Dec 14, 2022
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Wirtschaftsverbände : Neue Hauptgeschäftsführerin bei Wirtschaftsvereinigung Stahl – Kerstin Rippel an der Spitze des Verbands

Written by Klaus Stratmann


Stahlproduktion

Die energieintensive Branche soll Hilfen bekommen.


(Foto: IMAGO/Panama Pictures)

Berlin Kerstin Rippel tritt die Nachfolge von Hans Jürgen Kerkhoff an der Spitze der Wirtschaftsvereinigung Stahl (WV Stahl) an. Sie wird Hauptgeschäftsführerin des Verbands. Damit steht nun die fünfte Frau an der Spitze eines großen Wirtschaftsverbandes. Die anderen sind Tanja Gönner (BDI), Kerstin Andreae (BDEW), Hildegard Müller (VDA) und Franziska Erdle (Wirtschaftsvereinigung Metalle).

Rippel steht vor einer enormen Herausforderung: Sie muss den Komplettumbau der Stahlindustrie auf klimaneutrale Verfahren begleiten. „Die Stahlbranche ist das Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft – und zugleich fest entschlossen, einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele in Deutschland und Europa zu leisten“, sagte Rippel dem Handelsblatt.

Die 50-Jährige ergänzte: „Gemeinsam mit den Unternehmen der Stahlindustrie einen nachhaltigen Industriestandort Deutschland zu gestalten ist mir ein echtes Herzensanliegen, das ich mit voller Energie vorantreiben werde.“

Rippel wird in ihrem neuen Job den engen Austausch mit der Politik in Berlin, Brüssel und den Bundesländern mit Stahlstandorten suchen. Denn der Umbau der Stahlindustrie ist ohne den Schulterschluss mit der Politik und ohne massive Unterstützung aus öffentlichen Mitteln nicht denkbar.

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Unternehmen wie Thyssen-Krupp, Salzgitter oder Arcelor-Mittal haben in den vergangenen Monaten milliardenschwere Investitionsentscheidungen getroffen, um auf CO2-neutrale Produktionsverfahren umzustellen.

Rippel im engen Austausch mit dem Wirtschaftsministerium

So soll die CO2-intensive Stahlproduktion über die Hochofenroute durch das sogenannte Direktreduktionsverfahren ersetzt werden. Wenn für das Direktreduktionsverfahren klimaneutraler Wasserstoff eingesetzt wird, entsteht CO2-neutraler Stahl.

Kerstin Rippel

Rippel wird in ihrem neuen Job den engen Austausch mit der Politik in Berlin, Brüssel und den Bundesländern mit Stahlstandorten suchen.


(Foto: PR)

Allerdings ist dieser Stahl deutlich teurer als Stahl aus konventioneller Produktion. Die Lücke soll durch finanzielle Hilfen der öffentlichen Hand geschlossen werden. Die Hilfen müssen sich auf die Investitionen in neue Anlagen und auf die Kosten der laufenden Produktion erstrecken.

Erst vor wenigen Tagen war ein Konzept des Bundeswirtschaftsministeriums publik geworden, das die Hilfen für die Stahlindustrie umreißt. Rippel wird von ihrem ersten Arbeitstag an im Austausch mit dem Bundeswirtschaftsministerium nach Lösungen suchen müssen, wie genau die Hilfen ausgestaltet sein müssen.

In Ministeriumskreisen heißt es, man werde „einen zweistelligen Milliardenbetrag für Klimaschutzverträge zur Verfügung stellen, damit die energieintensive Industrie klimafreundlich produzieren kann“. Die Stahlindustrie steht an erster Stelle der Empfänger.

Auch auf Brüsseler Ebene sind die Herausforderungen groß. Am Dienstag hatten sich die Brüsseler Institutionen darauf verständigt, ab 2026 einen CO2-Grenzausgleich einzuführen, der ab 2026 für Stahl, Zement, Aluminium, Dünger, Strom und Wasserstoff wirksam werden soll.

>> Lesen Sie hier: EU einigt sich auf gefürchtetes Klimaschutzinstrument – Verbände warnen vor Schäden an Industrie

Importe aus Nicht-EU-Ländern werden dann mit einer Abgabe belegt, die der Höhe der CO2-Kosten europäischer Hersteller entsprechen soll. Ungeklärt ist aber noch, wie Exporte europäischer Hersteller geschützt werden sollen, die mit hohen CO2-Kosten belastet sind.

Hier wird es darauf ankommen, wie sich die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten im europäischen Emissionshandel entwickelt. Die WV Stahl wird in Brüssel für verlässliche Regelungen kämpfen müssen, die die Unternehmen nicht überfordern.

Energiewende vorantreiben

Rippel ist geübt im Austausch mit der Politik. Die Juristin ist seit 2016 Leiterin Kommunikation und Politik bei 50Hertz, einem der vier Stromübertragungsnetzbetreiber in Deutschland. Das Geschäft der Übertragungsnetzbetreiber ist stark von der Politik beeinflusst.

Stromtrasse

Der Aus- und Umbau des Stromübertragungsnetzes ist eine der Grundvoraussetzungen für das Gelingen der Energiewende.


(Foto: imago images/Jochen Tack)

Die Unternehmen sind dafür verantwortlich, in Abstimmung mit der Bundesnetzagentur den Bau der großen „Stromautobahnen“ quer durchs Land voranzutreiben. Der Aus- und Umbau des Stromübertragungsnetzes ist eine der Grundvoraussetzungen für das Gelingen der Energiewende.

Rippels Vorgänger Kerkhoff geht nach 14 Jahren an der Verbandsspitze als Präsident und Geschäftsführer Ende Dezember in den Ruhestand. Künftig sind bei der WV Stahl die Funktionen von Ehren- und Hauptamt getrennt: Rippel wird Hauptgeschäftsführerin, Bernhard Osburg, Chef von Thyssen-Krupp Steel, übernimmt das Amt des ehrenamtlichen Präsidenten.

>> Lesen Sie hier: Alle aktuellen Entwicklungen in der Energiekrise im Newsblog

Rippel ist Mutter zweier Kinder. Sie ist Mitglied bei den Grünen und stammt aus einer Familie mit politischem Hintergrund: Ihr Vater Joachim Rippel ist CDU-Mitglied und war von 2007 bis 2009 saarländischer Wirtschaftsminister.

Mehr: Warum Klimaschutzverträge die letzte Chance für die Stahlindustrie sein könnten.



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Politik

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