Oct 17, 2022
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Metall- und Elektroindustrie: Gestiegene Energiekosten sind bei jedem sechsten Unternehmen existenzbedrohend

Written by Frank Specht


Schweißarbeiten in einem Metallbetrieb

Eine Gasmangellage könnte in 18 Prozent der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie zu einem Produktionsstillstand führen.



(Foto: dpa)

Berlin Durch den starken Anstieg der Energiekosten sieht sich etwa jedes sechste Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie in seiner Existenz bedroht. Dies zeigt eine Blitzumfrage des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall unter rund 1400 Unternehmen, die zusammen etwa ein Viertel der Arbeitnehmer der Branche beschäftigen.

Weitere 68 Prozent der Befragten gaben an, in starkem Umfang von Kostensteigerungen betroffen zu sein. „Die Energiekrise trifft die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie mit voller Wucht – und zwar über alle Branchen und Größen hinweg“, sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander bei der Präsentation der Ergebnisse.

In der laufenden Tarifrunde für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der industriellen Schlüsselbranche versuchen Arbeitgeber wie Gewerkschaft momentan massiv, für ihre Haltung zu werben. Die IG Metall ist mit der Forderung nach acht Prozent mehr Geld in die Verhandlungen gegangen und verweist auf die hohe Inflation und die gute Auftragslage der Branche.

Die Arbeitgeber betonen, dass die Situation von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich sei und gerade kleine und mittlere Unternehmen nicht durch einen hohen Tarifabschluss zusätzlich belastet werden dürften. Denn die Einkaufskosten der Unternehmen hätten sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 65 Prozent erhöht, bei Strom und Gas sogar mehr als verdoppelt.

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In der vergangenen Woche hatte die IG Metall ihrerseits die Ergebnisse einer Betriebsrätebefragung präsentiert. Demnach zeichneten drei Viertel der Befragten ein gutes oder sehr gutes Bild, was die Auslastung, den Auftragsbestand und die Auftragseingänge in ihrem Unternehmen angeht. Etwa zwei Drittel der Betriebe berichteten zudem von guten oder sehr guten Umsätzen. Bei Gewinnen und Investitionen zeigte sich ein gemischtes Bild.

Arbeitgeber betreiben „Panikmache“

Zudem seien gut zwei von drei Unternehmen in der Lage, die gestiegenen Kosten zumindest teilweise an ihre Kunden weiterzugeben. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann hatte den Arbeitgebern deshalb „Panikmache“ vorgeworfen. Die Tarifforderung sei angemessen und für die Betriebe ganz offensichtlich gut machbar.

Tarifverhandlungen

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warf den Arbeitgebern „Panikmache“ vor.



(Foto: dpa)

Eine Umsetzung der Acht-Prozent-Forderung würde die Arbeitgeber – inklusive ihres Anteils an den Sozialversicherungsbeiträgen – mit ungefähr 20 Milliarden Euro belasten. Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf hatte im Handelsblatt-Interview aber bereits darauf verwiesen, dass in einer Rezessionsphase, wie sie für das kommende Jahr erwartet wird, die Auftragsbestände „wie Eis in der Sonne“ schmelzen.

Diese Befürchtung untermauert der Verband jetzt durch die Umfrageergebnisse. Demnach ist bereits die Hälfte der befragten Unternehmen von Stornierungen oder Auftragsverschiebungen betroffen – 21 Prozent bereits in starkem Umfang. Ein weiteres knappes Drittel der Betriebe rechnet mit Stornierungen in den kommenden Monaten.

Auch bei den Möglichkeiten, gestiegene Preise an die Kunden weiterzugeben, gehen die Meinungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft auseinander. Zwar zeigt die Gesamtmetall-Umfrage, dass knapp sieben von zehn Unternehmen sich dazu in der Lage sehen.

>> Lesen Sie hier das Interview mit Stefan Wolf: „Auftragsbestände schmelzen wie Eis“ – Gesamtmetall-Chef bringt Nullrunde für Millionen Beschäftigte ins Spiel

Nur rund jedem achten befragten Betrieb gelingt dies aber auch kostendeckend. Vor allem in der Automobilindustrie besteht hier große Unsicherheit.

IG Metall bereitet sich auf einen Arbeitskampf vor

In den zwei bisherigen, auf regionaler Ebene geführten Tarifverhandlungsrunden haben die Arbeitgeber noch kein Angebot vorgelegt. Die Arbeitgeber pochen darauf, dass Unternehmen automatisch vom Tarifvertrag abweichen dürfen, wenn bestimmte betriebswirtschaftliche Kennzahlen unterschritten werden. Außerdem fordern sie, dass die Betriebsparteien in die Lage versetzt werden, wiederkehrende Leistungen wie beispielsweise das Urlaubs- oder Weihnachtsgeld im Volumen schwanken zu lassen, falls die betriebliche Lage dies erfordern sollte.

Wolf hatte zudem im Interview hervorgehoben, dass es aus seiner Sicht zu einer Nullrunde kommen muss, sollte Deutschland in eine Gasmangellage geraten. Nach der Umfrage wären 90 Prozent der Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie davon betroffen. In 18 Prozent der Betriebe drohte dann sogar ein Produktionsstillstand.

>> Lesen Sie auch: Höchste Tarifforderungen seit Jahren – Droht nun die Lohn-Preis-Spirale?

Am 27. und 28. Oktober findet die dritte Verhandlungsrunde auf regionaler Ebene statt. Die Friedenspflicht endet am 29. Oktober, dann sind Warnstreiks möglich. Die Arbeitgeber hätten auch nach zwei Runden noch kein Angebot vorgelegt, kritisierte der IG-Metall-Bezirksleiter in Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger. „Für uns bedeutet das, dass wir uns mit voller Vehemenz auf eine konfliktäre Auseinandersetzung vorbereiten.“

Mehr: Höchste Tarifforderungen seit Jahren: Droht nun die Lohn-Preis-Spirale?



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Politik

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