Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Lohn.
Berlin Nach dem Auftakt der vierten Runde der Tarifverhandlungen für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie bleiben die Fronten verhärtet. Der IG-Metall-Bezirksleiter in Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, beklagte fehlende Schritte der Arbeitgeber „in Richtung Ergebnis“.
Lösbar sei der Tarifkonflikt „nur mit einer nachhaltigen Prozenterhöhung der Entgelte“, die Arbeitgeberseite habe aber kein substanzielles Angebot mit klarer Prozentzahl vorgelegt. Daher steuere der Konflikt „unumstößlich“ auf eine weitere Eskalation zu.
Der Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall Harald Marquardt sagte nach den Gesprächen in Böblingen, es sei den Beschäftigten nicht damit gedient, wenn die Unternehmen die aktuelle Krise nicht überlebten: „Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht es um Wohlstandserhalt, bei vielen unserer Mitglieder geht es um die nackte Existenz.“
Er appellierte an die Gewerkschaft, von einer Verschärfung des Tarifkonflikts abzusehen und eine Lösung am Verhandlungstisch zu suchen. Der Wille, beim nächsten Verhandlungstermin am 17. November zu einer Lösung zu kommen, sei da, auch wenn beide Seiten noch „meilenweit voneinander entfernt“ seien.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Die IG Metall in Baden-Württemberg will offenbar tatsächlich bis zum nächsten Verhandlungstermin auf eine weitere Eskalation verzichten. IG-Metall-Bezirksleiter Zitzelsberger will in der Zwischenzeit mit Marquardt telefonisch in Kontakt bleiben.
Sollten die Verhandlungen erneut scheitern, könnte die Gewerkschaft Maßnahmen wie 24-Stunden-Warnstreiks oder Erzwingungsstreiks anwenden. Das hatte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann im Vorfeld der vierten Verhandlungsrunde deutlich gemacht.
>> Lesen Sie dazu: IG-Metall-Chef Jörg Hofmann kündigt Streiks an: „Die Arbeitgeber gehen nicht auf unsere Forderungen ein“
Ebenfalls am Dienstag verhandelte auch die IG Metall in Bayern, hier wurde die vierte Verhandlungsrunde zwischen dem Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (VBM) und der IG Metall ergebnislos vertagt. Am Donnerstag steht dann die nächste Runde in Nordrhein-Westfalen an. Üblicherweise vereinbarte in der Vergangenheit einer der drei Regionalbezirke einen Pilotabschluss, der dann von den anderen Bezirken übernommen wurde.
Am 14. November soll der IG-Metall-Vorstand dann über den Stand beraten, der bis dahin bei den auf regionaler Ebene geführten Verhandlungen erzielt worden ist.
IG Metall sieht gute Ertragslage in der Branche
Die Arbeitgeber hatten in der dritten Verhandlungsrunde eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro angeboten. Das entspricht genau dem Betrag für Sonderzahlungen, den die Bundesregierung bis Ende 2024 von Steuern und Sozialabgaben befreien will.
Die IG Metall fordert hingegen acht Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Sie begründet ihre Forderung mit den starken Preissteigerungen, unter denen die Beschäftigten zu leiden hätten, und der guten Auftrags- und Ertragslage bei der Mehrzahl der Unternehmen der Branche.
Arbeitgeber sehen Unternehmen genauso gefährdet wie Angestellte
Die Arbeitgeber verweisen auf ein sehr differenziertes Bild in der Branche und eine drohende Rezession. Die Unternehmen hätten unter den hohen Energiepreisen genauso zu leiden wie die Beschäftigten. Nach einer Gesamtmetall-Umfrage sieht sich jeder sechste Betrieb angesichts der stark gestiegenen Gas- und Strompreise in seiner Existenz gefährdet.
Außerdem zeigten die Arbeitgeber sich bereit, über eine nicht näher bezifferte Prozenterhöhung der Entgelte zu reden, sollte sich die Gewerkschaft auf eine lange Laufzeit von 30 Monaten einlassen.
Die IG Metall versucht ihre Forderungen seit dem 29. Oktober mit Warnstreiks durchzusetzen, an denen sich nach Gewerkschaftsangaben allein in der ersten Woche mehr als 200.000 Beschäftigte beteiligten.
<< Den vollständigen Artikel: Metalltarifrunde: IG Metall eskaliert Streiks zunächst nicht – und hofft auf Ergebnis am 17. November >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.