Jan 12, 2023
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Außenpolitik: Wettrennen um Afrika – Chinas Einfluss wächst, Deutschland müht sich

Written by Dana Heide

Berlin Hinter Annalena Baerbock stapeln sich in einem Lager nahe der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba Tausende Säcke mit Getreide, die die Welthungerhilfe an die Bedürftigsten im vom Krieg gebeutelten Äthiopien verteilt. 22 Millionen Menschen, so die Welthungerhilfe, haben in dem Land zu wenig zu essen. Deutschland habe seine humanitäre Hilfe und vor allem die Hilfe für das Welternährungsprogramm noch mal aufgestockt, sagt die deutsche Außenministerin.

Gemeinsam mit ihrer französischen Kollegin, der Außenministerin Catherine Colonna, führt Baerbock auch Gespräche zum Friedensprozess in der Region. So wollen sie zeigen: Wir sind da. Afrika ist wichtig für Europa.

Doch als Baerbock Äthiopien erreicht, war einer ihrer Amtskollegen schon längst da: Der neue chinesische Außenminister Qin Gang ist bereits am Dienstag zu einem Besuch in dem Land eingetroffen. An dem Tag war Baerbock in das von russischen Angriffen gezeichnete ukrainische Charkiw gereist, um sich selbst ein Bild zu machen, aber auch um Aufmerksamkeit für die weiterhin dramatische Lage der Menschen dort zu erzeugen.

Und während Baerbocks Afrikareise am Freitag schon wieder endet, fliegt Qin Gang weiter: Noch bis zum 16. Januar dauert seine Afrikatour, die ihn außer nach Äthiopien auch nach Gabun, Angola, Benin und Ägypten führt.

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Zwar engagiert sich Deutschland seit Jahrzehnten stark auf dem afrikanischen Kontinent. Doch China versteht es besser, sein Engagement bei den afrikanischen Staatschefs zu vermarkten. Hinzu kommt, dass Peking seine Eigeninteressen offensiver gegenüber den Staaten vertritt.

An großen Versprechen spart der chinesische Außenminister während seines Besuches in Afrika nicht. „Lassen Sie uns mehr tun, um die chinesisch-afrikanische Zusammenarbeit zu verbessern und zu fördern“, sagte Qin Gang bei seiner Rede im Hauptquartier der Afrikanischen Union in Addis Abeba am Mittwoch. „Die Bedürfnisse Afrikas sind die Prioritäten der chinesisch-afrikanischen Zusammenarbeit“, so Qin Gang.

Auch Baerbock wird sich am Freitag mit den Vorsitzenden der Kommission der Afrikanischen Union (AU) treffen. Auch wenn die AU in Afrika bei Weitem nicht so starken Einfluss ausübt wie die EU in Europa – die Vereinigung mit 55 Mitgliedstaaten gilt als zentraler Akteur auf dem Kontinent. Doch auch hier ist der Einfluss Chinas allgegenwärtig: Das imposante Hauptgebäude mit Plenarsaal war ein Geschenk Pekings.

Sitz der Afrikanischen Union (AU) in Addis Abeba

Das Gebäude war ein Geschenk aus Peking.


(Foto: IMAGO/photothek)

Der Wettkampf um den Wirtschaftsstandort Afrika zeigt sich in dieser Woche sehr deutlich. In den vergangenen Jahren hat China seine Präsenz auf dem Kontinent massiv ausgebaut. Bereits seit Jahren finanziert Peking über seine umstrittene Seidenstraßeninitiative (BRI) Infrastrukturprojekte in Milliardenhöhe auf dem Kontinent – allein in der ersten Jahreshälfte 2022, so eine Erhebung der deutschen Außenwirtschaftsförderungsgesellschaft GTAI, wurden in Afrika 140 BRI-Projekte beschlossen. Ausgeführt werden sie meist ausschließlich von chinesischen Staatsunternehmen, die Finanzierung erfolgt größtenteils durch chinesische Kredite.

China nutzt Entwicklungshilfe gezielt für Eigeninteressen

Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hatten jüngst gezeigt, dass China insbesondere die Lieferung von Hilfsgütern an afrikanische Länder offenbar daran koppelt, wie politisch gewogen die jeweilige Staatsführung China ist. So flössen umso mehr Hilfsgüter in ein Land, je stärker es mit China politisch auf einer Linie sei, so die Forscher. Auf internationaler Bühne hat das sehr konkrete Folgen: So stimmen afrikanische Länder bei der UN-Generalversammlung auffällig oft zugunsten Chinas ab.

Die USA und Europa wollen dagegenhalten. US-Präsident Joe Biden hatte sich Mitte Dezember mit den Staats- und Regierungschefs mehrerer afrikanischer Staaten in Washington getroffen. Auch die Bundesregierung will mehr tun, um die afrikanischen Staaten für sich zu gewinnen. Das Entwicklungsministerium stellt Ende Januar die neue deutsche Afrika-Strategie vor, über deren Inhalte hatte das Handelsblatt vorab berichtet.

>> Lesen Sie hier: Das steht in der neuen Afrika-Strategie der Bundesregierung

Das Papier soll auch dazu dienen, die Vorzüge einer Kooperation mit Deutschland herauszustellen, denn die afrikanischen Länder könnten mittlerweile aus einer Vielzahl potenzieller Partnerländer auswählen, heißt es darin. Die Strategie erwähnt hier Russland, die Türkei und die Golfstaaten, aber vor allem: China.

Stärker engagieren soll sich auch die deutsche Wirtschaft – zum eigenen Nutzen. Bislang ist das Engagement deutscher Unternehmen in Afrika überschaubar. Laut den aktuellsten Daten der Bundesbank betrug der Bestand deutscher Direktinvestitionen auf dem Kontinent im Jahr 2020 gerade einmal rund zwölf Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die deutschen Direktinvestitionen in den USA beliefen sich auf 353 Milliarden Euro.

>> Lesen Sie hier: „Wir müssen einander zuhören“ – Deutschland ringt um neues Verhältnis zu Afrika

Doch der Blick der deutschen Wirtschaft auf den Kontinent wird optimistischer. Die Erwartungen an die Entwicklung der eigenen Geschäfte sind laut einer Umfrage unter mehr als 3100 Mitgliedsunternehmen deutscher Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen im Herbst 2022 sogar positiver als im weltweiten Durchschnitt. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der deutschen Unternehmen in Afrika erwarte eine bessere Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten, weltweit seien es 37 Prozent.

Deutsche Firmen könnten größere Rolle spielen

Die deutsche Wirtschaft begrüßt das Engagement Berlins in der Region und das Bemühen, im Wettrennen mit China aufzuholen. „China hat schon lange vor Deutschland erkannt, dass Afrikas Bevölkerungswachstum, der Rohstoffreichtum und das Wirtschaftswachstum enorme Chancen darstellen“, sagte Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, dem Handelsblatt.

China verfolge in Afrika strategisch angelegte wirtschaftliche und politische Interessen. „Diese werden mit einem hohen Maß an politischer Flankierung und großzügiger Finanzierung für chinesische Unternehmen vorangetrieben“, so Kannengießer.

Gerade in Äthiopiens Sonderwirtschaftszonen seien chinesische Unternehmen dominant. „Hier könnten aber auch deutsche Firmen eine größere Rolle spielen“, so Kannengießer.
Mit 120 Millionen Einwohnern sei Äthiopien einer der wichtigsten Zukunftsmärkte in Afrika, sagt Volker Treier, Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer, dem Handelsblatt. „Auch wenn unsere Unternehmen mit Neuinvestitionen und Unternehmensgründungen derzeit eher zurückhaltend sind, so bereiten sie sich dennoch auf einen Ausbau der Handelsbeziehungen mit Äthiopien vor.“

Mehr: Deutsche Unternehmen wollen 2023 mehr in Afrika investieren



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