Dec 7, 2022
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SPD-Spitzenkandidatin in Hessen?: Wechselgerüchte um Innenministerin Faeser sorgen für Unruhe in der Ampelkoalition

Written by Dietmar Neuerer

Berlin Politiker von Grünen und FDP haben von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) eine Entscheidung über ihre politische Zukunft verlangt. Faeser müsse „rasch Klarheit zu den Spekulationen über ihre mögliche Spitzenkandidatur in Hessen schaffen“, sagte die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic, dem Handelsblatt.

Falls sie nicht länger Innenministerin bleiben werde, „darf es bei diesem wichtigen Haus in Zeiten eines Krieges in Europa und multiplen Krisen keine lange Hängepartie geben“. Wahlkampf und die Leitung des Ministeriums seien „angesichts der vielen schwierigen Herausforderungen zusammen schwer vorstellbar“, betonte Mihalic.

Der FDP-Bundesvize Wolfgang Kubicki sieht ebenfalls Klärungsbedarf, ob Faeser vorzeitig aus dem Kabinett ausscheiden will, um die hessische SPD im kommenden Jahr in den Landtagswahlkampf zu führen. „Natürlich sollte nicht der Eindruck entstehen, dass wir in den nächsten Wochen eine Bundesinnenministerin auf Abruf haben“, sagte Kubicki dem Handelsblatt.

Das müsse aber die SPD mit sich selbst ausmachen. Jeder Koalitionspartner entscheide selbst über die Besetzung seiner Ressorts. Gleichwohl dürfe eine mögliche Kabinettsumbildung „nicht zulasten der Arbeitsfähigkeit des Innenressorts gehen“.

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Faeser hat sich bislang bei Fragen zu ihrer politischen Zukunft im Bund und in Hessen nicht festgelegt. Ein Ministeriumssprecher sagte dem Handelsblatt zu den Wechselgerüchten: „Die Bundesinnenministerin führt ihr Amt mit voller Kraft, um die großen innenpolitischen Aufgaben zu erfüllen.“

Aus Faesers Umfeld hieß es, die Entscheidung über eine mögliche Spitzenkandidatur sei noch nicht getroffen, sie werde erst im Februar fallen. Dann will die hessische SPD bekannt geben, mit welchem Spitzenpersonal sie bei der Landtagswahl 2023 antreten wird.

Viele in der hessischen SPD hoffen auf Faeser

Auch die Vizechefin der Unions-Bundestagsfraktion, Andrea Lindholz (CSU), verlangte, dass Faeser nun „umgehend“ für Klarheit sorgt. „Diese monatelange Hängepartie ist eine Zumutung für unser Land und das Ministerium“, sagte Lindholz dem Handelsblatt. Faeser hätte das Ministerinnenamt gar nicht erst übernehmen sollen, wenn sie es nur ein Jahr später wieder abgeben wolle.

„Das Bundesinnenministerium ist ein zentraler Sicherheitsgarant in Deutschland, kein Erfüllungsgehilfe für sozialdemokratische Karrierepläne“, betonte die CSU-Politikerin. Das Innenressort brauche „eine kraftvolle und glaubwürdige Führung, keine Ministerin auf Abruf“.

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Faeser ist derzeit stark gefordert. Neben der Sicherheit im Cyberraum, dem Schutz der kritischen Infrastruktur in Deutschland oder dem Katastrophenschutz bestimmen viele migrationspolitische Themen die Agenda der Ministerin. Die Ampelkoalition hat in ihrem Koalitionsvertrag einen „Neuanfang in der Migrations- und Integrationspolitik“ vereinbart.

Unermüdlich treibt die Ministerin seitdem die Themen voran. Viel Kritik, auch aus der FDP, zog Faeser mit ihren Plänen für eine schnelle Einbürgerung von Ausländern auf sich.

Doch ob sie ihre Vorhaben zu Ende führen wird, ist ungewiss. Schon seit Monaten wird Faeser in Wiesbaden als aussichtsreichste Kandidatin für die Spitzenkandidatur gehandelt, um gegen Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) und Landeswirtschaftsminister Tarek Al-Wazir von dessen grünem Koalitionspartner anzutreten.

Die Konkurrenz

Boris Rhein (r.) und Tarek Al-Wazir besuchen gemeinsam die Hessische Polizeifliegerstaffel.


(Foto: IMAGO/Patrick Scheiber)

Viele in der hessischen SPD hoffen auf Faeser. Auch deshalb, weil die Wahlkampagne mit Themen der inneren und sozialen Sicherheit auf die SPD-Politikerin als Innenministerin zugeschnitten sei, wie aus der Landespartei verlautete.

Verteidigungsministerin Lambrecht heizt Wechselspekulationen um Faeser an

Anfang Mai war Faeser auf einem Landesparteitag in Marburg mit 94,3 Prozent als Landesparteichefin wiedergewählt worden. Kurz vor ihrer Wahl sagte die 51-Jährige, auch wenn sie in dem neuen Amt der Innenministerin viel in Berlin sei, so habe sich doch nichts geändert: „Mein Herz ist in Hessen.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich schon im vergangenen Jahr zu der Frage einer möglichen Spitzenkandidatur Faesers, als er die SPD-Minister für sein Kabinett vorstellte. „Es ist klar“, sagte Scholz seinerzeit, „hier wird ein Kabinettsposten besetzt, um den geht es jetzt und der wird wahrgenommen. Das ist eine Sache, die man mit langer Perspektive vorantreiben muss.“ Und alle anderen Fragen würden in Hessen entschieden, wenn sie so weit seien.

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Faesers Wechsel an die Spitze des Bundesinnenministeriums war überraschend gekommen: Viele Beobachter hatten damals auf die heutige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) als erste Frau in diesem Amt getippt. Lambrecht war es auch, die im Mai die Spekulationen um Faeser mit den Worten anheizte: „Ich setze darauf, dass Nancy Faeser nicht nur Spitzenkandidatin wird, sondern auch die erste Ministerpräsidentin in Hessen.“

Die Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Bundespolizeigewerkschaft, Jochen Kopelke und Heiko Teggatz, setzen darauf, dass Faeser sich sehr bald zur Hessen-Frage eindeutig positioniert. Das sei für die Polizistinnen und Polizisten „von eminenter Bedeutung“, sagte GdP-Chef Kopelke dem Handelsblatt. „Den tatsächlich ernsten innenpolitischen Herausforderungen, denen wir uns hierzulande gegenübersehen, sollten wir mit Klarheit gegenübertreten.“

Auch Teggatz erwartet eine Reaktion der Ministerin. „Das erwarten sicherlich auch die Führungen der Bundespolizei, des Bundeskriminalamtes und des Bundesverfassungsschutzes, da polizeiliche Strategien auf politischen Entscheidungen aufbauen“, sagte er dem Handelsblatt.

Zudem müsse bei einem Wechsel Faesers die Entscheidung der Nachbesetzung „in genau diesem Moment“ geklärt sein. „Wir können uns ein Vakuum an oberster Stelle der inneren Sicherheit nicht leisten.“ Dafür sei die Bedrohungslage „in vielerlei Hinsicht viel zu konkret“. Auch Kopelke plädiert dafür, „Klarschiff zu machen“. „Alles andere wäre angesichts der zu bewältigenden Krisen nicht akzeptabel.“

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