Dec 4, 2022
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Konjunktur: Verbraucher greifen wieder zu – HDE-Konsumbarometer steigt auf höchsten Wert seit Juli

Written by Axel Schrinner


Düsseldorf Volle Speicher, sinkende Gas- und Ölpreise und schuldenfinanzierte Konjunkturstützen der Bundesregierung haben die Stimmung in der deutschen Volkswirtschaft verbessert. Auch die Verbraucher sind wieder optimistischer, wie das HDE-Konsumbarometer zeigt.

Dieses hat für Dezember mit 87,8 Zählern ein Fünfmonatshoch erreicht. Das Barometer wird monatlich vom Handelsblatt Research Institut (HRI) für den Handelsverband HDE berechnet; es basiert auf einer repräsentativen Befragung von rund 1600 Haushalten.

HRI-Präsident Bert Rürup sagte: „Ganz so leer, kalt und dunkel, wie von manch Pessimisten befürchtet, wird es unter dem Weihnachtsbaum wohl nicht werden.“

Alle Einzelkomponenten des HDE-Barometers weisen für Dezember nach oben. Die Konjunktur- und Einkommenserwartungen steigen sprunghaft, die Anschaffungsneigung nimmt zu und die Inflationssorgen sinken. Die Sparneigung bleibt auf hohem Niveau; die Verbraucher sind also mehrheitlich bereit, einen Teil ihres Konsums durch Sparverzicht oder sogar durch die Auflösung von Rücklagen zu finanzieren.

Das ist auch nötig, um das gewohnte Konsumniveau zumindest ansatzweise aufrechterhalten zu können. Laut Statistischem Bundesamt stiegen im dritten Quartal die Nominallöhne zwar um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Hilfen für Verbraucher

Doch im selben Zeitraum kletterten die Verbraucherpreise um 8,4 Prozent. Damit mussten die Beschäftigten bereits im vierten Quartal in Folge einen Reallohnverlust hinnehmen – die Inflation vernichtet also Kaufkraft.

Nach HRI-Schätzungen dürfte sich das Verbraucherpreisniveau binnen drei Jahren um rund 18 Prozent erhöhen; zum Vergleich: In der Phase davor dauerte es rund 14 Jahre, von 2006 bis 2020, bis das Preisniveau ähnlich stark anstieg.

Um die Bürger vor diesen Wohlstandsverlusten abzuschirmen, hat die Regierung bislang drei Hilfspakete beschlossen, deren Volumen das Ifo-Institut auf insgesamt rund 135 Milliarden Euro beziffert.

Hinzu kommen die Gas- und Strompreisbremse, die zusätzlich jeweils deutlich zweistellige Milliardenbeträge Entlastung bringen dürften – und die Staatsverschuldung weiter in die Höhe treiben. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sagte: „Der Staat übernimmt mit den umfangreichen Entlastungspaketen größtenteils die höheren Kosten für importierte Energie.“

Energiekrise in Deutschland

Schuldenfinanzierte Konjunkturstützen der Bundesregierung haben die Stimmung in der deutschen Volkswirtschaft verbessert.



(Foto: dpa)

Als wichtigste Stütze für den privaten Konsum gilt der Arbeitsmarkt – auch wenn die Krise hier erste Spuren hinterlässt. Die Lage sei „insgesamt stabil“, sagte BA-Vorstand Daniel Terzenbach am Mittwoch bei der Vorstellung des Monatsberichts der Bundesagentur für Arbeit (BA).

>> Lesen Sie hier: „Rezession dürfte weniger tief ausfallen, als viele erwartet haben“ – Ifo-Index steigt überraschend deutlich

Allerdings seien Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung saisonbereinigt erneut gestiegen. Auch die Kurzarbeit nehme wieder zu. Nach Hochrechnungen des Ifo-Instituts stieg von August auf November die Anzahl der Kurarbeitenden von 76.000 auf 187.000.

Erwerbstätigkeit steigt weiter

Der Zuwachs geschah vor allem in der Industrie. „Insbesondere die energieintensiven Industrien und die Automobilindustrie greifen wieder vermehrt zur Kurzarbeit. Dies steht im Einklang mit der zuletzt schwächelnden Produktion in diesen Branchen“, sagte Ifo-Experte Sebastian Link.

Industrie

Die Kurzarbeit in der Industrie stieg besonders an.



(Foto: dpa)

Ungeachtet der gesamtwirtschaftlichen Turbulenzen steigt die Erwerbstätigkeit weiter. Nach jüngsten Daten für Oktober waren rund 45,7 Millionen Personen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig.

Damit stieg die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt gegenüber dem Vormonat um 32.000 Personen. Die Bundesregierung geht in ihrer jüngsten Projektion davon aus, dass der Höhepunkt der Erwerbstätigkeit im Jahr 2024 mit durchschnittlich 45,78 Millionen erreicht sein wird. Von da an dürfte diese um rund 130.000 pro Jahr sinken, da die geburtenstarken Jahrgänge nunmehr in den Ruhestand gehen und durch weit geringer besetze Kohorten auf dem Arbeitsmarkt ersetzt werden müssen.

Im Einzelhandel hat sich bislang der Stimmungsumschwung noch nicht bemerkbar gemacht. Nach jüngsten Daten setzten die Einzelhandelsunternehmen im Oktober kalender- und saisonbereinigt real 2,8 Prozent weniger um als im Vormonat.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug das reale Umsatzminus fünf Prozent. Aufgrund des guten Jahresstarts besteht im Handel dennoch die Hoffnung, dass 2022 ein erneutes Rekordjahr werden könnte. In den ersten zehn Monaten betrug das reale Umsatzplus 0,5 Prozent.

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Hohe Zuwächse verzeichneten im bisherigen Jahresverlauf der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren sowie Waren- und Kaufhäuser. Deutlich rückläufig waren die realen Umsätze mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren sowie im Online- und Versandhandel. Einen schweren Einbruch musste der Einzelhandel mit Einrichtungsgegenständen, Haushaltsgeräten sowie Baubedarf verkraften.

Umsatzentwicklung vor Weihnachten

Auf das laufende Weihnachtsgeschäft blicken die Einzelhändler mit gemischten Gefühlen. Laut aktueller HDE-Trendumfrage bewerteten 51 Prozent der befragten Handelsunternehmen die Umsatzentwicklung in der Woche vor dem ersten Advent als nicht zufriedenstellend.

Rund 30 Prozent der Befragten berichteten hingegen von einer guten Entwicklung und Zufriedenheit mit den Umsätzen. Das trifft laut HDE insbesondere auf Handelsunternehmen aus den Bereichen Unterhaltungselektronik, Kosmetik und Lebensmittel zu. Zu den beliebtesten Produkten zählten Smartphones, Weihnachtsdekoration, Pullover und Strickwaren, Schmuck und Gutscheine.

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HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sagte: „Das Weihnachtsgeschäft steht unter dem Eindruck der Energiekrise.“ Der HDE erwartet für November und Dezember einen Gesamtumsatz von mehr als 120 Milliarden Euro. Das wäre zum Vorjahr ein nominales Plus von 5,4 Prozent, aber nach Abzug steigender Preise ein reales Minus von vier Prozent.

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