Jan 6, 2023
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HDE-Konsumbarometer: Verbraucher werden wieder zuversichtlicher – Staatliche Hilfen stabilisieren Einkommen und Konsum

Written by Axel Schrinner


Düsseldorf Die Stimmung der deutschen Verbraucher hat sich zum Jahresstart abermals verbessert. Das signalisiert das HDE-Konsumbarometer, das den dritten Monat in Folge auf nunmehr 88,54 Zähler gestiegen ist.

Der Frühindikator notiert damit nun zwar wieder auf dem Niveau vom vergangenen Sommer, allerdings liegen die Werte noch immer niedriger als nach dem Ausbruch der Coronapandemie im Frühjahr 2020. Das Barometer wird monatlich vom Handelsblatt Research Institute (HRI) für den Handelsverband HDE berechnet; es basiert auf einer repräsentativen Befragung von rund 1600 Haushalten. Der Index schwankte in der Vergangenheit stets um den Wert von 100 und war in der Anfangszeit der Coronapandemie zeitweilig eingebrochen.

Zum Jahreswechsel erholten sich die Konjunkturerwartungen der befragten Verbraucher. Sie stiegen auf den höchsten Wert seit März 2022; die Inflationsangst fiel auf ein Dreimonatstief, wie die Details des Konsumbarometers zeigen. Auch die Sorgen vor Zinserhöhungen gingen zurück.

Bislang haben Verbraucher und Einzelhandel die Energiepreiskrise recht gut verkraftet. Der private Konsum dürfte im vergangenen Jahr wegen der Nachholeffekte infolge der Pandemie inflationsbereinigt (real) um rund fünf Prozent gestiegen sein; für 2023 und 2024 rechnet das HRI mit Zuwächsen von 0,5 und 0,8 Prozent.

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Der Einzelhandel fuhr 2022 real wohl das zweitbeste Ergebnis seiner Geschichte ein. Auf Basis von Daten aus elf Monaten erwartet das Statistische Bundesamt, dass der reale Umsatz 0,3 Prozent unter dem Rekordwert des Vorjahres zurückblieb. Nicht preisbereinigt, also ohne Berücksichtigung der Preisentwicklung, setzten die Einzelhändler 2022 voraussichtlich 8,2 Prozent mehr als im Vorjahr um.

Umsatzzuwachs bei einer Warengruppe besonders kräftig

Während der Handel mit Alltagsprodukten wie Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren bis Ende November real um 4,1 Prozent zurückging, legten die Umsätze mit Nicht-Lebensmitteln real um 2,8 Prozent zu.

Besonders kräftig war der Umsatzzuwachs bei Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren. Hier steigerten die Händler ihren Umsatz real um 28,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Großer Verlierer war der Versand- und Internethandel, der real 8,1 Prozent weniger als 2021 umsetzte. Allerdings hatten diese Händler während der Coronazeit enorme Zuwächse erzielt; 2021 hatte der reale Umsatz im Internethandel um 12,3 Prozent zugelegt.

>> Lesen Sie hier: Dem Einzelhandel droht ein hartes Jahr der Konsolidierung

Die größte Belastung für den Konsum im neuen Jahr bleiben die hohe Energiepreise, die damit einhergehende Inflation sowie die resultierenden Reallohnverluste. Das HRI geht für das Jahr 2023 im Jahresdurchschnitt von fünf Prozent und für 2024 immer noch von drei Prozent Inflation aus.

Preisniveau innerhalb von fünf Jahren um fast 23 Prozent gestiegen

Binnen vier Jahren wäre damit das Preisniveau um fast 23 Prozent gestiegen – zuvor dauerte es 16 Jahre, von 2005 bis 2020, bis das Preisniveau ähnlich stark angestiegen war. Um diese Preisschübe gesamtwirtschaftlich auszugleichen, müssten die Löhne über alle Branchen hinweg vier Jahre lang um jeweils rund 5,5 Prozent steigen.

Grafik

Gleichwohl gibt es erste Entspannungssignale. So sank die Inflation im Dezember auf 8,6 Prozent, vor allem wegen der staatlichen Gashilfen. Aber auch Gas, Benzin und Heizöl verbilligten sich deutlich auf den Weltmärkten.

Zudem versucht der Staat kurzfristig mit dreistelligen Milliardenbeträgen die hohen Reallohnverluste abzufedern. So stieg der Mindestlohn bereits im Oktober kräftig an, zum Jahreswechsel startete das neue Bürgergeld sowie das Wohngeld Plus, das die verfügbaren Einkommen von mehr als einer Million Haushalten spürbar erhöhen dürfte. Ab März werden dann die Strom- und Gaspreisbremsen wohl für sinkende Energiepreise sorgen und zusammen mit einsetzenden Basiseffekten die Inflation dauerhaft drücken.

Die verbleibenden Realeinkommensverluste versuchen die Verbraucher durch eine Verringerung ihrer Sparquote oder gar durch die Auflösung von Erspartem auszugleichen, um so ihr gewohntes Konsumniveau aufrechterhalten zu können.

Energie

Ab März werden dann die Strom- und Gaspreisbremsen für sinkende Energiepreise sorgen und zusammen mit einsetzenden Basiseffekten die Inflation dauerhaft drücken.



(Foto: dpa)

Im dritten Quartal war die Sparquote mit 9,6 Prozent fast einen ganzen Punkt geringer als im Vorjahreszeitraum und auch für das vierte Quartal signalisiert das HDE-Konsumbarometer eine anhaltend niedrige Sparneigung; ein Trend, der auch 2023 andauern dürfte.

Denn Wirtschaftsminister Robert Habeck rechnet damit, dass die Gaspreise erst Ende 2023 sinken werden. „Ich hoffe, dass es gegen Ende 2023 schon besser ist, wenn auch nicht auf dem Niveau von 2021“, sagte der Grünenpolitiker. „Das Jahr über werden wir höhere Preise noch aushalten müssen.“

Mehr: Der Wohlstandsverlust – Was die Krise Deutschland kostet



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Politik

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