London Die deutschen Exporte nach Großbritannien sind 2022 nach Jahren des auch Brexit-bedingten Niedergangs erstmals wieder gewachsen. Von Januar bis November verkauften die deutschen Unternehmen Waren im Wert von mehr als 68 Milliarden Euro ins Vereinigte Königreich – ein Plus von fast 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Damit wurde das Niveau des Gesamtjahres 2021 von 65 Milliarden Euro bereits deutlich übertroffen, obwohl der Dezember-Handel erst in einigen Wochen in der Statistik einfließt. Das geht aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlagen.
Das ist der erste Anstieg nach sechs Jahren schrumpfender Ausfuhren in Folge. Die Negativserie begann mit dem Jahr des Brexit-Referendums 2016, bei dem sich eine knappe Mehrheit der Briten für einen EU-Abschied aussprach, der mittlerweile vollzogen ist.
Der Außenhandelsverband BGA ist dennoch skeptisch, ob die Geschäfte mit Großbritannien auf Dauer an den jüngsten Aufwärtstrend anknüpfen können. „Das wahre Ausmaß der Brexit-Probleme ist durch die Corona-Krise stark überlagert worden“, sagte BGA-Präsident Dirk Jandura der Nachrichtenagentur Reuters.
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Großbritannien sei mittlerweile auf Platz elf der wichtigsten deutschen Handelspartner abgerutscht und befinde sich nunmehr hinter kleineren Ländern wie Österreich und der Schweiz. „Ich fürchte, dass wir noch über Jahre die Auswirkungen dieser Entscheidung des britischen Volkes spüren werden“, sagte Jandura.
Unsicherheit für deutsche Unternehmen
Viele Unternehmen beklagen, dass der Brexit nach wie vor für Planungs- und Rechtsunsicherheit sorgt. Insbesondere die mittelständische Wirtschaft sieht sich von den vielen neuen Regelungen belastet.
Die britischen Pläne, auf vielen Gebieten von EU-Regeln und Standards abzuweichen – etwa im Datenschutz, bei Lebensmitteln oder in der Chemie –, erhöhten die Kosten und die Unsicherheit für deutsche Unternehmen im UK-Geschäft.
„Es muss im ureigenen Interesse Großbritanniens sein, wieder ein attraktiver Handelspartner Deutschlands und der EU zu werden“, sagte Jandura. „Wir haben aber an der Landesgrenze beim Grenzübertritt viele Probleme, viele Unternehmen sind mit den bürokratischen Anforderungen überfordert.“ Die Politik müsse diese Hindernisse wieder abbauen.
Nach einer Übergangsphase, die bis Ende des Jahres 2020 währte, trat am 1. Januar 2021 ein zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich ausgehandelter Partnerschaftsvertrag vorläufig in Kraft. Mit dem Austritt aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion ist der Brexit vollzogen.
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„Der Austritt Großbritanniens aus der EU hat den bilateralen Handel erschwert und führt zunehmend zur Heterogenität der Handelsanforderungen. Zumindest kurzfristig ist hier keine Trendumkehr zu erwarten“, sagte der BGA-Präsident. „Das ist bedauernswert, aber es war absehbar.“
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