Dec 15, 2022
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China: Umfrage: Stimmung bei deutschen Unternehmen in China auf historischem Tiefstand

Written by pinmin

Berlin Noch nie in den vergangenen Jahren war die Stimmung unter deutschen Unternehmen in China so schlecht wie derzeit. Das zeigt der jährliche Geschäftsklimaindex der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in China, der am Donnerstag veröffentlicht worden ist. Für fast die Hälfte aller deutschen Unternehmen (49 Prozent) in China hat der Markt demnach an Attraktivität verloren. Das Geschäftsvertrauen deutscher Unternehmen in China sei auf „historischem Tiefstand“, heißt es in dem Report.

Das Investitionsvertrauen der deutschen Unternehmen mit Geschäften in der Volksrepublik sei „deutlich“ zurückgegangen. 58 Prozent der Befragten betrachten China als Investitionsstandort im Vergleich zu anderen Märkten als weniger attraktiv. In der Folge beabsichtigen gerade mal die Hälfte der Firmen, ihre Investitionen vor Ort in den nächsten zwei Jahren zu erhöhen – 2021 waren es noch 71 Prozent.

Für die Erhebung wurden 593 Mitgliedsunternehmen der AHK China im Zeitraum von August bis September befragt. „Covid-19 und geopolitische Spannungen sowie der russische Aggressionskrieg gegen die Ukraine wirkten sich negativ auf Lieferketten, die Logistik, den Verbrauch und die Produktion aus“, heißt es in dem Report.

Diese Faktoren hätten einen „immensen Druck“ auf deutsche Unternehmen in China ausgeübt. 41 Prozent erwarten für dieses Jahr einen Gewinnrückgang.

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In manchen Branchen ist die Stimmung besonders schlecht. So sagten mehr als zwei Drittel der Unternehmen in der Automobilindustrie und 44 Prozent der Maschinenbauer, dass die Entwicklung sich in ihrem Bereich im Jahr 2022 verschlechtert hat im Vergleich zum Vorjahr. In der Chemie und bei Konsumentenprodukten und Dienstleistungen sagten das sogar rund 70 Prozent.

Nachfrage aus dem Ausland zurückhaltend

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt insgesamt ist gebeutelt von fast drei Jahren Corona-Restriktionen, die immer wieder zu Produktionsausfällen und Unterbrechungen der Lieferketten, vor allem aber zu einem Einbruch des Konsums geführt haben.

Containerhafen in China

Seit rund zwei Monaten kommt zu der Konsumschwäche noch eine stärker zurückhaltende Nachfrage aus dem Ausland.



(Foto: dpa)

Eine überraschend schwache Entwicklung zeigte sich bei den Umsatzdaten im chinesischen Einzelhandel. Hier meldete die nationale Statistikbehörde für November einen Umsatzrückgang um 5,9 Prozent im Jahresvergleich.

Analysten hatten mit einem Rückgang der Einzelhandelsverkäufe um 2,9 Prozent gerechnet. Die Einzelhandelsumsätze werden als Indikator für die Konsumentennachfrage herangezogen. Bereits im Oktober waren sie um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken.

Das Wachstum der Industrieproduktion hat sich ebenfalls weiter abgeschwächt und den niedrigsten Wert seit einem halben Jahr erreicht, wie die Statistikbehörde meldete. Im November sei die Fertigung in den Industriebetrieben des Landes um 2,2 Prozent im Jahresvergleich gewachsen.

Noch schwächer war das Wachstum der chinesischen Industrieproduktion zuletzt im vergangenen Mai. Im Oktober hatte die Industrieproduktion mit 5,0 Prozent im Jahresvergleich noch mehr als doppelt so stark zugelegt.

Seit rund zwei Monaten kommt zu der Konsumschwäche noch eine stärker zurückhaltende Nachfrage aus dem Ausland. Im November gingen die chinesischen Ausfuhren in US-Dollar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,7 Prozent zurück, wie die Zollbehörde jüngst mitteilte. Im Oktober war der Export bereits um 0,3 Prozent gesunken.

>>Lesen Sie hier: Schwache globale Nachfrage lässt Chinas Exporte einbrechen

Die deutschen Unternehmen reagieren mit einer zweigleisigen Anpassungsstrategie auf das gedämpfte Geschäft in China, heißt es in dem Bericht der AHK. Einerseits trieben die Unternehmenszentralen die Diversifizierung der Lieferketten und Investitionen in Asien. Andererseits lokalisierten deutsche Unternehmen weiter Forschung und Entwicklung, Beschaffung, Produktion, Marketing und Vertrieb sowie Personal in China.

„Das plötzliche Ende von Chinas Null-COVID-19-Politik ist ein Wendepunkt“

Noch bis Freitag hält die chinesische Staatsführung ihre jährliche Zentrale Wirtschaftskonferenz hinter verschlossenen Türen ab. Wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf chinesische Staatsmedien berichtet, will China seine Konjunktur mit einer Stärkung der Inlandsnachfrage und Investitionen ankurbeln.

Corona-Pandemie in China

Die weitgehende Aufhebung der Beschränkungen zog offenbar jedoch einen massiven Anstieg der Infektionen nach sich.



(Foto: dpa)

Für große Unsicherheit, aber auch Erleichterung sorgt derzeit die überraschende und umfangreiche Lockerung der Corona-Restriktionen im Land. Clas Neumann, Vorsitzender der AHK in Shanghai, sagte: „Das plötzliche Ende von Chinas Null-Covid-19-Politik ist ein Wendepunkt.“

Die chinesische Staatsführung hatte nach der großen Schwäche der Wirtschaft und ersten Protesten gegen die strikten Maßnahmen vergangene Woche die Corona-Restriktionen umfassend gelockert. Die weitgehende Aufhebung der Beschränkungen zog offenbar jedoch einen massiven Anstieg der Infektionen nach sich.

Augenzeugen berichten von zahlreichen Infizierten in ihrem Umfeld, die aber in keiner offiziellen Statistik auftauchen. Vor Krankenhäusern bildeten sich lange Schlangen, Medikamente waren zum Teil ausverkauft. Die Straßen von großen Städten wie Shanghai und Peking waren laut Augenzeugenberichten vielerorts menschenleer, auch in die Läden traute sich niemand.

>>Lesen Sie hier: Es mangelt an Medizin, Klinikbetten und Personal: China steht vor dem Covid-Chaos

Die Deutsche Handelskammer in China begrüße die Abkehr der chinesischen Regierung von der Null-Covid-Politik, heißt es in einer Stellungnahme. Die neuen Regelungen müssten gut geplant sein und strukturiert auf allen Ebenen im Land umgesetzt werden, mahnte die Kammer.

Wie deutsche Unternehmen mit den Infektionszahlen umgehen

Die deutschen Unternehmen versuchen sich auf höhere Infektionszahlen einzustellen und Ansteckungen zu vermeiden. So müssen Mitarbeiter bei dem Chemieunternehmen BASF laut Unternehmensangaben auf dem Betriebsgelände weiter Masken tragen, insbesondere in Shuttlebussen, in Aufzügen und in Kantinen.

Leere Straßen in China

Die Straßen von großen Städten wie Shanghai und Peking waren laut Augenzeugenberichten vielerorts menschenleer, auch in die Läden traute sich niemand.



(Foto: dpa)

Die meisten Standorte von BASF führten den normalen Betrieb fort, teilte der Konzern auf Anfrage des Handelsblatts mit. Auch bei dem Familienunternehmen Heraeus seien die Fallzahlen noch nicht erhöht, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit.

Das Produktionsnetzwerk von Volkswagen und seiner Joint Venture in China arbeite derzeit stabil, heißt es von VW. Sogenannte „Closed Loop Programme“, bei denen Mitarbeiter sich nur in eingeschränkten Bewegungsräumen um die Fabriken bewegen dürfen, seien aktuell nicht vorgesehen.

Auch bei dem Chemieunternehmen Covestro laufe die Produktion stabil, heißt es auf Nachfrage. Allerdings habe man Notfallpläne aufgestellt. So könne man beispielsweise Überstunden anordnen oder den Betriebsmodus und die Produktionsauslastung bei Bedarf anpassen, je nachdem, wie hoch die Anwesenheitsquote im Falle einer Zunahme der Fälle sei.

Mehr: Unterstützung für Taipeh: Stark-Watzinger könnte 2023 nach Taiwan reisen



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