Die mangelnde technische Reife rechtfertige keine Folgebeschaffung des Systems, argumentierte der Bundesrechnungshof.
Berlin Das Bundesverteidigungsministerium wehrt sich gegen Vorwürfe, Warnungen vor einer mangelnden Einsatzbereitschaft des Schützenpanzers Puma nicht ernst genommen und wider besseren Wissens die Nachrüstung in Auftrag gegeben zu haben.
Nach einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hatte der Bundesrechnungshof am 2. September empfohlen, die Vertragsverhandlungen abzubrechen, da weder die Vorgaben des Haushaltsausschusses eingehalten worden seien, „noch das System eine technische Reife aufweise, die eine Folgebeschaffung rechtfertigen würde“.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) setzte zwar die Nachrüstung der bereits an die Bundeswehr ausgelieferten Schützenpanzer und die geplante Folgebestellung von 50 weiteren Exemplaren aus – aber erst, nachdem im Dezember bei einer Schießübung 18 von 18 eingesetzten Pumas ausgefallen waren. Zuvor hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags am 14. Dezember 850 Millionen Euro für die Nachrüstung des Panzers freigegeben.
Das Bundesverteidigungsministerium teilte nun mit, man habe die Bemerkungen des Rechnungshofs zur Kenntnis genommen und nehme „jede Bemerkung sehr ernst“. In Einsatzprüfungen, Feldtests, Zertifizierungen und Übungen hätten die Bundeswehr, das Beschaffungsamt und die Industrie umfangreiche und wertvolle Praxiserfahrungen mit dem Panzer gewonnen.
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Im Februar 2021 habe der Inspekteur des Heeres die Gefechtstauglichkeit des Pumas bescheinigt, der auch bei Schießübungen im September noch eine hohe Verlässlichkeit bewiesen habe. Vor diesem Hintergrund sei über die Nachrüstung entschieden worden, mit der die Panzer das von der Bundeswehr geforderte Anforderungsprofil erfüllen sollen.
Bundeswehr greift auf rund 50 Jahre alten Panzer zurück
Nach dem Ausfall der Panzer bei der Schießübung im Dezember stellt sich die Lage aber anders dar. Lambrecht hat entschieden, dass die Bundeswehr für ihre Führungsrolle bei der schnellen Eingreiftruppe der Nato (VJTF) im kommenden Jahr auf den rund 50 Jahre alten Schützenpanzer Marder zurückgreifen wird, nicht auf den Puma. Auch wurde der Vertrag mit der Industrie über die Nachrüstung nicht wie ursprünglich geplant im Dezember unterzeichnet.
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Für Ende dieser Woche erwartet die Ministerin eine Analyse, wie es zum Ausfall der Pumas bei den jüngsten Schießübungen kam. Die von den Herstellern Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) gemeinsam gebauten Panzer werden derzeit am niedersächsischen Rheinmetall-Standort Unterlüß sowie in einer Kaserne im bayerischen Regen überprüft. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen sind inzwischen bereits acht der defekten Schützenpanzer wieder betriebsbereit.
Insgesamt verfügt die Bundeswehr über 350 Pumas, davon 42 in der Konfiguration, die den Anforderungen der VJTF entspricht.
Bei der Entscheidung über die Nachrüstung und die Anschaffung weiterer Fahrzeuge gelte aber als Maßstab, dass der Puma sich auch jenseits der aktuellen Reparaturen als stabil erweisen müsse, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Truppe müsse sich darauf verlassen können, dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und verlässlich seien. „Nur unter diesen Voraussetzungen hat das System Puma eine Zukunft in der Bundeswehr.“
Mehr: Christine Lambrecht – Die Selbstverteidigungsministerin schaltet in den Angriffsmodus
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