Berlin Düstere Worte auf der Weltklimakonferenz im ägyptischen Badeort Scharm el-Sheich. António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, warnte vor den katastrophalen Folgen der Erderwärmung. „Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal“, sagte Guterres am Montag in einer Rede vor mehr als 100 Staats- und Regierungschefs in Scharm el-Sheich. „Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens – und sind dabei zu verlieren“, sagte er mit Blick auf Dürren, Überschwemmungen, Unwetter und steigende Meeresspiegel.
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mahnte zum Auftakt der Konferenz in Ägypten: Es brauche mehr Tempo, Ehrgeiz und Zusammenarbeit beim Umstieg auf die erneuerbaren Energien. Scholz kündigte an, als G7-Präsidentschaft gemeinsam mit den „Vulnerable 20“ einen Globalen Schutzschirm zur Abfederung der Schäden bei Klimakatastrophen wie Dürren, Wirbelstürmen oder Fluten aufspannen zu wollen.
Dafür stelle Deutschland 170 Millionen Euro zur Verfügung, sagte der Kanzler in seiner Rede. Die „Vulnerable 20“ sind eine Gruppe von Ländern, die überproportional von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Zudem forderte Scholz ein „robustes“ Arbeitsprogramm zur Emissionsminderung. „Nur dann schaffen wir es, den globalen Höhepunkt der Treibhausgasemissionen spätestens 2025 hinter uns zu lassen.“
Die vergangenen acht Jahre waren die wärmsten seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen. Gleichzeitig tut die Weltgemeinschaft zu wenig gegen die Erderwärmung. Verschärft wird die Lage durch massive geopolitische Spannungen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiekrise.
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Zwei Wochen beraten in Ägypten die Vertreter von knapp 200 Staaten darüber, wie die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Maß eingedämmt werden kann. Schon jetzt hat sich die Welt um gut 1,1 Grad im Vergleich mit der Zeit vor der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert aufgeheizt — Deutschland sogar noch deutlich stärker.
1,5 Grad-Ziel gefährdet
Guterres sagte, das 2015 bei der Weltklimakonferenz in Paris vereinbarte Ziel, die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, sei akut gefährdet. Der Portugiese rief zu einem „Klima-Solidarpakt“ zwischen wohlhabenden Staaten sowie Schwellen- und Entwicklungsländern auf.
Dabei stünden die USA und China besonders in der Verantwortung. Beide Staaten stoßen mengenmäßig die meisten klimaschädlichen Treibhausgase aus – also vor allem Kohlendioxid und Methan. Wörtlich sagte er: „Die Menschheit hat eine Wahl: zusammenzuarbeiten oder unterzugehen!“
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Derzeit steuert die Welt auf einen Temperaturanstieg von 2,4 bis 2,6 Grad zu. Das hat der vergangene Woche veröffentlichte „Emissions Gap Report“ der Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEP) gezeigt.
Düstere Klima-Prognose von UN-Generalsekretär Guterres
Guterres unterstützte Forderungen armer Staaten nach Schadenersatzzahlungen der Industriestaaten für ihre bereits erlittenen Klimaschäden – kurz „loss and damage“ („Verluste und Schäden“) genannt. Dieses Thema könne nicht weiter unter den Teppich gekehrt werden.
Die Menschheit hat eine Wahl: zusammenzuarbeiten oder unterzugehen! UN-Generalsekretär António Guterres
Die Entwicklungsländer verbuchten hier einen kleinen Erfolg. Zum ersten Mal wurde das Thema als offizieller Tagesordnungspunkt im Zusammenhang mit Finanzierungsfragen aufgeführt. Ob am Ende aber konkrete finanzielle Hilfen der Industriestaaten zur Kompensation klimawandelbedingter Schäden und Verluste bedeutet, ist aber unklar.
Bundeskanzler Scholz erklärte, die Staaten, die von den Folgen des Klimawandels am härtesten betroffen sein, aber am wenigsten zu seiner Verursachung beigetragen hätten, forderten zu Recht mehr internationale Solidarität. „Wir sind bereit, sie noch stärker zu unterstützen“, so der Kanzler.
In den letzten drei Jahren hat Deutschland die öffentlichen Gelder für die internationale Klimafinanzierung auf insgesamt 5,34 Milliarden Euro 2021 erhöht. Nach bisherigem Stand soll der deutsche Beitrag bis 2025 auf sechs Milliarden Euro jährlich ausgebaut werden. Neue Zahlen nannte Scholz am Montag nicht. Parallel dazu sollen weitere private Mittel mobilisiert werden.
Der frühere US-Vizepräsident Al Gore mahnte, der Krieg gegen die Ukraine dürfe keine Ausrede sein für ein Festhalten an klimaschädlichen fossilen Energieträgern wie Öl, Gas und Kohle. Der Friedensnobelpreisträger sprach von einer „Kultur des Todes“. Doch seien die Anstrengungen zur Reduzierung der Treibhausgase unzureichend. „Wir haben ein Glaubwürdigkeitsproblem – wir alle hier.“
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte, dass die Klimaverpflichtungen nicht der Energiekrise zum Opfer fallen dürften, welche durch Russlands Krieg gegen die Ukraine verursacht worden sei. Es brauche eine „Energienüchternheit“, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen.
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi, der unter anderem bei Militär und Energie eng mit Russland zusammenarbeitet, forderte ein Ende des „Kriegs zwischen Russland und der Ukraine“. Der Krieg müsse aufhören, sagte al-Sisi – ohne Russland für den Angriff direkt verantwortlich zu machen.
Zur Klimakonferenz in Ägypten sind etwa 45.000 Teilnehmer vor Ort registriert, die meisten davon als Delegierte von Staaten.
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