Berlin Die deutsche Industrie hat im November wegen der schwächelnden Weltkonjunktur den stärksten Auftragseinbruch seit mehr als einem Jahr erlitten. Die Bestellungen fielen um 5,3 Prozent geringer aus als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.
Dazu trugen ausbleibende Großaufträge bei. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet, nach einem Wachstum von 0,6 Prozent im Oktober. Im Vergleich zum November 2021 lag das Niveau kalenderbereinigt um 11,0 Prozent niedriger. „Der Auftragseingang hat damit das niedrigste Niveau seit Juli 2020 erreicht“, so das Statistikamt.
Die Entwicklung zeige, „dass die Industrie einen schwierigen Winter durchläuft, auch wenn sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen zuletzt verbessert haben“, kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Entwicklung. „Allerdings ist der Auftragsbestand in der Industrie nach wie vor hoch, was die Produktion am aktuellen Rand stützt.“
Auf kurze Frist gebe es eine gute Nachricht, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel: „Die rückläufigen Auftragseingänge sind keine akute Bedrohung für die deutsche Wirtschaft“. Die Produktion sei aufgrund des hohen Auftragsbestandes in weiten Teilen der Industrie für das laufende Jahr gesichert, da sich die unerledigten Bestellungen wegen der Materialengpässe aufstauten.
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„Der nachgebenden Auftragseingänge bereiten erst zum Jahresende oder zu Beginn des Jahres 2024 richtig Schwierigkeiten“, sagte Gitzel. „Dann aber wohl umso deutlicher.“
Sinkende Engpässe machen Hoffnung
Die Bestellungen aus dem Inland nahmen im November mit 1,1 Prozent zum Vormonat vergleichsweise gering ab, die aus dem Ausland brachen hingegen um 8,1 Prozent ein. Während die Nachfrage aus der Euro-Zone um 10,3 Prozent abnahm, sank das Neugeschäft mit dem restlichen Ausland um 6,8 Prozent.
Das sagen Ökonomen zur Auftragslage der Industrie
Die Aufträge für Investitionsgüter wie Maschinen, Fahrzeuge und Anlagen fielen diesmal um 8,5 Prozent. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern gab es einen Rückgang von 0,9 Prozent. Die Bestellungen für Konsumgüter sanken um 0,7 Prozent.
Die maue Weltkonjunktur, Materialmangel und die Energiekrise setzen der Industrie derzeit zu. Die Klagen in der Branche über fehlende Materialien haben im Dezember allerdings den dritten Monat in Folge abgenommen – und das deutlich: 50,7 Prozent der Unternehmen litten noch darunter, nach 59,3 Prozent im November, wie das Münchner Ifo-Institut herausfand.
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„Eine Auflösung der Engpässe scheint sich nun in vielen Branchen abzuzeichnen“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Dies wird die Konjunktur in den kommenden Monaten stützen.“
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