Jan 18, 2023
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Ausblick: China-Experten sehen viele Risiken für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt

Written by Nicole Bastian


Chinesisches Neujahrsfest in Peking

Das Land versucht die Öffnung nach den harten Corona-Maßnahmen.


(Foto: AP)

Düsseldorf Auch nach dem Ende der Null-Covid-Restriktionen bleiben die Risiken für die chinesische Wirtschaft und Politik hoch. In einer Umfrage des China-Instituts Merics, deren Ergebnisse dem Handelsblatt vorab vorlagen, blicken 880 China-Experten vornehmlich skeptisch auf die Entwicklungen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Zu den größten Herausforderungen zählen sie die Instabilität des Immobiliensektors und die weitere Entwicklung der Covid-Politik. Auch eine übermäßige Intervention der Regierung in die Wirtschaft und ein Ende des Zugangs zu Schlüsseltechnologien aus dem Ausland zählen die Beobachter zu den Risiken. Hinzu komme für den Außenhandel eine drohende globale Rezession.

Chinas Vize-Premier Liu He, der Wirtschaft und Finanzen verantwortet, hatte am Dienstag beim Weltwirtschaftsforum in Davos gesagt, dass Chinas Wachstum in diesem Jahr wieder „zum normalen Trend“ zurückkehren werde. Dafür würden vor allem Unternehmensinvestitionen und Konsum sorgen. Liu räumte aber ein, dass es im Immobiliensektor noch Risiken gebe.

Im vergangenen Jahr war das Bruttoinlandsprodukt chinesischen Angaben zufolge um drei Prozent gestiegen – nach dem Covid-Jahr 2020 der zweitniedrigste Wert seit Jahrzehnten.

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Am heutigen Mittwoch will Liu US-Finanzministerin Janet Yellen in Zürich treffen. Er warb in Davos, China werde eine „wirtschaftliche Re-Globalisierung“ vorantreiben. Yellen erwartet vor allem ein stärkeres Engagement Chinas bei der Umschuldung notleidender armer Länder.

>> Lesen Sie auch: China verfehlt sein selbst gesetztes Wachstumsziel deutlich

Nach der Corona-Öffnung des Landes sind chinesische Politiker in einer Art Charme-Offensive weltweit darum bemüht, die Beziehungen wieder zu verbessern. Die USA hatten im vergangenen Jahr unter anderem strenge Beschränkungen für den Export von Technologie nach China verhängt. Für manches chinesische Unternehmen ist das etwa wegen ausbleibender Halbleiter-Lieferungen oder des fehlenden Zugangs zu Maschinen, die Chips produzieren, zum Problem geworden.

China-Experten erwarten eine wirtschaftliche Entflechtung zwischen China und Europa

Die Beziehungen der USA und der EU zu Pekings Staatsführung hatten zuletzt auch unter Chinas Haltung im Ukrainekrieg gelitten. An dieser werde sich, so ist die Mehrheit der China-Beobachter in der Merics-Umfrage überzeugt, jedoch wenig ändern.

Merics-Chef Mikko Huotari warnte deshalb mit Blick auf die europäisch-chinesischen Beziehungen: „Eine mögliche Charme-Offensive aus China ändert nichts an dem grundsätzlichen Kurs, den Peking eingeschlagen hat.“ Die Europäische Union (EU) müsse definieren, welche Grenzen sie beispielsweise für sensible Technologieverflechtung mit China setzen wolle. „Dabei muss die Frage, welchen Kurs der wichtigste Allianzpartner, die USA, einschlägt, natürlich eine zentrale Rolle spielen, auch wenn die EU in der Abwägung und Ausgestaltung zu anderen Politikansätzen kommt.“

Chinas Vizepremier Liu He in Davos

Rückkehr der Wirtschaft „zum normalen Trend“?


(Foto: Bloomberg)

Die befragten China-Beobachter gehen davon aus, dass sich EU und China wirtschaftlich im Laufe der kommenden fünf Jahre eher entflechten werden. Für dieses Jahr erwartet die Mehrheit bereits, dass die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und China in den meisten Fällen rückläufig sein werden. Das könnte etwa bei Technologiekooperationen und bei EU-Exporten nach China, bei EU-Investitionen in China sowie bei der Entsendung von Personal aus der EU nach China der Fall sein. Einzig chinesische Exporte in die EU sollten ihrer Ansicht nach in diesem Jahr anziehen.

China-Experten empfehlen EU mehr Diversifizierung jenseits von China

Politisch sollte sich die EU vor allem auf die Diversifizierung ihrer globalen Partnerschaften etwa im Indo-Pazifischen Raum oder in Afrika konzentrieren, ist die überwiegende Mehrheit überzeugt. Mit dem milliardenschweren Programm Global Gateway will die EU so dem globalen Machtausbau Chinas entgegenwirken. Die kurzfristigen Erfolge sind jedoch bisher begrenzt.

Nur ein knappes Viertel der befragten China-Experten empfehlen, dass die EU sich den strikteren US-Restriktionen etwa beim Export von Technologie annähern soll.

Mit Blick auf Pekings globalen Führungsanspruch gehen die befragten China-Beobachter davon aus, dass das Land in diesem Jahr versuchen wird, seine Ambitionen vor allem über die von Staatschef Xi Jinping vorgeschlagene Globale Sicherheitsinitiative umzusetzen. Xi hatte diese Initiative im vergangenen Jahr vorgeschlagen und möchte damit der westlich dominierten Sicherheitsordnung eine Alternative entgegenstellen.

Auch erwarten die Experten, dass China in diesem Jahr weniger auf die Initiative Neue Seidenstraße (Belt and Road Initiative, BRI) setzen werde, sondern vielmehr auf die im vergangenen Jahr verkündete Globale Entwicklungsinitiative, über die unter anderem die Beziehungen zu Afrika gestärkt werden sollen.

Mehr: Chinas schrumpfende Bevölkerung könnte zum Risiko für die Weltwirtschaft werden



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Politik

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