Nov 12, 2022
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Asien: Ein Raketentest kostet umgerechnet mehrere Millionen Euro – Wie das verarmte Nordkorea das aber finanzieren kann

Written by pinmin


Seoul Nordkoreas Serie von Raketentests scheint nicht abzureißen. Das wirft eine wichtige Frage auf: Wie kann das verarmte Land das eigentlich bezahlen? Manche Experten meinen, dass jeder nordkoreanische Raketenstart – allein an einem einzigen Tag in der vergangenen Woche waren es mindestens 23 – umgerechnet etwa zwei bis zehn Millionen Euro kosten könnte.

Andere sagen, dass realistische Schätzungen angesichts  der extremen Verschlossenheit dieses Landes unmöglich seien und Nordkorea Waffen wahrscheinlich viel billiger als andere Länder herstellen könne – aufgrund von Gratisarbeit und möglicher heimlicher chinesischer und russischer Unterstützung.

Wie auch immer: Es gibt keine Anzeichen dafür, dass Nordkoreas wirtschaftliche Probleme sein Waffenprogramm bremsen. Machthaber Kim Jong Un ist entschlossen zu demonstrieren, dass er die Fähigkeit besitzt, Atomwaffenangriffe gegen Südkorea und die USA auszuführen, wenn er das wollte – ein Druckmittel, mit dem er sich Zugeständnisse erhofft. Hier ein Blick auf die finanziellen Dimensionen der nordkoreanischen Raketenstarts.

Wie viel kostet jeder Test?

Allein am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche hat Nordkorea mindestens 29 Raketen gestartet, am Samstag und am (gestrigen) Mittwoch kamen weitere dazu – und das nach einer bereits alle bisherigen Rekorde brechendem Zahl von Raketentests in diesem Jahr. In vielen Fällen handelte es sich um nuklearfähige ballistische Raketen, konzipiert, um südkoreanische und US-Ziele zerstören zu können. 

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Soo Kim, eine Sicherheitsanalystin bei der Denkfabrik RAND Corporation in Kalifornien, glaubt, dass ein nordkoreanischer Test umgerechnet zwischen mehreren Millionen und etwa zehn Millionen Euro kosten könnte. Das wäre billiger als ähnliche Tests in anderen Ländern, teilweise deshalb, weil die Löhne in Nordkorea weitaus niedriger sind.

Kim Jong Un

Machthaber Kim Jong Un ist entschlossen zu demonstrieren, dass er die Fähigkeit besitzt, Atomwaffenangriffe gegen Südkorea und die USA auszuführen, wenn er das wollte.



(Foto: dpa)

Bruce Bennet, ein anderer Experte der RAND Corporation, spricht von umgerechnet ungefähr zwei bis drei Millionen Euro Kosten für jede der am Mittwoch vergangener Woche gestarteten Raketen kürzerer Reichweite.

Die Gesamtkosten allein an diesem Tag liegen zwischen umgerechnet rund 50 und 75 Millionen Euro, wie er Radio Free Asia sagte. RFA zufolge entspricht der geschätzte Maximalbetrag etwa der Summe, die Nordkorea 2019 für den Import von Reis aus China ausgab, um Getreideknappheit in jenem Jahr abzumildern.

Lee Illwoo vom Korea Defense Network in Südkorea sagt dagegen: „Es gibt keine Möglichkeit für uns herauszufinden, zu welchen Kosten Nordkorea bestimmte Waffenteile produziert. Sie könnten sie selbst hergestellt oder China sie ihnen gratis oder zu einem extrem billigen Preis gegeben haben.“

>> Lesen Sie hier: Kim rüstet auf – Wie gefährlich ist sein Atomprogramm?

Das staatliche Korea Institute for Defense Analyses in Seoul sprach in einem Bericht im September von schätzungsweise bis zu umgerechnet 1,6 Milliarden Euro, die Nordkorea seit den 1970er Jahren für sein Atomprogramm ausgegeben hat. Der Report benutzte zur Berechnung Analysen Atomprogramme in anderen Ländern, aber manche Beobachter warnen vor der Anwendung ausländischer Daten, weil die nordkoreanische Regierung nicht für Arbeit oder Grundstücke bezahlen müsse.

Wie werden die Raketentests finanziert?

Nordkoreas wirtschaftliche Probleme haben sich durch die Corona-Pandemie verschärft, aber es gibt keine Berichte über große soziale Unruhen oder Nahrungsmittelknappheit.

Militärübung Nordkorea

Allein am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche hat Nordkorea mindestens 29 Raketen gestartet.



(Foto: dpa)

Bei der Entwicklung von Waffen besitzt die Parteiführung um Kim Jong Un volle Kontrolle über die Rüstungsindustrie und unterliegt kaum Haushaltsbeschränkungen dabei, was an nationalen Ressourcendafür aufgewendet wird, wie Analyst Hong Min vom Korea Institute for National Unification erklärt.

>> Lesen Sie hier: Nordkorea schießt 170 Artilleriegeschosse in Pufferzone mit Südkorea

Nach seinen Angaben scheint zudem Russlands Krieg in der Ukraine Nordkorea neue Gelegenheiten eröffnet zu haben.  Er bezieht sich dabei auf US-Vorwürfe, nach denen Pjöngjang Russland heimlich mit einer „bedeutenden Zahl“ von Artilleriegeschossen versorgt – und im Gegenzug könnte Nordkorea russische Technologietransfers und Ausrüstung anstreben, die es für eine Ausweitung seiner militärischen Fähigkeiten benötige.

Was gewinnt Nordkorea?

Jeder nordkoreanische Raketen- und Atomtest liefere Wissenschaftlern „kostbare Daten“ über Waffenentwicklung und helfe, Kim Jong Uns Führerschaft zu zementieren, sagt Kim Taewoo, früherer Leiter des Korea Institute for National Unification. Zugleich werde das Bündnis zwischen Südkorea und den USA herausgefordert.

Kim Jong Un und Wladimir Putin im Jahr 2019

Unterstütz Russland Nordkorea heimlich bei den Tests?



(Foto: dpa)

Nordkorea hat argumentiert, dass es mit seinen Raketentests auf gemeinsame Manöver der beiden Länder reagiere, die es als Übung für eine Invasion betrachte. Vor diesem Hintergrund gehen die Testaktivitäten wahrscheinlich weiter, da Südkorea und die USA regelmäßig Manöver abhalten.

Nordkorea hat nach Schätzungen etwa 1000 ballistische Raketen, mehr als genug, um seine Druckkampagne über die US-Präsidentschaftswahlen 2024 hinaus fortzusetzen – im Versuch, eine Aufhebung von Sanktionen und andere Zugeständnisse zu erhalten, wie Analyst Go Myong Hyun vom Asian Institute for Policy Studies sagt. Nordkorea wolle bis 2024 demonstrieren, dass sein nukleares Waffenarsenal sehr fortgeschritten sei und eine viel größere Bedrohung darstelle als zuvor, so Go.

Mehr: Koreas New Deal zeigt, wie Staat und Konzerne Zukunftsbranchen besetzen wollen



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