Tokio Nordkoreas Führer Kim Jong Un hat die Lage auf der koreanischen Halbinsel weiter eskaliert. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministerium schoss das nordkoreanische Militär etwa 170 Artilleriegeschosse in zwei Pufferzonen zwischen beiden Ländern im Gelben Meer im Westen der Halbinsel und im japanischen Meer im Osten.
Damit verstieß Nordkorea nach südkoreanischer Ansicht gegen ein bilaterales Abkommen von 2018, mit dem beide Seiten nach einem Atomtest des Nordens im Jahr 2017 und der anschließenden Korea-Krise die Lage entspannen wollten. Darin hatten beide Seiten vereinbart, von derartigen Provokationen in Grenznähe abzusehen. Die südkoreanische Seite verband damit unter anderem die Hoffnung, das Risiko eines versehentlichen militärischen Konflikts entlang der hochgerüsteten Grenze zu senken.
Diese Hoffnung ist damit nun endgültig Geschichte.
Stattdessen schaukelt sich der schon seit Jahrzehnten andauernde Konflikt in Korea erneut weiter auf. Westliche Experten warnen bereits, dass Nordkorea jederzeit einen siebten Atomtest durchführen könnte. Als eine Möglichkeit gilt der Einsatz von taktischen Atomwaffen, die auf dem Gefechtsfeld gegen Südkorea eingesetzt werden könnten. Die jüngste Eskalation begann im vergangenen Jahr mit Nordkoreas Wiederaufnahme von Raketentests, mit denen das Land gegen das Testverbot der Vereinten Nationen (Uno) verstieß. Die Lage spitzte sich am 4. Oktober weiter zu, als Nordkorea das erste Mal seit fünf Jahren eine Rakete über Japan hinweg schoss.
Südkoreas Verbündete antworten mit militärischen Manövern
Die USA und ihre Verbündeten Südkorea und Japan antworteten mit militärischen Manövern. So verlegten die USA ihren Flugzeugträger USS Ronald Reagan wieder ins Japanische Meer und damit in die Nähe der Ostküste beider koreanischen Staaten. Zudem führten die USA, die ein Teil des internationalen Schutzkontingents in Südkorea sind, mit dem Alliierten eigene Raketentests durch. Der Norden reagierte darauf mit eigenen Manövern. Darunter war diese Woche die Probe von zwei Langstrecken-Marschflugkörpern, die nach nordkoreanischen Angaben atomare Sprengköpfe tragen können. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ließ das Militär überdies Kampfflugzeuge entlang der Grenze fliegen, denen Südkorea mit dem Start von F-35-Jets begegnete.
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Darüber hinaus schoss Nordkorea eine weitere Kurzstreckenrakete ab. Laut der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA reagierte das Militär damit auf eine zehnstündige Schießübung des Südens am Donnerstag. Auch der Artilleriebeschuss dürfte Teil der Gegenmaßnahmen sein. Noch ist offen, wie die Lage sich weiterentwickeln wird. Südkoreas Nationaler Sicherheitsrat verurteilte die Aktionen. Darüber hinaus verhängte die Regierung Sanktionen gegen 15 Nordkoreaner und 16 Institutionen, die an Kims Raketenprogramm beteiligt sind.
Sorge vor atomarer Aufrüstung
Besorgniserregender für die Zukunft der Region sind allerdings eine zunehmende Zahl von Artikeln in südkoreanischen Medien über die erneute Stationierung von taktischen Atomwaffen der USA oder gar eine eigene atomare Aufrüstung. Robert Kelly, Politologe an der südkoreanischen Busan National-Universität, warnt: „Ich denke, dass wir einen Kipppunkt in der Debatte über eine nukleare Bewaffnung Südkoreas erreichen.“ In den 14 Jahren, die er in Südkorea internationale Beziehungen unterrichte, habe die Diskussion in der Öffentlichkeit nie so gegärt wie jetzt.
Die Regierung schürte die Diskussion diese Woche noch. „Wenn Nordkorea einen siebten Atomtest vorantreibt, werden wir mit einer ganz neuen Bedrohung konfrontiert sein,“ zitierte die südkoreanische Zeitung Chosun Ilbo einen Regierungsvertreter. „Wir diskutieren mit den USA Möglichkeiten, die erweiterte Abschreckung der USA radikal zu stärken, um der veränderten Sicherheitslage auf der koreanischen Halbinsel gerecht zu werden.“
Mehr: Nordkorea feuert nach Seemanöver von Südkorea und USA erneut Raketen ab
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