London/Berlin Die Krise der Lebenshaltungskosten in Großbritannien macht sich mit steigender Arbeitslosigkeit und einer Streikwelle zusehends bemerkbar. Laut Angaben des Statistikamts ONS vom Dienstag stieg die Erwerbslosenquote im Drei-Monatszeitraum von August bis Oktober auf 3,7 Prozent, gegenüber 3,6 Prozent in den drei Monaten bis September. Die Briten leiden unter der Energiekrise und der hohen Inflation, die an der Kaufkraft der Bürger nagt. Dies hat zu einer Streikwelle geführt, die viele Berufsgruppen umfasst – von Lehrern bis hin zu Anwälten. Laut dem ONS gingen allein im Oktober 417.000 Arbeitstage durch Streiks verloren – der höchste Wert seit November 2011.
Gewerkschaften drängen angesichts einer Inflationsrate von zuletzt 11,1 Prozent auf Lohnerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich. Die Regierung des konservativen Premiers Rishi Sunak hat sich bisher geweigert, solchen Forderungen für den öffentlichen Dienst nachzugeben. Sie versucht stattdessen, die Gesetze zu verschärfen, um einige Streiks zu stoppen.
Doch Arbeitsniederlegungen gibt es im laufenden Monat fast an jedem Tag: Derzeit rollt eine neue Streikwelle der Eisenbahner, am Donnerstag und am 20. Dezember will auch das Pflegepersonal in den Ausstand treten. Gewerkschaften gehen davon aus, dass im laufenden Monat mehr als eine Million Arbeitstage in Großbritannien durch Streiks verloren gehen werden. Dies weckt Erinnerungen an den sogenannten „Winter des Unmuts“ von 1978 und 1979, der in Großbritannien durch zahlreiche Streiks und klirrende Kälte geprägt war.
Ökonomin: Risiko einer Preis-Lohn-Spirale „spürbar“
Laut der Bank of England (BoE), die kurz vor der neunten Zinsanhebung in Serie steht, droht dem Vereinigten Königreich eine lange Rezession. Im Drei-Monatszeitraum von August bis Oktober ging die Wirtschaftsleistung bereits um 0,3 Prozent zurück. Und die zweistellige Inflationsrate ist dem Ziel der BoE von 2,0 Prozent weit enteilt. Wie das ONS mitteilte, stiegen die regulären Löhne im Zeitraum von August bis Oktober mit 6,1 Prozent ungewöhnlich stark. Es ist der größte Zuwachs seit Beginn entsprechender Aufzeichnungen im Jahr 2001.
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DWS-Ökonomin Katrin Löhken verweist darauf, dass die Inflationsrate in Großbritannien höher als im Euroraum ist und sich der Preisdruck auf alle Kategorien des Warenkorbs ausgeweitet hat: „Und das Risiko einer Preis-Lohn-Spirale ist unverändert spürbar. Darauf deuten auch die zahlreichen Streiks hin, bei denen sich die Arbeitnehmer nicht mit Lohnerhöhungen unterhalb der Inflationsrate zufriedengeben wollen.“
Die britische Notenbank stemmte sich zuletzt mit dem größten Zinsschritt seit Jahrzehnten gegen die ausufernde Inflation und erhöhte den geldpolitischen Schlüsselsatz um 0,75 Punkte auf 3,0 Prozent. Es war die kräftigste Anhebung der BoE seit 1989 – und dies mitten in der sich abzeichnenden Rezession. Am Donnerstag dürften die Währungshüter nachlegen: Von Reuters befragte Experten rechnen mit einer Anhebung um einen halben Prozentpunkt auf ein neues Niveau von 3,50 Prozent.
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