Berlin Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ist vor dem Jahreswechsel leicht gesunken. Dennoch rechnet das Münchener Ifo-Institut für das erste Quartal nächsten Jahres mit weiter positiven Beschäftigungsaussichten. Vor allem Dienstleister sind auf der Suche nach neuen Mitarbeitern.
Das Ifo-Beschäftigungsbarometer, das monatlich exklusiv für das Handelsblatt berechnet wird, ist von 99,6 Zählern im November minimal auf 99,5 Punkte gesunken. Seit Juni hatten sich die Beschäftigungsaussichten deutlich eingetrübt, bevor das Barometer im November wieder kräftig gestiegen war. Es beruht auf den Beschäftigungsabsichten von rund 9000 Unternehmen.
Die Industrie ist bei ihren Personalplanungen nicht mehr so optimistisch wie noch im Frühjahr dieses Jahres. Gründe dürften die Energiepreiskrise, die schwächelnde Inlandsnachfrage, rückläufige Exporterwartungen und sinkende Investitionen sein, wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in seiner Herbstumfrage ermittelt hatte.
Das Ifo-Barometer deutet aktuell nicht auf eine größere Einstellungsoffensive im verarbeitenden Gewerbe hin. Gleiches gelte für den Handel und das Baugewerbe, kommentiert Ifo-Experte Klaus Wohlrabe die Daten.
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Getrieben wird der positive Beschäftigungsausblick aktuell vor allem von der Dienstleistungsbranche, auch wenn das Teilbarometer ebenfalls leicht nachgegeben hat. Hier ist laut Wohlrabe nach Weihnachten nur in der Gastronomie mit Entlassungen zu rechnen. Bei anderen Dienstleistern stehen die Zeichen auf Expansion.
Personaldienstleister wollen weiter einstellen
Dies gilt auch für die Personaldienstleister, die optimistisch auf die kommenden Monate blicken. Die Zeitarbeitsbranche ist ein Frühindikator für konjunkturelle und arbeitsmarktpolitische Entwicklungen. Laufen dort die Geschäfte gut, deutet das auf steigenden Personalbedarf auch in anderen Branchen hin.
Deshalb wird auch der Arbeits- und Fachkräftemangel mit dem kommenden Jahr nicht verschwinden. Dieser werde „zunehmend zum Wachstumshemmnis“, warnte am Dienstag der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (VBM), Bertram Brossardt.
Obwohl die Produktion der bayerischen Metallbetriebe im Jahresdurchschnitt noch um rund drei Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen werde, hätten sie im Jahresverlauf fast 15.000 zusätzliche Beschäftigte eingestellt.
Nach Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) waren im vierten Quartal 2022 rund 1,8 Millionen offene Stellen zu besetzen – etwa 106.000 weniger als in den drei Monaten zuvor. Laut Job-Navigator, der für den Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister (BAP) berechnet wird, werden besonders Lehr- und Kitakräfte händeringend gesucht.
Im Bereich Erziehung und Unterricht gab es dem Job-Navigator zufolge im November rund 54.000 Stellenangebote – fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. Um jeweils rund 23 Prozent ist die Zahl der offenen Stellen binnen eines Jahres im verarbeitenden Gewerbe und in der öffentlichen Verwaltung gestiegen.
Handel sucht mehr als 200.000 Mitarbeiter
Die Branche mit dem höchsten Personalbedarf in absoluten Zahlen ist der Handel. In diesem Wirtschaftszweig waren im November rund 216.000 Stellen ausgeschrieben.
Angesichts der weiter vorherrschenden Personalknappheit fordert die Unionsfraktion von der Bundesregierung ein entschiedenes Gegensteuern. „Die Ampel will zur Bekämpfung des Fachkräftemangels vor allem mehr ausländische Kräfte nach Deutschland holen“, sagte ihr arbeitsmarktpolitischer Sprecher Stephan Stracke (CSU). „Das ist der falsche Weg. Zuerst müssen wir alles daransetzen, unsere inländischen Fachkräftepotenziale zu heben.“
In einem fünfseitigen Positionspapier fordert die Union beispielsweise größere Anstrengungen, dass kein Kind mehr die Schule ohne Abschluss verlässt. Auch müsse eine Vollzeittätigkeit attraktiver gemacht werden, etwa durch flexiblere Arbeitszeiten und einen Ausbau der Kinderbetreuung.
Die Ampel will ebenfalls Menschen im Inland besser in den Arbeitsmarkt bringen, hat aber Ende November auch Eckpunkte für eine Reform des Einwanderungsrechts beschlossen. Ein Gesetzentwurf soll laut Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) Anfang 2023 in den Bundestag eingebracht werden.
Mehr: Endspiel um die Industrie – Drei Szenarien für die Zukunft
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