Nov 28, 2022
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Immobilien: Wohneigentumsförderung wird neu aufgestellt: Käufer von Bestandsbauten gehen leer aus

Written by Heike Anger


Wärmedämmung

Die Bundesregierung hatte zuletzt entschieden, bei ihrer milliardenschweren Gebäudeförderung umzuschwenken.


(Foto: imago stock&people)

Berlin Künftig wird nur noch der Erwerb von energieeffizientem Neubau staatlich gefördert. Käufer von Bestandsbauten werden leer ausgehen. Das bestätigte das Bundesbauministerium (BMWSB) von Klara Geywitz (SPD) am Montag in Berlin.

„Die Gelder, die wir für die Neubauförderung bekommen, sind aus dem Klima- und Transformationsfonds“, erklärte die Leiterin der Abteilung Wohnen im BMWSB, Annett Jura. „Das heißt, diese Gelder dürfen nur für energetisch sinnvolle Förderung ausgegeben werden.“

Zwar würden Familien vor allem investieren, indem sie bestehende Wohnungen und Häuser erwerben, sagte Jura. Aber um Bestandsbauten kümmere sich das Bundeswirtschaftsministerium. Und auch hier werde es künftig nur noch Förderung für energetische Sanierungsmaßnahmen geben: „Der Erwerb an sich wird nicht gefördert.“ Auch das Baukindergeld, über das bislang der Erwerb von Bestandsbauten gefördert wurde, läuft zum Jahresende aus.

Baukindergeld läuft ebenfalls aus

Die Bundesregierung hatte zuletzt entschieden, bei ihrer milliardenschweren Gebäudeförderung umzuschwenken: Der Fokus wird nun auf Sanierungen liegen. Hier sollen jährlich zwölf bis 13 Milliarden Euro fließen, verantwortet von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Nur noch eine Milliarde wird auf den Neubau entfallen, verbunden mit hohen Standards für energieeffizientes Bauen. Für die Förderprogramme ist Geywitz zuständig.

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Zuletzt hatte die Bauministerin das Baukindergeld, einen Zuschuss zum selbst genutzten Wohneigentum für Paare mit Kindern und Alleinerziehende, vorzeitig eingestampft. Seit September 2018 konnten Haushalte mit einem Einkommen von maximal 90.000 Euro bei einem Kind oder plus 15.000 Euro für jedes weitere Kind einen Antrag bei der staatlichen Förderbank KfW stellen.

>> Lesen Sie hier: Weniger Genehmigungen für Wohnungsbau – Experten sehen „brenzlige Lage“

Nun läuft die Förderung spätestens mit dem 31. Dezember 2022 aus. Zuletzt waren laut Angaben des Bauministeriums noch rund 180 Millionen Euro abrufbar. Insgesamt standen für das Baukindergeld seit Beginn der Förderung 9,9 Milliarden Euro zur Verfügung. Gefördert wurde der Erwerb von Neubauten und Bestandsbauten.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD)

Die Ministerin für Wohnungen, Stadtentwicklung und Bauwesen hat die Eckpunkte für die künftige Wohneigentumsförderung festgezurrt.


(Foto: dpa)

Für die künftige Eigenheimförderung stehen ab Juni kommenden Jahres für „Schwellenhaushalte“ 350 Millionen Euro zur Verfügung, wie BMWSB-Abteilungsleiterin Jura am Montag bestätigte. Damit sind Familien mit einem Kind und einem maximal zu versteuernden Jahreseinkommen in Höhe von 60.000 Euro gemeint. Jedes weitere Kind erhöht die Schwelle um 10.000 Euro.

„Wir werden zinsvergünstigte KfW-Darlehen ausreichen“, sagte Jura. Diese sollten die marktüblichen Zinssätze „mit zwei Punkten unterbieten“. Bestandsbauten könnten auf diese Weise aber nicht mehr gekauft werden, sondern nur noch Neubauten mit Effizienzhausstandard 40 (EH40) plus Qualitätssiegel für nachhaltiges Bauen. EH40 bedeutet, dass ein Gebäude nur 40 Prozent der Energie verbraucht, die ein gesetzlich definiertes Standardhaus benötigt.

Weitere 650 Millionen Euro sind für alle anderen Antragsteller gedacht, also für Wohnungskonzerne, Genossenschaften oder Besserverdiener.

Wohnwünsche werden meistens nicht in Neubauten umgesetzt

Dass die Bundesregierung künftig den Kauf von Bestandsbauten nicht mehr fördern wird, wirft Fragen auf. Denn eine Bestandsaufnahme zur Wohneigentumsbildung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), die am Montag vorgestellt wurde, zeigt, dass die Wohnwünsche tatsächlich meist nicht im Neubau umgesetzt werden.

Dies habe unterschiedliche Gründe – von der Finanzierbarkeit über die Kaufangebote bis zu Lagevorteilen der Immobilien. In der Studie heißt es: „Wohneigentumsbildung findet daher meist in Form von gebrauchten Immobilien statt.“

>> Lesen Sie hier: Ausblick am Bau ist trüb – Unternehmen melden Finanzierungsprobleme

Die zentralen Befunde der Studie, die im Auftrag des Ministeriums erstellt wurde und sich auf eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar stützt: Viele Menschen in Deutschland wünschen sich Wohneigentum und bevorzugen vor allem das frei stehende Einfamilienhaus.

  • Aktuell erwerben jährlich rund 390.000 Haushalte Wohneigentum in Deutschland, davon 197.000 Haushalte mit Kindern.
  • Die Eigentümerquote ist seit etwa zehn Jahren nicht mehr gestiegen und liegt bei 46,3 Prozent.
  • Die Wohneigentumsbildung erfolgt vorwiegend in gebrauchten Immobilien. Dieser Trend hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt. Gebrauchte Objekte sind meist günstiger als der Neubau. 56 Prozent der Käufer erwarben ihre Immobilie im Bestand. 23 Prozent erbten ein Objekt oder erhielten es als Geschenk. Damit liegt der Anteil von Bestandsimmobilien bei der Wohneigentumsbildung bei 79 Prozent. Die restlichen 21 Prozent entfallen auf den Neubau. In den Jahren vor der Jahrtausendwende überwog der Neubau noch mit mehr als 50 Prozent.
  • Besonders groß ist der Wunsch nach einem frei stehenden Einfamilienhaus. 45 Prozent der befragten Haushalte bildeten im Zeitraum 2018 bis 2021 Wohneigentum in diesem Segment – und damit deutlich mehr als beispielsweise noch Anfang der 1990er-Jahre mit 25 Prozent. 19 Prozent entschieden sich für eine Doppelhaushälfte, 17 Prozent für eine Eigentumswohnung, 13 Prozent für ein Reihenhaus.

BMWSB-Abteilungsleiterin Jura sagte, mit der Coronapandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine kämen nun ganz andere Rahmenbedingungen auf die Erwerber zu. Darauf müsse die Politik reagieren. Die steigenden Bauzinsen machten die Situation nun schwieriger für die Erwerber von Wohneigentum. Sie fügte hinzu: „Wir müssen auch an energetische Ziele denken, an den Klimaschutz und den Flächenverbrauch.“

Mehr: „30.000 Euro mehr für ein normales Einfamilienhaus“ – Bauindustrie fürchtet massiven Auftragseinbruch



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