Dec 6, 2022
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Ukraine-Krieg: Attacken auf Stützpunkte weit in russischem Hinterland – Putin beruft Sicherheitsrat ein

Written by Martin Murphy

Berlin, Riga Als Reaktion auf weitere Explosionen auf Militärstützpunkte in Russland hat Wladimir Putin am Dienstag den Sicherheitsrat seines Landes einberufen. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Der Kreml ließ demnach mitteilen, dass hochrangige Vertreter der Sicherheitsbehörden mit dem Präsidenten darüber beraten, wie die „innere Sicherheit“ des Landes gewährleistet werden könne. Weitere Informationen gab es zunächst nicht.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Ukraine offenbar mehrere Flughäfen auf russischem Gebiet angegriffen hat. In der Nacht auf Dienstag sei der Flughafen in Kursk mit einer Drohne attackiert worden, erklärte der örtliche Gouverneur Roman Starowojt in sozialen Medien. Durch den Beschuss sei ein Öltank im Bereich des Flugplatzes in Brand geraten. Auf Twitter waren schwarze Rauchschwaden über dem Flughafen zu sehen.

Der Gouverneur veröffentlichte am Dienstagnachmittag über seinen Telegram-Kanal einen Freiwilligen-Aufruf. Nach „ernsthafter Auswahl“ und „Kampfausbildung“ solle die Gruppe dem Militär helfen, „das Territorium der Region zu schützen“. Die Stadt Kursk liegt etwa 90 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt im Südwesten Russlands.

Der Schlag gegen den Flughafen folgte wenige Stunden nach Angriffen auf zwei Stützpunkte des russischen Militärs, die jeweils Hunderte Kilometer von ukrainischem Staatsgebiet entfernt liegen. Betroffen waren die Militärflughäfen Engels nahe der Stadt Saratow und der Flugplatz Djagiljewo bei Rjasan, die ebenfalls mit Drohnen attackiert worden waren, wie die russische Regierung am Montag bestätigt hatte. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge sollen in Rjasan drei Menschen getötet worden sein, lokale Medien berichten zudem von mindestens fünf Verletzten. Die Stadt liegt nur wenige Autostunden von der russischen Hauptstadt Moskau entfernt.

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Üblicherweise kommentieren ukrainische Stellen angebliche Angriffe auf russischem Staatsgebiet nicht. Der Sprecher des Luftwaffenkommandos der ukrainischen Streitkräfte, Iurii Ihnat, äußerte sich am Dienstag entsprechend nicht im Detail zu den Angriffen.

Wladimir Putin

Der russische Präsident kommt mit seinem Sicherheitsrat zusammen.


(Foto: IMAGO/SNA)

Es seien aber „gute Nachrichten“, wenn ein oder zwei russische Flugzeuge nun außer Betrieb seien. „Vielleicht sind ja noch ein paar weitere außer Betrieb“, sagte Ihnat. Massive Raketenangriffe könne Russland aber weiterhin durchführen: „Sie haben noch viele andere Flugzeuge.“

Für den Militärexperten Mick Ryan lassen sich aus den Attacken einige Erkenntnisse ableiten: Neben dem Fakt, dass die Ukraine zu solchen Aktionen fähig sei, zeige sich, dass Kiew die Angriffe auf die eigene Infrastruktur unterbinden wolle, schreibt der frühere australische General in einem am Dienstag veröffentlichten Newsletter. Zudem dürften die Angriffe auf die Stützpunkte die russische Öffentlichkeit verunsichern.

Experte prognostiziert „schlaflose Nächte“ in Moskau

Der Fliegerhorst Djagiljewo liegt rund 600 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, der in Engels sogar 700 Kilometer. Von Moskau, sagt Ryan, seien es lediglich 640 Kilometer bis zur ukrainischen Großstadt Cherson. Das bedeute nicht, dass die Ukraine Moskau attackieren werde. „Allerdings werde dies zu einigen schlaflosen Nächten in der Hauptstadt führen“, erklärte der Ex-General.

Bei den Angriffen sollen nach einem Bericht der „New York Times“ ukrainische Spezialkräfte vor Ort aktiv gewesen sein. Diese hätten die Angriffe koordiniert. Durch den Einsatz von Soldaten am Zielort lässt sich die Präzision solcher Angriffe erheblich steigern.

Für die Ukraine sind die Luftwaffenstützpunkte Engels und Djagiljew wichtige Ziele. Dort hat Russland einen Teil seiner Bomberflotte stationiert, mit der immer wieder Städte und Infrastruktur in der Ukraine attackiert werden.

Fliegerhorst Engels

Diese Satellitenaufnahme soll einen Bomber vor dem Start am 3. Dezember zeigen.


(Foto: via REUTERS)

Bei dem Angriff auf Engels wurden offenbar mindestens zwei schwere Bomber vom Typ Tu-95 Bear beschädigt. In sozialen Medien kursieren Fotos, die eine Maschinen zeigen sollen. Diese hat demnach erhebliche Schäden am Leitwerk und dürfte einige Zeit außer Gefecht gesetzt sein.

Genaue Informationen über die Schäden vor Ort habe man zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sagte der ukrainische Luftwaffensprecher Ihnat. Man hoffe, dass die russische Seite „einige erhebliche Verluste“ erfahren habe.

Britischer Geheimdienst: Russische Flugabwehr unzuverlässig

Seit dem Angriff Russlands am 24. Februar finden die Kampfhandlungen fast nur auf ukrainischem Territorium statt. Zunehmend gibt es aber auch Angriffe auf militärische Ziele auf russischem Staatsgebiet, die Beobachter der Ukraine zuschreiben. Im Ziel stehen dabei militärische Einrichtungen und Nachschublinien, über die die russischen Truppen mit Waffen und Munition versorgt werden.

Aus Sicht des britischen Geheimdienstes wiegt besonders der Angriff auf Engels schwer. An dem Stützpunkt seien über 30 schwere Bomber stationiert, die Teil der nuklearen Abschreckung Russlands seien, erklären die Briten. Dass dieser nun mit Drohnen attackiert werden konnte, zeige, wie unzuverlässig die russische Flugabwehr funktioniere.

Beamte am Flugplatz Djagilewo bei Rjasan

Russische Behörden meldeten drei Tote und fünf Verletzte nach einer Explosion, die durch einen Drohnenangriff ausgelöst worden sein soll.


(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Bei den eingesetzten Drohnen handelt es sich nach Angaben der russischen Regierung um Gerätschaft aus der Sowjetzeit. Nach Angaben des Militäranalysten Rob Lee handelt es sich um Drohnen vom Typ Tupolev M-141. Auch wenn das in den 70er-Jahren entworfene Fluggerät über die Jahre nachgebessert sein könnte, soll dieser Typ groß und eher schwerfällig sein.

In den vergangenen Wochen hatte der staatliche ukrainische Waffenhersteller Ukroboronprom mehrfach angedeutet, kurz vor dem Abschluss der Arbeiten an einer neuen Langstreckendrohne zu stehen.

Mehr: Warum Russland die Lufthoheit über der Ukraine nicht zurückgewinnt



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