Nov 17, 2022
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US-Präsidentschaftskandidatur: Trump laufen die Großspender davon

Written by Annett Meiritz


Es sei „an der Zeit, dass sich die Republikanische Partei einer neuen Generation von Anführern zuwendet“, sagte Schwarzman, CEO des Private-Equity-Riesen Blackstone, am Mittwoch dem Portal „Axios“. Ken Griffin, Gründer des Hedgefonds Citadel, hatte zuvor erklärt, er wolle statt Trump den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, unterstützen.

DeSantis gilt als aussichtsreicher Anwärter auf eine Präsidentschaftskandidatur und dürfte spätestens im kommenden Jahr, wenn die Vorwahlen anlaufen, offiziell Interesse bekunden. Auch Ronald Lauder, Erbe des Estée-Lauder-Imperiums, hat sich der „New York Times“ zufolge entschieden, nicht mehr an Trump zu spenden. 

Der Exodus der Megaspender ist das jüngste Signal, dass sich Teile des konservativen Lagers in den USA von Trump lossagen. Der Ex-Präsident arbeitet an seinem Comeback und bewirbt sich zum dritten Mal in Folge auf das mächtigste Amt der Welt – in der modernen Geschichte der USA ist das ein Novum.

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Dabei war Trump der Verlierer der US-Kongresswahlen. Er finanzierte fast 300 Kandidaten und Kandidatinnen bei den Midterms, doch die Republikaner schnitten deutlich schlechter ab als prognostiziert.

Zwar gewannen mehr als 200 von Trump unterstützte Kandidaten und Kandidatinnen, errechnete der unabhängige „Cook Report“. Allerdings betraf das Wahlkreise, die ohnehin klar republikanisch geprägt sind. In Bundesstaaten, wo es drauf ankam, um die Mehrheiten im Kongress zu ändern, verloren Trumpisten überwiegend gegen die Demokraten. 

Trump war nie der Reichste im Rennen

Trump scheint zunehmend als „Yesterday“ wahrgenommen zu werden – einer, der für die Partei zunehmend zur Last wird. Vor Kurzem war das noch anders: Schwarzman, Griffin und Lauder gehören zu den Großspendern, die Trump lange loyal waren. Schwarzman gehört zu den zehn größten Spendern der Republikaner, der Blackstone-CEO beriet Trump als Präsident im Handelskrieg gegen China.

Auch der Kosmetikmilliardär Lauder hatte ein enges Verhältnis zu Trump. Laut einem Buch der Journalistin und Trump-Kennerin Susan Glasser setzte Lauder Trump die Idee in den Kopf, die USA sollten Grönland kaufen.

Citadel-CEO Griffin ist der drittgrößte politische Spender überhaupt in den USA. Laut der Plattform Open Secrets, die Berichte der amerikanischen Wahlaufsichtsbehörde auswertet, flossen von ihm bei den Midterms 68 Millionen US-Dollar an die Republikaner.

>> Lesen Sie hier: Midterm-Wahlen entschieden: Demokraten halten Senat – Republikaner gewinnen Mehrheit im Repräsentantenhaus

Mehr spendeten nur zwei Männer: Der Versandunternehmer Richard Uihlein, der fast ausschließlich an Rechtsaußenpolitiker und rechte Organisationen spendet, gab 80 Millionen Dollar für die Midterms aus. Auf dem Spitzenplatz ist der linksliberale Milliardär George Soros, der bei den Zwischenwahlen 128 Milliarden an die US-Demokraten spendete. 

Rechter Geldgeber

80

Millionen Dollar

spendete der Unternehmer Richard Uihlein für die US-Zwischenwahlen.

Ob Trump die Distanzierung der Superreichen schadet, ist nicht ausgemacht. Laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ investierte Trump für die Wahlen 2016 gerade einmal 66 Millionen Dollar – es waren bislang die einzigen Wahlen, die er jemals gewann. Die Summe ist ein Bruchteil dessen, was erfolglose Konkurrenten wie Mike Bloomberg oder Tom Steyer ausgaben.

Und auch heute speisen sich Trumps Geldsammelmaschinen, die Political Action Committees (PACs), weitgehend aus Kleinspenden. Laut Daten von Open Secrets hat der Trump-PAC „Save America“ während des Midterm-Wahlkampfs 36 Millionen US-Dollar eingenommen, den Großteil davon über vergleichbare Kleckersummen.

Schon 2016 gewann Trump wohl nicht, weil er der Reichste war, sondern weil er als politischer Quereinsteiger viele Protestwähler anzog. Mit einem ähnlichen Rezept will Trump nun wieder ins Weiße Haus einziehen. Eine Stunde redete er am Dienstag vor Anhängern, als er in seinem Golfklub in Mar-a-Lago seine Kandidatur verkündete.

Trump über Angela Merkel: „Niemand erinnert sich an sie“

Der Ex-Präsident gab einen Vorgeschmack auf seine Kampagne, die vor allem auf Ängste abzielt, dass die USA unter den „total verrückten, irren, radikalen Linken“ untergehen. Trump führte aus, dass Joe Biden weder geistig noch physisch in der Lage sei, die Geschicke der Nation zu steuern. Ein zweites Narrativ, das sich abzeichnet, ist der Widerstand gegen die grüne Energiewende. Biden und die Demokraten verspielten die Energieversorgung der USA, schimpfte Trump.

In diesem Zusammenhang erwähnte er auch Deutschland. „Erinnert ihr euch an Angela? Niemand erinnert sich mehr an sie“, sagte Trump über die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel. Deutschland, behauptete der Ex-Präsident fälschlicherweise, baue angesichts der Abhängigkeit von Russland „neue Kohlekraftwerke“.

Alles in allem klangen seine Schwerpunkte fast exakt so wie immer: Er zog gegen China ins Feld, beschwor eine boomende Wirtschaft, eine abgeriegelte Grenze zu Mexiko und viel Nationalismus.

>> Lesen Sie hier: Kommentar: Noch gefährlicher als Trump selbst ist es, ihn zu unterschätzen

Trump behauptet weiterhin, die Wahlen 2020 seien manipuliert gewesen und Biden habe verloren, eine ganze Bewegung im Land versammelt sich hinter dieser Verschwörungstheorie. Dass Trump von dieser Lüge nicht ablassen will, dürfte ein Grund sein, warum sich einige Großspender abwenden.

„Wir brauchen jemanden, der im Heute und Morgen verwurzelt ist, nicht im Heute und Gestern“, so erklärte Schwarzman seine Entscheidung. In der Republikanischen Partei steht eine ganze Reihe von Politikern bereit, die eine Art „Trumpismus light“ verfolgen, als rationaler gelten und damit unter Umständen mehrheitsfähiger sein könnten.

Neben DeSantis ist das der Gouverneur von Virginia, Glenn Youngkin. Auch Ex-Vizepräsident Mike Pence, die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley, Ex-Außenminister Mike Pompeo oder Tim Scott, Senator aus South Carolina, machen sich bereit. 

Ron DeSantis und Donald Trump

Der Gouverneur von Florida hat gute Chancen auf eine Präsidentschaftskandidatur.


(Foto: AP)

Wie reich Trump wirklich ist und wie sehr er auf Geld von außen angewiesen ist, ist schwer zu sagen. „Forbes“ schätzt Trumps Privatvermögen auf 3,2 Milliarden US-Dollar, allerdings hält der Ex-Präsident seine Steuererklärungen geheim.

Demnächst könnten neue Kosten auf ihn zukommen. Fast zehn verschiedene Ermittlungen laufen parallel gegen ihn, gegen seine Familie oder seinen Immobilienkonzern The Trump Organization. Mal geht es um mutmaßlichen Steuerbetrug, mal um Verrat von Staatsgeheimnissen, an anderer Stelle wird wegen Trumps Putschversuch vom 6. Januar 2021 ermittelt.

Einen Teil der Anwalts- und Prozesskosten hatte bislang die Parteizentrale der Republikaner übernommen, weil sie sich auf Trumps Zeit als Präsident beziehen. Damit ist es vorbei, seit Trump seine Kandidatur erklärt hat. „Wir können keinen Kandidaten finanziell unterstützen“, sagte Parteichefin Ronna McDaniel. 

Mehr: Wer könnte ein Duell Trump gegen Biden verhindern? Diese potenziellen Nachfolger stehen bereit 



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