Peking Nach fast drei Jahren hat China seine Grenzen wieder geöffnet. Einen Monat nach dem Ende der rigorosen Null-Covid-Politik reisten am Sonntag als erste Besucher wieder einige Zehntausend Hongkonger über die Grenzübergänge in die Volksrepublik.
Die meisten Einreisebeschränkungen und vor allem die zuletzt noch geforderte einwöchige Zwangsquarantäne bei der Ankunft waren mit Wirkung vom Sonntag abgeschafft. Die Öffnung soll nach Angaben der Behörden allerdings auf „geordnete Weise“ erfolgen, so dass weiter die Zahl der Ein- und Ausreisen oder die Vergabe von Visa begrenzt wird.
Für Bewohner der chinesischen Sonderverwaltungsregion gilt vorerst eine Quote von 50.000 Einreisen pro Tag, für die sich Besucher über eine Online-Plattform registrieren müssen. Die Nachfrage nach der langen Abschottung Chinas war groß: 410.000 Hongkonger haben sich bereits angemeldet, berichtete die Zeitung „South China Morning Post“.
In umgekehrte Richtung konnte am Sonntag ähnlich eine begrenzte Zahl von 6600 Reisenden aus China über die Grenze nach Hongkong wechseln. Reisende müssen negative PCR-Tests aus den letzten 48 Stunden nachweisen.
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Die Öffnung folgt auf den abrupten Kurswechsel Anfang Dezember in China von dem seit 2020 verfolgten Null-Toleranz-Ziel mit Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne zu einer völligen Lockerung.
Seither rauscht eine massive Infektionswelle durch das bevölkerungsreichste Land der Welt, die Krankenhäuser völlig unvorbereitet traf. Wegen der Überlastung des Gesundheitssystems in China und aus Angst vor neuen Virus-Varianten rät das Auswärtige Amt (AA) in Berlin auch von „nicht notwendigen“ Reisen in die Volksrepublik ab.
2,5 Millionen Menschen Neuinfektionen täglich
Nach Schätzungen des in London ansässigen Datenverarbeiters Airfinity infizieren sich in China gegenwärtig jeden Tag 2,5 Millionen Menschen neu, während täglich 16.600 sterben. Mitte Januar könnte die Zahl der täglichen Neuinfektionen demnach auf 3,7 Millionen steigen.
Nach diesen Schätzungen soll es schon 209.000 Tote gegeben haben. Bis Ende April könnte die Zahl der Corona-Toten den Hochrechnungen zufolge auf 1,7 Millionen anwachsen, warnte Airfinity. China selbst veröffentlicht keine aktuellen Zahlen zur Infektionslage mehr, was internationale Kritik über mangelnde Transparenz auslöste.
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Nach der Öffnung der Grenzen dürfte es nach Einschätzung von Experten noch Monate dauern, bis sich der Reiseverkehr wieder normalisiert. Schon die unverändert geringe Zahl internationaler Flüge aus China begrenzt die Zahl der Reisenden.
Aus Sorge über mögliche neue Virus-Varianten aus China verlangen Deutschland und viele andere Länder von Reisenden aus der Volksrepublik auch einen negativen Corona-Test vor dem Abflug, der nicht älter als 48 Stunden sein darf.
Touristen müssen hinten anstehen
Die Reisemöglichkeiten sind auch weiter begrenzt. Die Zahl der Flüge von China ins Ausland liegt gegenwärtig nur bei rund zehn Prozent des Volumens wie vor der Pandemie. Die Tickets sind teuer. Auch müssen Touristen hinten anstehen: Zwar wollen Chinas Behörden jetzt wieder Reisepässe ausstellen oder verlängern, doch vorrangig nur für Geschäfts- und Studienreisen.
Umgekehrt wollen Chinas Botschaften wieder mehr Visa vergeben. Aber auch hier haben Geschäfts-, Arbeits- oder Studienaufenthalte und Familienbesuche Vorrang. Vor der Einreise nach China muss ein negativer PCR-Test vorgelegt werden.
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Reisende müssen allerdings auch beachten, dass zum chinesischen Neujahrsfest am 22. Januar noch weitere Infektionswellen in China erwartet werden. Zum wichtigsten chinesischen Familienfest reisen traditionell Hunderte Millionen Chinesen in ihre Heimatdörfer und besuchen Verwandte. Während der 40-tägigen Reisezeit von diesem Wochenende an dürfte das Reisevolumen nach Schätzungen rund 70 Prozent gegenüber der Zeit vor der Pandemie erreichen.
Experten befürchten dass das Virus dabei von den jetzt betroffenen Metropolen in die – noch weniger vorbereiteten – inländischen Provinzen und den ländlichen Raum geschleppt wird. Auf dem Lande leben in China besonders viele alte Menschen, die häufig auch nicht ausreichend durch Impfungen geschützt sind. Zudem ist die medizinische Versorgung vielerorts unzureichend.
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