Berlin Im Mint-Bereich – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – gibt es trotz Ukrainekrieg und Konjunkturabkühlung viel zu wenige Arbeitskräfte. Im Oktober 2022 fehlten nach dem neuen Mint-Herbstreport rund 326.100 Spezialisten. Das betrifft sowohl Gesellen als auch Akademikerinnen.
Das ist der zweithöchste jemals gemessene Wert, nur 2018 waren es minimal mehr, teilte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) mit. Berechnet wird die „Lücke“ aus der Differenz zwischen offenen Stellen und Arbeitslosen in diesen Bereichen.
Besonders deutlich sind die Engpässe in den IT-Berufen und der Energie- und Elektrotechnik. Lediglich am Bau, wo das Geschäft deutlich eingebrochen ist, ist auch die Nachfrage nach Technikern leicht zurückgegangen.
Grund für den steigenden Fachkräftemangel bei gleichzeitig schwächelnder Konjunktur sind „die Herausforderungen von Klimaschutz, Digitalisierung und demografischen Wandel“, sagt der Chefautor des Reports, IW-Innovationsexperte Axel Plünnecke. Denn „eine stärkere Innovationstätigkeit ist der zentrale Hebel, um die Herausforderungen zu meistern“.
Doch obwohl Mint-Berufe überdurchschnittlich bezahlt werden und die Mehrheit der Hochschulabsolventen in diesem Feld Bildungsaufsteiger aus Nichtakademiker-Elternhäusern sind, „fehlt uns der Nachwuchs“, sagt Christina Ramb aus der BDA-Geschäftsführung.
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Im Studienjahr 2021/22 begannen nur noch 172.000 Erstsemester ein Mint-Studium – 2016/2017 waren es noch 198.000. Entsprechend wird in den nächsten Jahren die Zahl der Absolventen sinken.
Mehr weibliche Fachkräfte
Positiv ist lediglich, dass der Anteil der Frauen in den Mint-Berufen seit 2012 leicht von knapp 14 auf knapp 16 Prozent gestiegen ist. Zuletzt arbeiteten 1,1 Millionen Frauen in einem Mint-Beruf. Deutlich größer war das Plus bei den Ingenieuren, wo die Frauenquote von 15 auf 19,4 Prozent stieg. „Damit können wir uns aber nicht zufriedengeben“, mahnt Ramb. „Wir müssen mehr Mädchen und junge Frauen für Mint begeistern.“
Der Report zeigt zudem, wie wichtig ausländische Fachkräfte für den Arbeitsmarkt sind. Wäre ihre Beschäftigung in den Mint-Berufen nur so langsam gestiegen wie bei den Deutschen, „wäre die Fachkräftelücke heute um 340.000 Personen größer und würde damit einen Wert von knapp 670.000 erreichen“, so die Studie. Um den innovationsgefährdenden Mangel an Fachpersonal zu bekämpfen, fordern die Autoren eine erleichterte Zuwanderung – auch über die Anwerbung ausländischer Studierender.
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Auch müsse die Bildungspolitik aktiver werden, fordern Experten. „Die jüngsten Vergleichstests an Schulen machen deutlich, dass die Kompetenzen auch in den Mint-Fächern sinken und die Chancenungleichheit bereits in der frühen Phase vieler Bildungsbiografien massiv zunimmt“, warnen Edith Wolf und Ekkehard Winter vom Nationalen Mint Forum.
Um die Chancen speziell von Kindern mit Migrationshintergrund – das sind 40 Prozent des Nachwuchses – zu verbessern, müssten Familien- und Kultusminister dafür sorgen, dass sie häufiger in eine Kita gehen, um frühzeitig Deutsch zu lernen.
<< Den vollständigen Artikel: Fachkräftemangel: Deutschland fehlen rund 326.000 Mint-Experten >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.