Berlin, München, Düsseldorf Das Ärgernis der deutschen Autobauer umfasst vier Buchstaben und eine Zahl: Euro 7. Die Europäische Kommission will die Abgasnorm verschärfen – und das, obwohl sie ab 2035 nur noch Fahrzeuge zulassen wird, die kein Kohlendioxid mehr emittieren. Doch es hilft nichts: Die Tage des Verbrennungsmotors sind gezählt. Die Branche muss neu denken – und investieren.
Der EU-Vorschlag ziele darauf ab, die Abgaswerte von Motoren in Extremsituationen wie beispielsweise dem Anfahren am Berg erheblich zu reduzieren, hatten die Industrievertreter bereits im Vorfeld geklagt. Das sei teuer und helfe kaum, die Emissionen zu senken. Die Regierung solle sich lieber alternativ dafür einsetzen, die Abgaswerte im Normalbetrieb noch einmal zu senken.
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Beim Gipfel wurden auch noch andere, der Branche wichtige Themen diskutiert: etwa die Entwicklung einer notwendigen Rohstoff- und Datenstrategie.
Autogipfel: Automobilbranche fordert Ladesäulenpflicht an jedem neuen Haus
Beim Öko-Benzin, dem E-Fuel, erhielt VW-Chef Oliver Blume eingeschränkt Rückendeckung von Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius. Blume wirbt für E-Fuels, damit der Verbrennungsmotor weiter eine Chance habe. Zumindest in der Bestandsflotte seien E-Fuels ein „Lösungsbeitrag“, um CO2-Emissionen zu senken, hieß es dazu nun aus Mercedes-Kreisen.
Bei Neuwagen seien hingegen batterieelektrische Antriebe aufgrund ihres hohen Wirkungsgrades der vernünftigste und schnellste Weg bei der Dekarbonisierung. Insofern müsse der Fokus auf dem Ausbau der Ladeinfrastruktur liegen.
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Mercedes hat nach Jahren des Zögerns kürzlich angekündigt, ähnlich wie Tesla den Aufbau eines eigenen Netzes an Schnellladesäulen in Nordamerika und Europa mit Partnern voranzutreiben. Die Schwaben hoffen, dass nun die Politik nachzieht und etwa die Wohnungswirtschaft verpflichtet, beim Neubau auch Ladeinfrastruktur zu installieren.
An dem Autogipfel hatten neben der Industrie, der IG Metall und Betriebsräten sowie des Thinktanks Agora Verkehrswende auch Vertreter von Tesla und des Umweltverbands BUND teilgenommen, wie das Handelsblatt erfuhr.
Dort forderten die Hersteller zudem eine Rohstoffstrategie, um den Bedarf an Lithium, Nickel, Kobalt, Mangan oder Grafit für die Batterien als künftiger Antrieb in Europa zu decken. Bislang sei „wenig bis gar nichts“ geschehen, sagte ein Industrievertreter dem Handelsblatt. Ähnliche Stimmen gab es bei Mercedes-Benz. Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, hatte lautstark „eine aktive Rohstoffstrategie“ verlangt, da die Nachfrage um ein Vielfaches steigen werde.
Zuletzt hatte die Bundesregierung 2020 ihre zweite Rohstoffstrategie vorgestellt. Dabei ging es indes nicht darum, dass der Staat selbst Rohstoffe sichert, wie dies etwa China praktiziert. In der Vergangenheit scheiterte beispielsweise die Beteiligung an Minen vielmehr daran, dass sich keine deutschen Unternehmen fanden, die Rohstoffvorkommen unterhalten und ausbeuten wollten. Dies soll sich ändern.
Automobilindustrie: Rohstoffe sollen aus „politisch stabilen“ Ländern kommen
Bei Volkswagen hieß es, grundsätzlich würde es der Konzern begrüßen, wenn die Regierung sich stärker engagiere. Die Autobauer fordern eine „strategische Rohstoffpolitik“, am besten europäisch. China dominiere den Zugang und die Verarbeitung von strategisch wichtigen Rohstoffen, da müsse die EU über Rohstoffabkommen gegenwirken – auch wenn China wichtig bleibe.
Die Branche richtet den Blick etwa ins rohstoffreiche Afrika und wirbt dafür, dort direkt Rohstoffe weiterzuverarbeiten. Auch Kanada, Australien, Indien und Indonesien gelten als „attraktive Partner“ und als „politisch stabil“.
Beim Spitzentreffen hatten die Vorsitzenden des Expertenkreises „Transformation der Automobilwirtschaft“ (Eta) beim Wirtschaftsministerium erste Vorschläge präsentiert. Wie es hieß, empfiehlt der Kreis, dass deutsche Unternehmen zu Beginn der automobilen Wertschöpfungskette erwägen könnten, ihre Rohstoffe „durch direkte Beteiligungen und Investitionen abzusichern“.
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Der Leiter der Arbeitsgruppe im Expertenkreis, Jens Katzek, sagte auf Nachfrage, die Branche habe ihre Hausaufgaben gemacht. Nun sei es an der Regierung, neben einer sicheren Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen auch eine neue Rohstoffbasis zu schaffen. „Unsere Transformation basiert auf einer Reihe von Rohstoffen, die wir importieren müssen“, sagte Katzek, Geschäftsführer des Automotive Cluster Ostdeutschland. „Entscheidend ist dabei, weltweite, diverse Bezugsquellen zu haben, die den steigenden Bedarf krisensicher abdecken.“
Autobauer setzen auf Datengeschäft: Kunden sollen „über ihre Daten entscheiden können“
Die Vorsitzenden Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats und Wirtschaftsforscherin an der Universität München, sowie Ina Schaefer, Fahrzeuginformatikerin am Karlsruhe Institute of Technology, legten auch Empfehlungen fürs vernetzte Fahren vor. Der Expertenkreis fordert eine Strategie, mit der Daten umfangreich generiert und in Geschäftsmodelle umgesetzt werden können. Grundlage sei, dass Kunden „souverän über ihre Daten entscheiden können und gleichzeitig klar erkennbare individuelle oder kollektive Mehrwerte aufgezeigt bekommen“, wie es in dem Papier heißt. Es liegt dem Handelsblatt vor.
Der Gesetzgeber solle festlegen, wann die Datenfreigabe abgefragt wird. Geben Kunden Daten frei, dann soll dies „an der Datenquelle erfolgen“. Nur dann sei transparent nachzuvollziehen, wohin die Daten fließen. „Entsprechend sollten verbindliche Standards etabliert werden, wie die Datentransparenz im Fahrzeug herbeigeführt werden kann und welche Voraussetzungen dafür gegeben sein müssen.“
Zugleich verlangt der Kreis, dass sich Investitionen in die Datenökonomie rechnen, etwa um vernetztes Fahren zu ermöglichen oder über „zentrale Architekturen in den Fahrzeugen die Datenverfügbarkeit zu erhöhen“. Dazu fordern sie, die Preise je nach Mehrwert zu gestalten und Investitionen in Software über Verwertungsrechte zu schützen.
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