Der CEO der Deutschen Bahn muss derzeit Stromverträge für 2023 abschließen – zu deutlich höheren Kosten.
(Foto: dpa)
Brüssel Die anstehende Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn wird ihre Mehrkosten durch die stark gestiegenen Strompreise nicht vollständig ausgleichen. „Wir erwarten im nächsten Jahr deutliche Ergebniseinbußen, weil wir zusätzliche Kosten haben, die wir definitiv nicht weitergeben können und wollen“, sagte Bahn-Chef Richard Lutz dem Handelsblatt. Für 2023 erwartet er Mehrkosten in Höhe von 1,5 bis zwei Milliarden Euro.
Sein Ziel bleibe, mehr Kunden für die Deutsche Bahn zu gewinnen, sagte Lutz. Stärkere Preiserhöhungen hätten dagegen die Gefahr mit sich gebracht, Marktanteile zu verlieren.
Die Bahn hat im September angekündigt, die Preise im Fernverkehr um durchschnittlich 4,9 Prozent zu erhöhen. In Deutschland wird die Inflation laut EU-Kommission in diesem Jahr bei rund 8,8 Prozent liegen. Getrieben wird sie vor allem von den Energiepreisen, die einen großen Teil der Kosten des Bahn-Konzerns ausmachen.
„Um das auszugleichen, müssten wir die Ticketpreise eigentlich deutlich stärker erhöhen“, sagte Lutz. Einen konkreten Wert nannte er nicht.
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Die Bahn kauft den Strom über langfristige Verträge ein. Entsprechend wird sich der starke Strompreisanstieg in diesem Jahr nur geringfügig auf das Unternehmen auswirken. Der Konzern erwartet einen operativen Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro. Im Jahr 2023 werden die höheren Kosten jedoch deutlich bei der Deutschen Bahn ankommen.
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Lutz warnte davor, dass ohne Entlastung beim Strompreis ein Schaden für das Klima entstehen werde: „Einige Wettbewerber fahren im Güterverkehr schon mit Diesel statt mit Strom. Kommerziell ist das die richtige Entscheidung, für die CO2-Bilanz aber eine Katastrophe.“ Der Preis für Diesel sei um rund 80 bis 100 Prozent gestiegen, der Preis für Strom in Spitzenzeiten aber um 700 bis 800 Prozent.
Derzeit ist offen, in welchem Maße die Deutsche Bahn und ihre Wettbewerber auf der Schiene von der geplanten Strompreisbremse profitieren werden.
Das 49-Euro-Ticket bezeichnete Lutz als „gesunden Kompromiss“. Überlastungen wie durch das Neun-Euro-Ticket im Sommer erwarte er nicht, wohl aber, dass langfristig mehr Menschen auf die Bahn umstiegen und auf ein eigenes Auto verzichteten. Entsprechend müsse das Angebot ausgebaut werden.
Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, im kommenden Jahr ein deutschlandweit gültiges Nahverkehrsticket zum Preis von 49 Euro anzubieten. Noch ist allerdings unklar, ob es wirklich wie geplant eingeführt werden kann, da die Betreiber von Bussen und Bahnen weitere finanzielle Zusagen fordern.
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Lutz äußerte sich am Rande einer Feier zum 20-jährigen Bestehen der ICE-Verbindung Frankfurt-Brüssel in Brüssel. Auf solchen internationalen Verbindungen verzeichne die Bahn derzeit die höchsten Wachstumsraten. Auch Interrailtickets verkauften sich in diesem Jahr besonders gut.
Die Bahn will grenzüberschreitende Verbindungen weiter ausbauen. Ende 2023 sollen etwa die Städte Berlin, Wien, Brüssel und Paris über den Knotenpunkt Frankfurt am Main mit Nachtzügen verbunden werden. Die Züge dafür stellt die österreichische ÖBB.
„Wir wollen finanziell attraktive Angebote machen, damit die Menschen die Möglichkeit haben, auf Flüge zu verzichten“, sagte Lutz.
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