Nach den jüngsten US-Erfolgen in der Kernfusionsforschung fordert der Wirtschaftsrat der CDU einen massiven Zuwachs bei der staatlichen Unterstützung für das Thema in Deutschland. „Der in den USA erzielte Durchbruch bei der Kernfusion kann in seiner Bedeutung nicht genug gewürdigt werden“, sagte Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates, dem Handelsblatt. „Jetzt ist es an der Politik, die richtigen Schlüsse zu ziehen und der Fusionsforschung oberste Priorität einzuräumen“, sagte Steiger.
Positiv bewertet der Wirtschaftsrat die Reaktionen von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) auf die jüngste Entwicklung. Der Durchbruch in den USA „enthält eine Botschaft an uns“, hatte Lindner am Mittwoch auf Twitter geschrieben. „Wir brauchen mehr Freude am Erfinden und Einsteigen als am Verbieten und Aussteigen“, schrieb Lindner. „Die Zukunft der Energie muss auch ,made in EU‘ sein“, so Lindner.
Am Dienstag hatte das US-Energieministerium mitgeteilt, am Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien sei Forschern eine Verschmelzung von Atomkernen gelungen, bei der mehr Energie freigesetzt worden sei, als zum Auslösen der Fusion benötigt wurde. Fachleute sprachen von einem Meilenstein. Bei der Kernfusion werden Wasserstoffatome zu Helium verschmolzen, wobei enorme Mengen an Energie und Wärme freigesetzt werden. Im Gegensatz zu anderen Kernreaktionen entstehen dabei keine radioaktiven Abfälle.
Steiger sagte, Lindner Worten müssten nun umgehend Taten folgen. „Es müssen schnellstmöglich die Haushaltsmittel für die Fusionsforschung aufgestockt, die steuerliche Forschungsförderung und die Forschungszulage für Unternehmen weiter ausgebaut und etwaige bürokratische Hürden für die Mittelbeantragung weiter abgebaut werden“, sagte Steiger.
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Noch im Mai konnte sich die Unionsfraktion mit einem Antrag zu Anbringung einer Erläuterung zur Fusionsforschung im Bundeshaushalt nicht gegen die Ampel durchsetzen. „Solche kurzsichtigen Entscheidungen gehören nun hoffentlich der Vergangenheit an“, prognostiziert Wolfgang Steiger.
>> Lesen Sie hier: US-Forscher melden Durchbruch bei der Kernfusion
Nach überzeugen des Wirtschaftsrats ließen sich mit Fusionsenergie sämtliche Probleme der Energiepolitik bewältigen. „Sowohl Abhängigkeiten bei der Rohstoffgewinnung, als auch Gefahren für Mensch oder Umwelt wären mit funktionierenden Fusionsreaktoren auf einen Schlag gelöst – Klimawandel inklusive“, sagte Steiger. „Auch wenn die ersten kommerziellen Kraftwerke noch etwas mehr als ein Jahrzehnt auf sich warten lassen, hat der Durchbruch am amerikanischen Lawrence Livermore National Laboratory bewiesen: es ist nur eine Frage der Zeit.“
Das Thema Kernfusion hat vor dem Hintergrund der Energieversorgungs- und der Klimakrise zuletzt erhebliches Interesse auf sich gezogen. In Europa wird intensiv an dem Thema gearbeitet. Auch deutsche Unternehmen wie Marvel Fusion aus München oder Focused Energy aus Darmstadt befassen sich mit der Kernfusion. In der Ampel-Koalition bewerten sowohl SPD als auch Grüne das Thema zurückhaltend.
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