakei ist seit 2009 Mitglied des Euro-Währungsgebiets.

(Foto: dpa)

Mit einem BIP pro Kopf von 67 Kaufkraftstandards belegt die Slowakei den dritten Platz. Die Slowakei führte 2009, fünf Jahre nach EU-Beitritt, den Euro als Zahlungsmittel ein. In der Slowakei fehlt es an Arbeitskräften. Dabei gäbe es Menschen, die auf eine geregelte Arbeit angewiesen wären: die Roma. Ihre Integration ist ein Generationenprojekt. Laut einer Statistik der EU Agency for Fundamental Rights hatten im Jahr 2021 in der Slowakei nur 33 Prozent der Roma eine bezahlte Stelle; 60 Prozent der 16- bis 24-Jährigen gingen weder einer Arbeit nach, noch befanden sie sich in einer Ausbildung oder einem Trainee-Programm. Wirtschaftlich ist das für das Land eine Belastung. Die Kosten der mangelnden Integration seien beträchtlich, warnen slowakische Forscher. Trotzdem verbessert sich die Lage der Roma nur langsam. Das zeigt sich am Arbeitsmarkt.

>>Lesen Sie hier: Slowakei: Wie erste Firmen versuchen, die Roma in den Arbeitsmarkt zu integrieren

Platz 1: Bulgarien

Parlamentsgebäude in Sofia, Bulgarien

Bulgarien ist flächenmäßig das zehntgrößte Land der EU.

(Foto: dpa)

Auf dem ersten Platz der ärmsten Länder der Europäischen Union befindet sich Bulgarien. Mit einem BIP pro Kopf von 59 Kaufkraftstandards liegt das Land deutlich hinter den anderen EU-Mitgliedsstaaten.

Bulgarien ist seit 2007 Mitglied der Europäischen Union. Griechenland und Bulgarien wollen alte Pläne für eine Rohölpipeline zwischen dem Schwarzen Meer und der Ägäis neu beleben. Aber statt von Norden nach Süden soll das Öl jetzt von Süden nach Norden fließen. So könnte die Rohrleitung helfen, das EU- und Nato-Mitglied Bulgarien unabhängig von Ölimporten aus Russland zu machen. Erste Überlegungen zu der Pipeline, die den bulgarischen Schwarzmeerhafen Burgas mit dem griechischen Alexandroupoli an der nördlichen Ägäis verbinden soll, gehen zurück ins Jahr 1993.

>> Lesen Sie hier: Wie Bulgarien unabhängig von russischem Öl werden könnte

Die 10 ärmsten Länder der EU in der Tabelle

Platz

Land

BIP pro Kopf in KKS

1.

Bulgarien

59

2.

Slowakei

67

3.

Griechenland

68

4.

Kroatien

73

5.

Lettland

74

6.

Ungarn

77

6.

Portugal

77

6.

Rumänien

77

7.

Polen

79

8.

Spanien

85

9.

Estland

87

10.

Litauen

90

Quelle: Eurostat

Mehr: Das sind die zehn reichsten Länder der Welt

Dieser Artikel erschien bereits am 09.08.2022. Der Artikel wurde erneut geprüft und mit leichten Anpassungen aktualisiert. 



<< Den vollständigen Artikel: Bruttoinlandsprodukt : Das sind die ärmsten Länder der EU >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.

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Politik

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