Benedikt XVI. wurde 95 Jahre alt.
Rom Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. Er starb im Alter von 95 Jahren. Nach Auskunft seines Nachfolgers Franziskus war er zuletzt „sehr krank“.
Der aktuelle Pontifex hatte am Mittwoch zum Ende der Generalaudienz im Vatikan die Gläubigen um ein „spezielles Gebet“ für Benedikt gebeten. „Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche, bis zum Ende“, sagte Franziskus.
Der Erzbischof sowie Ordensschwestern betreuten Benedikt seit Jahren im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten, wo der emeritierte Papst seit seinem Rücktritt im Jahr 2013 relativ abgeschieden lebte.
Benedikt erwarb sich den Ruf als „Gottes Rottweiler“
Der gebürtige Bayer Joseph Ratzinger, der 2005 zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt wurde, war der erste deutsche Papst seit fast 500 Jahren.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Vom 19. April 2005 bis zu seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 war Benedikt XVI. Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und damit auch Staatsoberhaupt des Staates Vatikanstadt. Er war nach Gregor V. (996) der zweite bayerische Papst und nach Coelestin V. (1294) der zweite Papst der Geschichte, der freiwillig von seinem Amt zurücktrat.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. war nach Auskunft seines Nachfolgers Franziskus zuletzt „sehr krank“.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Laut Vatikan-Sprecher Bruni wurde Benedikt zuletzt permanent von Ärzten überwacht. Schon seit langer Zeit war bekannt, dass Benedikt körperlich schwach war und es ihm sehr schwer fiel, zu sprechen. „Stabil in der Schwäche“, so beschrieb Gänswein den physischen Zustand des Papa Emeritus einmal. Geistig aber sei Benedikt weiterhin fit, hieß es dann.
Kardinal Joseph Ratzinger zeigt sich nach seiner Wahl zum Papst Benedikt XVI. auf dem Balkon der Loggia des Petersdoms der wartenden Menschenmenge auf dem Petersplatz.
(Foto: imago/epd)
In unregelmäßigen Abständen bekam er auch noch Besuch. Anfang Dezember etwa empfing Benedikt die diesjährigen Gewinner des Ratzinger-Preises, den die Vatikanische Stiftung Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. im Namen emeritierten Papstes an Theologen und Wissenschaftler vergibt.
Anlässlich des Deutschlandbesuchs des Papstes im September 2011 präsentierte der Axel-Springer-Konzern diese bekannte Titelseite an einem Gebäude des Verlags.
(Foto: imago stock&people)
Vor seiner Wahl zum Papst war Benedikt 25 Jahre lang einflussreicher Chef der Glaubenskongregation, der wichtigsten Behörde des Kirchenstaates mit dem Schwerpunkt Glaubenslehre. In dieser Funktion galt er als kompromissloser Vertreter des konservativen Flügels im Vatikan. So disziplinierte er Anhänger der Befreiungstheologie in Lateinamerika und erwarb sich dadurch den Ruf als „Gottes Rottweiler“.
Als er fünf Jahre Papst war, erschütterte ein Skandal die Kirche
Seinen Rücktritt 2013 hatte Benedikt mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit begründet – ihm fehlten die Kräfte für das anspruchsvolle Amt, sagte er damals.
Der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß überreichte am im Februar 1982 ein Kruzifix aus Porzellan an den damaligen Erzbischof von München und Freising, Joseph Kardinal Ratzinger (l). Dieser wurde zu jener Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation, der höchsten und zentralen Instanz für die Interpretation und Verteidigung der katholischen Glaubenslehre, in den Vatikan abberufen.
Eigentlich hatte er gar nicht Papst werden wollen, erzählte er selbst später. Als Nachfolger des charismatischen Polen Karol Wojtyla, des „Jahrhundert-Papstes“ Johannes Paul II., hatte er es nicht leicht. Zu vielen Gläubigen hatte der eher scheue Intellektuelle, der zuvor mehr als zwei Jahrzehnte lang Präfekt der Glaubenskongregation und damit oberster Hüter der katholischen Glaubenslehre war, keinen Draht gefunden.
Als er fünf Jahre Papst war, stürzte die katholische Kirche in eine ihrer schwersten Krisen: Schrittweise kamen ab 2010 jahrzehntelanger Kindesmissbrauch und Vertuschung ans Licht. Bis ins hohe Alter und auch nach dem Rücktritt blieb Benedikt mit Missbrauchsskandalen konfrontiert.
Der ehemalige Papst Johannes Paul II. (r) begrüßt Joseph Kardinal Ratzinger im Audienzzimmer des Vatikan.
Ein Gutachten von Anfang 2021 warf ihm vor, in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising in vier Fällen von sexuellem Missbrauch eines Geistlichen an Kindern und Jugendlichen Fehler gemacht zu haben. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt später bei allen Opfern.
Im Alter von 85 Jahren machte Benedikt seinen Rücktrittswunsch öffentlich, Seine geistigen und körperlichen Kräfte hätten in den vergangenen Monaten derart abgenommen, dass er seinen Dienst nicht mehr ausreichend ausführen könne, heißt es in einer 11. Februar 2013 in Rom verbreiteten Erklärung. Er wolle daher am 28. Februar 2013 von seinem Amt zurücktreten, das er seit 2005 innehatte.
(Foto: imago stock&people)
Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt zuletzt nicht mehr. Seinen 90. Geburtstag feierte er 2017 noch einmal mit einer Delegation aus der bayerischen Heimat. Danach empfing er Besuch im Kloster Mater Ecclesiae nur noch vereinzelt. In den letzten Jahren befand er sich nach eigenen Worten auf einer Pilgerreise „nach Hause“.
Mehr: Emeritierter Papst Benedikt räumt Falschaussage bei Missbrauchsgutachten ein
<< Den vollständigen Artikel: Josef Ratzinger: Vatikan: Emeritierter Papst Benedikt XVI. gestorben >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.