Die über 20 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland müssen sich nach ersten Berechnungen in der Bundesregierung darauf einstellen, dass die Rentenerhöhung im kommenden Jahr erneut hinter der allgemeinen Preissteigerung zurückbleibt. Nach derzeitigem Stand könnten die Renten zum 1. Juli 2023 im Westen um gut 3,5 Prozent und im Osten um rund 4,2 Prozent steigen. Dies geht aus dem Reuters am Samstag vorliegenden Entwurf des Rentenversicherungsberichts 2022 hervor. Die konkrete Rentenanhebung steht erst im Frühjahr nächsten Jahres fest, wenn die Daten zur Lohnentwicklung vorliegen.
Die jährliche Rentenanpassung bliebe damit unter der von der Bundesregierung für 2023 erwarteten Inflationsrate von 7,0 Prozent. Bereits 2022 mussten Rentnerinnen und Rentner trotz einer deutlichen Erhöhung einen Kaufkraftverlust verbuchen. Die Renten waren zum 1. Juli um 5,35 Prozent im Westen und um 6,12 Prozent im Osten erhöht worden. Bei der Preissteigerung erwartet die Regierung für dieses Jahr aber im Durchschnitt 8,0 Prozent.
Die Berechnungen gehen auf die Oktober-Zahlen des Schätzerkreises der Rentenversicherung zurück. Ausschlaggebend für die Höhe der Rentenanpassung ist die Lohnentwicklung. Die erwarteten starken Lohnzuwächse gehen vor allem auf die hohe Inflation zurück. Das Bundesarbeitsministerium geht im Berichtsentwurf für 2022 von einem Bruttolohnanstieg je Arbeitnehmer um 4,5 Prozent aus. In den beiden Jahren darauf werden Anstiege um 5,0 und 4,7 Prozent erwartet. Zudem steigt zunächst auch noch die Zahl der Beschäftigten.
Heil spricht von spürbarer Rentenerhöhung
„Nach den jetzt vorliegenden Daten können die Rentnerinnen und Rentner im Sommer erneut mit einer spürbaren Rentenerhöhung rechnen“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) der „Bild am Sonntag“. Er kündigte an, das Rentenniveau langfristig stabil halten zu wollen: „Als nächstes kümmern wir uns darum, das Rentenniveau dauerhaft stabil zu halten, deutlich über 2026 hinaus.“
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Das Rentenniveau beträgt derzeit 48,1 Prozent und bleibt laut Rentenversicherungsbericht bis 2024 knapp über 48 Prozent. 2025 greift dann die gesetzliche Haltelinie, wonach das Rentenniveau mindestens 48 Prozent betragen muss. Der aktuelle Rentenwert soll dann über die 48-Prozent-Marke angehoben werden. Die Haltelinien beim Rentenniveau und Beitragssatz laufen 2025 aus. Ohne Verlängerung sinkt das Rentenviveau nach derzeitigen Berechnungen auf 46,6 Prozent in 2030 und 44,9 Prozent in 2036. Das Rentenniveau vor Steuern sagt wenig über die Höhe einer zu erwartenden Rente. Es bezeichnet die Höhe einer Standardrente nach 45 Versicherungsjahren bezogen auf den aktuellen Durchschnittsverdienst aller Versicherten.
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Für die Rentenfinanzen insgesamt spricht das Ministerium in dem Entwurf von erfreulichen Ergebnissen. Die Kasse der Rentenversicherung dürfte zum Jahresende gut gefüllt sein: Ihre Nachhaltigkeitsrücklage könnte auf 41,7 Milliarden Euro steigen, was das 1,66-fache einer Monatsausgabe entspreche. Der Beitrag zur Rentenversicherung von derzeit 18,6 Prozent des Bruttolohns müsse voraussichtlich erst 2027 auf dann 19,3 Prozent steigen und bliebe damit länger stabil als bisher erwartet. Auch auf längere Sicht falle der Beitragssatzanstieg geringer aus.
Mehr Geld fließt aber auch ohne höheren Beitragssatz in die Rentenkasse, da auf einen immer größeren Anteil des Lohnzettels der Beitrag fällig wird. Derzeit müssen Beschäftigte und ihre Arbeitgeber im Westen auf Einkommen bis 84.600 Euro den Beitrag abführen. 2026 könnte diese Jahres-Beitragsbemessungsgrenze dem Bericht zufolge mit 100.200 Euro erstmals sechstellig werden.
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