Oct 4, 2022
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Asien: Nordkorea feuert Rakete über japanisches Territorium hinweg – Südkorea reagiert mit Präzisionsbomben im Gelben Meer

Written by Martin Kölling

Tokio Nordkorea hat die jüngste Serie von Raketentests fortgesetzt. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs flog die ballistische Rakete am Dienstag (Ortszeit) in Richtung des Japanischen Meeres (koreanisch: Ostmeer), wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Weitere Einzelheiten wurden bisher nicht bekannt gegeben.

Dieses Jahr hat Nordkorea bereits 37 Mal ballistische Raketen abgefeuert – zuletzt zwei am Samstag. Das war der vierte Raketenabschuss innerhalb einer Woche. Erstmals seit fünf Jahren ordnete Nordkoreas Führer Kim Jong Un jedoch nun an, eine Rakete über Japan hinwegzuschießen – und dies mit der bisher weitesten Flugbahn in Nordkoreas Testgeschichte.

Der Sprengkopf überquerte den Norden Japans im erdnahen Weltall in östlicher Richtung und schlug laut dem japanischen Verteidigungsministerium nach etwa 4600 Kilometern im Pazifik ein.

Nach Analysen von Experten handelte es sich dabei um eine Mittelstreckenrakete vom Typ Hwasong-12, die nukleare Sprengköpfe tragen kann. Japans Regierung protestierte daher prompt.

Die Regierung verurteile diese „unerhörte Tat aufs Schärfste“, erklärte Japans Ministerpräsident Fumio Kishida in einer ersten Stellungnahme. Japans Regierung legte sofort bei Nordkoreas Botschaft in China Protest ein.

Nordkorea schießt Rakete über japanisches Territorium

Südkoreas Streitkräfte feuerten in Reaktion auf den jüngsten Raketentest zwei Präzisionsbomben ab. Wie die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das südkoreanische Militär berichtete, wurden die Bomben von einem Kampfflugzeug des Modells F-15K über der unbewohnten Insel Jikdo im Gelben Meer abgeworfen. Zudem habe man gemeinsam mit US-amerikanischen Kampfflugzeugen des Typs F-16 Flugmanöver abgehalten. Das Gelbe Meer wird von China und der koreanischen Halbinsel umrandet.

Eskalation länger erwartet

Besonders stößt in Japan, aber auch in Südkorea und den USA auf, dass Nordkorea erstmals seit 2017 seine bisherigen Testprotokolle aussetzt. Zwar widersetzt sich das Land traditionell dem Atom- und Raketentestverbot der Vereinten Nationen (UN).

Aber seit Kim im Jahr 2020 nach einem mehrjährigen freiwilligen Moratorium wieder Raketen abfeuert, beschränkte er sich noch. Meist schoss Nordkoreas Artillerie nur Kurzstreckenraketen ins Meer.

Mittelstreckenraketen wurden wie zuletzt Anfang des Jahres auf sehr steilen und hohen Flugbahnen in internationale Gewässer des Japanischen Meers, nach Aussage der nordkoreanischen Regierung „aus Rücksicht auf die Sicherheit der benachbarten Staaten“.

Flugbahn

Korea-Experte O’Carrol meint, dass bisher alles darauf hindeute, dass es ein Test aus politischen und nicht technischen Gründen war,



(Foto: Reuters)

Allerdings rechnen Nordkorea-Experten schon länger mit einer Eskalation. Chad O’Carrol, Gründer der Korea Risk Group, warnt sogar vor einem siebten Atomtest kurz vor den Wahlen zum US-Kongress im November. Nach dem bisher letzten Atomtest im Jahr 2017 eskalierte die Dauerkrise auf der koreanischen Halbinsel so weit, dass selbst ein Krieg möglich schien.

O’Carrol befürchtet eine ähnliche Entwicklung. „Bisher deutet alles darauf hin, dass es ein Test aus politischen und nicht aus technischen Gründen war“, sagt der Korea-Experte.

Der Test folge auf Militärmanöver Südkoreas und der USA, gemeinsamen U-Boot-Abwehrmanövern der beiden Verbündeten mit Japan, den Besuch des US-Flugzeugträgers USS Ronald Reagan in Südkorea sowie den Besuch von US-Vizepräsidentin Kamala Harris in der Region.

>> Lesen Sie hier: Weitere Staaten gehen auf Distanz zu Russland

Seiner Meinung nach teste Nordkorea die Reaktionen der USA sowie der Verbündeten Südkorea und Japan. Mögliche militärische Reaktionen könnte Kim dann als Rechtfertigung für einen neuen Atomtest nutzen.

Entwicklung nicht überraschend

Überraschend ist die Entwicklung nicht. Nach der gescheiterten Gipfeldiplomatie des früheren US-Präsidenten Donald Trump hat Nordkorea nach Aussagen der USA und Südkoreas Gesprächsangebote nicht erwidert.

Kim Jong Un

Experten gehen schon länger davon aus, dass Kim einen erneuten Eskalationskreislauf gestartet hat, der sich nicht einfach stoppen lässt.



(Foto: Reuters)

Experten gehen daher schon länger davon aus, dass Kim einen erneuten Eskalationskreislauf gestartet hat, der sich nicht einfach stoppen lässt. Denn Nordkorea hat sich bisher auch nicht von UN-Sanktionen stoppen lassen.

Daniel Kritenbrink, stellvertretender Sekretär des US-Außenministeriums für ostasiatische und pazifische Angelegenheiten, forderte nach Nordkoreas Test China umgehend auf, mehr gegen die Umgehung der Sanktionen in chinesischen Küstengewässern zu tun. „Das Versäumnis der Volksrepublik China und Russlands, ihren Verpflichtungen vollständig nachzukommen, hat, so befürchten wir, die DVRK nur ermutigt, die Vereinten Nationen zu ignorieren“, meint der Diplomat.

Erschwerend kommt derzeit hinzu, dass der Sicherheitsrat nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs wegen des Vetorechts Russlands und Chinas kaum die bisher schon verhängten Strafen verschärfen wird.

Militärische Gesten der USA und ihrer Verbündeten sind daher möglich, deutete der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol an: „Die rücksichtslose nukleare Provokation wird mit entschlossenen Reaktionen unseres Militärs sowie unserer Verbündeten und der internationalen Gemeinschaft beantwortet werden.“ Allerdings ist unklar, welche Maßnahmen die Regierungen wählen werden.

Mit Agenturmaterial

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