Berlin Der Ausfall des Schützenpanzers Puma ist laut Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) ein „herber Rückschlag“ für die Modernisierung der Streitkräfte und die Bündnisverpflichtungen Deutschlands. Ihre Aufgaben im Rahmen der sogenannten Nato-Speerspitze VJTF wird die Bundeswehr nun mit den fast 50 Jahre alten Schützenpanzern des Typs Marder bestreiten, wie ein Ministeriumssprecher am Montag sagte.
Weitere Puma-Schützenpanzer sollen zudem erst bestellt werden, wenn die schon eingesetzten Panzer erfolgreich nachgerüstet werden können. Bevor sich das Fahrzeug nicht als stabil erweise, werde es kein zweites Los geben, ließ Lamprecht am Montag mitteilen.
Eigentlich soll der Puma die Marder ablösen, von denen die ersten Exemplare in den 1970er-Jahren in Dienst gestellt wurden. Doch gab es von Anfang an Probleme mit dem Waffensystem, das seit 2015 schrittweise bei der Truppe eingeführt wird. So gelang es anfangs beispielsweise nicht, den Kontakt zu den Infanteristen zu halten, wenn diese den Panzer verlassen hatten.
Mit Blick auf die Führungsaufgaben in der Nato-Speerspitze, die Deutschland im kommenden Jahr übernimmt, entschied das Bundesverteidigungsministerium, zunächst 42 Pumas nachzurüsten. Zu den neuen Anforderungen, die die Industrie erfüllen sollte, gehörte beispielsweise, auch während der Fahrt mit dem neuen Panzerabwehrsystem Mells schießen zu können.
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Im März vergangenen Jahres urteilte die Bundeswehrführung, dass die nachgerüsteten Pumas für die VJTF einsatztauglich sind. Doch kam es jetzt bei Einsätzen auf Übungs- und Schießplätzen zu erheblichen Problemen, die zum Ausfall von 18 der Schützenpanzer führten.
Noch in diesem Jahr soll klar sein, was das Problem mit den Puma-Panzern ist
Der Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler, wandte sich deshalb in einem Schreiben an die Bundeswehrführung und das Verteidigungsministerium. Ihm ist auch die Panzergrenadierbrigade 37 unterstellt, die 2023 die multinationalen Landstreitkräfte der VJTF anführt.
Bei der Nato-Speerspitze handelt es sich um Truppenverbände, die im Krisenfall innerhalb weniger Tage in Einsatzgebiete im Bündnisgebiet verlegt werden können.
Verteidigungsministerin Lambrecht führte am Montag unter anderem Gespräche mit Generalinspekteur Eberhard Zorn, Heeres-Inspekteur Alfons Mais, Generalmajor von Butler und Vertretern der Rüstungsindustrie. Die ausgefallenen Panzer sollen nach ihrem Rücktransport von den Übungsplätzen in den Heimatstandorten umfassend untersucht werden. Die Analyse solle bis Ende nächster Woche abgeschlossen sein, teilte Lambrecht mit.
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Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte, bei dem Puma handele es sich um ein „hochkomplexes System“. Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte erst Ende November die Finanzmittel für die Beschaffung von 600.000 Schuss Maschinenkanonenmunition für den Puma freigegeben – auch um den Gefechtsvorrat für die VJTF sicherzustellen.
Anfang Dezember hatte der Haushaltsausschuss dann auch gut eine Milliarde Euro aus dem Sondervermögen Bundeswehr für die Nachrüstung weiterer Puma-Panzer gebilligt. Die Abgeordneten betonten aber, dass die geplante Neuanschaffung zusätzlicher Puma für sie nur in Frage komme, wenn alle bereits ausgelieferten Panzer umgerüstet und operationell einsatzfähig seien.
Die Kritik aus dem Parlament sei „vollkommen berechtigt“, betonte Lambrecht. Bevor sich das Fahrzeug nicht als stabil erweise, wird es keine Bestellung über ein zweites Los Puma-Panzer geben.
Generalinspekteur Zorn twitterte, man tue alles für eine schnelle Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft der Pumas. „Zusammen mit Spezialisten der Rüstungsindustrie werden wir dazu umgehend eine Schadensaufnahme in Angriff nehmen.“ Seine Nato- Bündnisverpflichtungen werde Deutschland erfüllen.
Laut eines Sprechers des Bundesverteidigungsministeriums erfüllen auch die betagten Marder noch die Nato-Anforderungen. Die Bundeswehr verfügt selbst noch über rund 340 der Panzer, weitere ausgemusterte stehen bei der Industrie auf Halde. Die Weigerung, Marder an die Ukraine zu liefern, hatte Verteidigungsministerin Lambrecht auch damit begründet, dass die Bundeswehr keine der Panzer entbehren könne.
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