Berlin Den Beginn des Ukrainekriegs haben auch die Autofahrer in Deutschland an der Zapfsäule gespürt: Nach dem russischen Überfall sind die Notierungen für Rohöl auf bis zu 130 Dollar pro Fass gestiegen. Und in der Folge verteuerten sich die Spritpreise an den Tankstellen immens.
Mittlerweile haben die weltweiten Rezessionserwartungen für Entspannung gesorgt. Die Preise für Rohöl liegen wieder auf dem Vorjahresniveau. Der Kraftstoff Super E5 kostete zu Beginn der 50. Kalenderwoche zwar noch gut vier Prozent mehr als vor einem Jahr, war aber wieder günstiger als bei Kriegsbeginn Ende Februar.
Für Diesel dagegen müssen Autofahrer noch rund 16,5 Prozent mehr bezahlen als vor einem Jahr. „Dieser deutliche Unterschied zwischen den beiden Kraftstoffen erklärt sich dadurch, dass Europas Raffinerien zwar die Nachfrage nach Super decken können, aber nicht die nach Diesel“, heißt es dazu in einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die dem Handelsblatt vorliegt.
Bis zum Angriff auf die Ukraine wurde die Diesellücke vor allem mit Importen aus Russland gefüllt. Ersatz ist schwer zu beschaffen, weil andere Länder kaum überschüssige Raffineriekapazitäten haben und die Zahl der für den Dieseltransport geeigneten Tanker begrenzt ist.
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Weil sich neben Deutschland auch andere Länder nach alternativen Lieferanten umsehen, zogen an den Weltbörsen die Preise an. Dort war Diesel Mitte Dezember noch gut 24 Prozent teurer als im Vorjahr, während Benzin bereits 3,5 Prozent billiger gehandelt wurde als im Dezember 2021.
Diesel ist besonders im Osten teuer
Die Dieselpreise in Deutschland haben sich allerdings auch regional sehr unterschiedlich entwickelt, wie das IW aufzeigt. So tankten Dieselfahrer im November am günstigsten im südlichen Nordrhein-Westfalen, in Rheinland-Pfalz mit Ausnahme von Trier und im Saarland. Die höchsten Preise wurden an Zapfsäulen im südlichen Bayern und im Südwesten der neuen Bundesländer aufgerufen.
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Die größten Preissteigerungen innerhalb der Jahresfrist gab es mit fast durchgehend mehr als 40 Cent pro Liter im Norden, Osten und dem größten Teil Bayerns, während der Anstieg entlang des Rheins meist unter dieser Marke blieb. Im Norden ging der Anstieg aber von einem geringeren Ausgangsniveau im November 2021 aus.
Eine Erklärung für die regionalen Unterschiede findet sich in den Zeiten des Kalten Kriegs. Weil Deutschland durch die Mauer geteilt war, haben sich mehrere separate Versorgungssysteme für Kraftstoffe entwickelt.
Die ostdeutschen Raffinerien in Leuna und Schwedt wurden bis zum Beginn des Ukrainekriegs fast ausschließlich mit russischem Pipelineöl versorgt, eine Verbindung nach Westen existiert nicht. Der Ersatz russischer Lieferungen durch teurere Tankerimporte aus anderen Ländern ließ die Preise im Osten steigen.
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Die großen Raffinerien im Westen wie in Köln und Gelsenkirchen erhalten ihr Öl per Pipeline aus dem Nordseehafen Rotterdam. Hier gab es zwar keine Probleme bei der Belieferung, wegen des Niedrigwassers im Rhein aber beim Abtransport des raffinierten Kraftstoffs. Trotzdem fiel der Preisanstieg entlang des Rheins moderat aus.
Die Raffinerien in Karlsruhe und in Bayern werden über den Adriahafen Triest per Pipeline versorgt, eine Verbindung zum nordwestdeutschen System existiert nicht. Der russische Angriffskrieg hatte hier relativ wenig Einfluss auf die Versorgung. Die hohen Preise in Bayern können aber laut IW auch durch den monatelangen Ausfall der einzigen österreichischen Raffinerie erklärt werden, der die Nachbarn zwang, Diesel aus Bayern zu importieren.
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<< Den vollständigen Artikel: Spritpreise: Das Leiden der Diesel-Fahrer – Warum die Preise sich in Deutschland so stark unterscheiden >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.