Nov 25, 2022
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Bauministerkonferenz: „30.000 Euro mehr für ein normales Einfamilienhaus“ – Bauindustrie fürchtet massiven Konjunktureinbruch

Written by Silke Kersting


Bau eines Einfamilienhauses

Die Preissteigerungen sind enorm.


(Foto: IMAGO/MiS)

Berlin Der Bauindustrie drohen Stagnation und Auftragseinbrüche. War die Branche noch während der Corona-Pandemie ein Stützpfeiler der deutschen Wirtschaft, führen jetzt enorm gestiegene Energie-, Material- und Baupreise sowie das anziehende Zinsniveau dazu, dass insbesondere im Wohnungsbau neue Projekte aufgeschoben oder storniert werden.

Vor der Bauministerkonferenz der Länder mit Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) an diesem Freitag in Berlin drängen Bauindustrie, Baugewerbe, Handwerk und Baustoffindustrie den Staat zum Handeln.

In einem Positionspapier der Verbände, das dem Handelsblatt vorliegt, heißt es: „Um einen massiven Konjunktureinbruch zu vermeiden und die dringend benötigten Fachkräfte in der Branche zu halten, muss der sich abzeichnende Rückgang der Neubautätigkeit bestmöglich abgefedert werden.“

Damit gemeint ist vor allem die staatliche Neubauförderung. Das vom Bundesbauministerium angekündigte Konzept, wie der Bau bezahlbarer Wohnungen künftig gefördert werden soll, steht zum Ärger der Branche noch aus.

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„Die Bundesregierung hat von einer Neuausrichtung der Förderkulisse für Anfang 2023 gesprochen – bisher liegt uns aber noch nichts Konkretes vor, keine Eckdaten, kein Rahmen – nichts“, sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

Baukostensteigerung um 30.000 Euro

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB), sagte, mit den im Frühjahr verschärften Förderbedingungen hätten sich die Baukosten für ein „normales Einfamilienhaus“ um rund 30.000 Euro erhöht. Es müsse „dringend nachgearbeitet“ werden. Zudem forderte er eine Sonderabschreibung im Mietwohnungsbau.

>> Lesen Sie auch: Weniger Genehmigungen für Wohnungsbau – Experten sehen „brenzlige Lage“

Nach Angaben des Bundesbauministerium soll das überarbeitete Förderkonzept ab dem zweiten Quartal 2023 greifen. Die Branche war dagegen von neuen Konditionen ab Januar ausgegangen. Dann geht die Neubauförderung vom Bundeswirtschafts- auf das Bauministerium über. Die Förderung für die energetische Sanierung des Wohnungsbestandes verbleibt im Wirtschafts- und Klimaschutzministerium von Robert Habeck (Grüne).

Dem Bauministerium steht für die Neubauförderung bislang eine Milliarde Euro zur Verfügung. Davon sind 650 Millionen Euro für den Mietwohnungsbau gedacht, 350 Millionen Euro für die Förderung von Wohneigentum. Noch im September hatte eine Sprecherin  gesagt, die Konzeption der Neubauförderung werde derzeit finalisiert. Man wolle sich im Herbst dazu äußern.

Wohnungsbau

Nicole Razavi, baden-württembergische Ministerin für Wohnen und Bundesbauministerin, und Klara Geywitz (rechts) bei der Besichtigung der Baustelle „Stuttgart21“.


(Foto: dpa)

Auch im Ergebnispapier des „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“, das am 12. Oktober von Geywitz und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vorgestellt wurde, heißt es, die „Etablierung einer eigenständigen Neubauförderung“ sei bis 1.1.2023 durch den Bund umzusetzen. Vertreter von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hatten eine Investitions- und Innovationsoffensive mit 187 Punkten erarbeitet, die Bauvorhaben beschleunigen sollte.

>> Lesen Sie hier: KfW-Neubauförderung: Noch können Hausbauer mehr als 100 Millionen Euro abrufenEin Förderchaos wie im Frühjahr soll es nicht geben. Bis ein neues Konzept greift, soll nach Informationen des Handelsblatts das bisherige weiterlaufen. Im Frühjahr musste Habeck zweimal die staatliche Unterstützung stoppen, weil die Gelder ausgingen.

Danach wurden die Bedingungen verschärft. Seit dem 21. April fließen nur noch Gelder für Neubauten nach dem Effizienzhausstandard 40 (EH40) plus Qualitätssiegel für nachhaltiges Bauen.

EH40 bedeutet, dass ein Gebäude nur 40 Prozent der Energie verbraucht, die ein gesetzlich definiertes Standardhaus benötigt. Je kleiner die Kennzahl, desto geringer ist der Energiebedarf der Immobilie. Bis zum vergangenen Jahr waren noch EH55-Gebäude gefördert worden. Das wurde zum Ärger der Wohnungswirtschaft gestrichen.

Das staatliche Gütesiegel QNG des Bauministeriums wiederum ist mit Anforderungen an die ökologische Qualität von Gebäuden verbunden, etwa die Verwendung schadstoffarmer Baumaterialien.

Wirtschaft fordert attraktivere Fördersätze und eine Sonderabschreibung

Die neue Förderung soll unter anderem eine stärkere Fokussierung auf die Treibhausgasemissionen im gesamten Lebenszyklus des Gebäudes vorsehen. Das hatte die Ampel im Koalitionsvertrag verabredet.

„Die Verknüpfung des Nachhaltigen Bauens mit der Neubauförderung ist ein Chancenbringer für die Etablierung von Nachhaltigkeitsaspekten in Planungsprozessen“, heißt es dazu in dem Positionspapier von Bauindustrie, Baugewerbe, Handwerk und Baustoffindustrie. Aber: „Es sollte mit deutlich attraktiveren Fördersätzen angereizt werden.“

Begrüßt wird die geplante Anhebung der linearen Abschreibung im Mietwohnungsbau ab Mitte 2023, ebenso die sukzessive Ausweitung der sozialen Wohnraumförderung in den kommenden Jahren. „Der Mittelhochlauf bei der sozialen Wohnraumförderung sollte jedoch schneller erfolgen und muss entsprechend durch Ländermittel flankiert werden“, heißt es. In Regionen mit besonders angespannten Wohnungsmärkten pochen die Verbände auf zusätzliche steuerliche Anreize in Form einer Sonderabschreibung.

Auch der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) warnte vor einem „vollständigen Erliegen“ des Wohnungsneubaus und forderte mit Blick auf das Treffen am Freitag Bund und Länder auf, die Bündnisbeschlüsse abzuarbeiten.

BFW-Präsident Dirk Salewski sagte: „Projektentwickler und Bauträger beginnen keine neuen Projekte, weil es unbezahlbar geworden ist für Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch komplett unwirtschaftlich für die Unternehmen.“

Mehr: Wo es rund um die Hauptstadt noch bezahlbare Immobilien gibt



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Politik

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