Westliche Staaten fürchten mögliche neue Corona-Varianten, die durch Reisende aus China verbreitet werden könnten.
Peking, Brüssel Vor dem Hintergrund der massiven Corona-Welle in China hat sich die Regierung in Peking gegen strikte Einreisebestimmungen anderer Länder für Reisende aus der Volksrepublik ausgesprochen. „Die Maßnahmen sollten normale Reisen nicht beeinträchtigen“, sagte Außenamtssprecherin Mao Ning am Dienstag vor der Presse in Peking. Auch wies sie darauf hin, dass chinesische Behörden „zeitgerecht, offen und transparent“ Informationen über die jüngste Ausbreitung des Virus in China mit dem Ausland geteilt hätten.
Die Sprecherin reagierte auf die Test-Pflicht für Reisende aus China, die einige Länder aus Angst vor möglichen neuen Virusvarianten eingeführt haben. Experten sähen dafür keine Notwendigkeit, weil Varianten überall in der Welt entstehen könnten, sagte Mao Ning.
Die Reaktionen sollten „wissenschaftsbasiert und angemessen“ sein, forderte Mao. „Niemand sollte die Gelegenheit ergreifen, um politische Manipulationen oder diskriminierende Reaktionen vorzunehmen.“ Seit 2020 hatte China selbst scharfe Einreisebeschränkungen verhängt, kaum Visa vergeben und bis Dezember noch eine Quarantäne verlangt.
China habe auch Genom-Daten der jüngsten Fälle an die in München ansässige weltweite Wissenschaftsinitiative GISAID übermittelt, die freien Zugang zur Information zu Influenza- und Covid-19-Viren fördert. „Vor ein paar Tagen“ habe es auch ein virtuelles Treffen chinesischer Behörden mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegeben, indem sich beide Seiten über die gegenwärtige Lage, die klinischen Behandlungen, Impfungen und andere technische Fragen ausgetauscht hätten, sagte Mao Ning.
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Die EU-Staaten wollen sich am Mittwoch erneut um eine gemeinsame Strategie im Umgang mit der chinesischen Corona-Politik bemühen. Dabei geht es um die Frage, ob und wie die Behörden aus China einreisende Flugpassagiere auf neue Varianten des Coronavirus testen sollten. Mehrere Mitgliedsländer haben in der vergangenen Woche bereits eigenständige Schritte ergriffen.
Belgien fordert koordiniertes Vorgehen in der EU
Von belgischer Seite hieß es am Montagabend, man werde Abwasser von eintreffenden Flugzeugen auf Hinweise auf möglicherweise bedrohliche neue Varianten prüfen. Besucher aus China, die sich nicht wohlfühlten, würden darum gebeten, einen Test auf das Virus zu machen.
Es müsse mehr getan werden, aber nur in einem koordinierten Vorgehen der 27 Mitgliedsstaaten, sagte Belgiens Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke. „Es wäre ein gutes Signal an China, wenn alle EU-Nationen zusammen sagten: „Wenn du nach Europa kommst, musst du zuerst getestet werden.“
Der belgische Gesundheitsminister fordert die EU-Nationen auf, bei den Einreisebestimmungen zusammenzuarbeiten.
(Foto: imago images/Belga)
Schweden, das den rotierenden Vorsitz im Rat der EU innehat, teilte mit, Vertreter von Mitgliedsstaaten hielten am Mittwoch ein Treffen zur Krisenreaktion ab, um einzuschätzen, ob EU-weite Einreiseanforderungen nötig seien. „Es ist wichtig, dass wir die notwendigen Maßnahmen schnell ergreifen“, sagte der schwedische Gesundheitsminister Jakob Forssmed.
>> Lesen Sie hier: Kommentar: Chinas Corona-Lockerungen wirken hastig und sind schlecht vorbereitet
Die EU-Länder Frankreich, Spanien und Italien haben bereits unabhängige Maßnahmen für Passagiere, die aus China einreisen, bekanntgegeben. Die französische Regierung verlangt negative Tests und appelliert an ihre Bürger, vermeidbare Reisen nach China zu unterlassen. Frankreich führt zudem auf Flügen von China nach Frankreich wieder eine Maskenpflicht ein.
USA verkündeten neue Testanforderungen
Die spanische Regierung erklärte, sie verlange von allen Flugreisenden, die aus China einträfen, negative Testergebnisse oder Impfnachweise. Als erstes Land hatte Italien negative Corona-Tests von Einreisenden aus der Volksrepublik eingefordert. Diverse andere Länder vertreten den Standpunkt, dass es sich dabei nicht um die beste Option handele, die lokalen Bevölkerungen zu schützen, da neue Varianten aus China in Europa bereits im Umlauf seien, oftmals seit vielen Monaten.
Die USA hatten am Mittwoch neue Testanforderungen bei Einreisen aus China verkündet und sich damit auch einigen asiatischen Ländern angeschlossen, die mit Einschränkungen auf einen Anstieg der Infektionen im Reich der Mitte reagierten.
Flugreisende aus China müssen in Spanien einen negativen Test oder einen Impfnachweis vorlegen.
Nach fast drei Jahren mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne hatte China am 7. Dezember abrupt ein Ende seiner Null-Covid-Politik verkündet. Das bevölkerungsreichste Land erlebt gerade eine riesige Corona-Welle, der besonders Menschen im hohen Alter oder mit Vorerkrankungen zum Opfer fallen. Krankenhäuser sind überlastet, Krematorien können die Leichen nicht schnell genug einäschern. Nach Schätzungen könnten schon Zehntausende ums Leben gekommen sein. China veröffentlicht inzwischen keine Zahlen mehr zur Infektionslage.
Allein in den ersten drei Dezemberwochen haben sich nach offiziell unbestätigten internen Schätzungen schon 248 Millionen Menschen oder 18 Prozent der Bevölkerung mit Corona infiziert. Die Welle habe in Großstädten ihren Höhepunkt überschritten und erfasse in diesem Monat ländliche Gebiete, hieß es in Staatsmedien.
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