Berlin Viele Praxen sind wegen grassierender Atemwegsinfekte gerade voll. Zugleich stockt der Nachschub bei bestimmten Arzneimitteln – nicht nur für Kinder. Rufe nach einem schnelleren Krisenmanagement werden laut.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, rief die Bevölkerung dazu auf, sich gegenseitig zu helfen. „Jetzt hilft nur Solidarität. Wer gesund ist, muss vorrätige Arznei an Kranke abgeben“, sagte er dem „Tagesspiegel“. „Wir brauchen so was wie Flohmärkte für Medikamente in der Nachbarschaft.“
Zuletzt gab es Lieferschwierigkeiten bei Kindermedikamenten wie Fieber- und Hustensäften. Auch Mittel für Erwachsene sind betroffen, etwa Krebsmedikamente und Antibiotika.
Um Problemen gegenzusteuern, hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für diese Woche einen Gesetzentwurf angekündigt. Auch eine Änderung des Vergaberechts ist geplant.
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Das Ministerium weist darauf hin, dass nicht alle Lieferengpässe auch Versorgungsengpässe bedeuten. Für Apotheken bringen die Engpässe mehr Aufwand, Alternativen für nicht lieferbare Präparate zu finden.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) bemängelte unnötige Bürokratie. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sagte: „Ein individuell hergestellter Fiebersaft in der Apotheke kostet natürlich mehr und die Krankenkassen erstatten das nicht, wenn es nicht auf dem Rezept verordnet steht. Der Arzt kann aber nicht wissen, dass es in der Apotheke keinen Fiebersaft geben wird.“ So entstehe wegen der Krankenkassen eine völlig unnötige Bürokratie.
Das fordert die Politik unter anderem
Wegen der Lieferengpässe bei Medikamenten für Kinder forderte die bayerische Staatsregierung mehr Kooperation im Gesundheitswesen und den Aufbau eines Zentrallagers. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte im Bayerischen Rundfunk, er sehe zwei Lösungsansätze.
Entweder müsse die Politik dafür sorgen, dass der Großhandel eine andere Bevorratung mache, oder man müsse eine staatliche Planung für einen Grundstock an Medikamenten organisieren. Sollte der Bund nicht tätig werden, könne auch Bayern ein Zentrallager für Arzneimittel allein aufbauen, sagte Söder.
>> Lesen Sie hier: Engpässe bei Medizinprodukten – Brüssel will umstrittenes Zulassungsverfahren anpassen
Grünen-Gesundheitspolitiker forderten von Bundesgesundheitsminister Lauterbach Schritte gegen fehlende Arzneimittel und für mehr Behandlungsmöglichkeiten für Kinder. So sollten Apothekerinnen und Apotheker etwa mangelnde Medikamente zur Behandlung akuter Atemwegserkrankungen eigenständig und ohne erneutes Rezept durch den behandelnden Arzt oder die Ärztin herstellen dürfen, schlugen die Politiker um den gesundheitspolitischen Fraktionssprecher Janosch Dahmen vor.
Mehr: Sorge vor Engpässen bei Medikamenten – „So ernst war die Lage noch nie“
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