Jan 23, 2023
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Klimaneutralität: Grüne mahnen bei CO2-Speicherung zur Vorsicht

Written by Klaus Stratmann


Aufbau der CCS-Infrastruktur im norwegischen Kollsnes

Norwegen schafft die Möglichkeit für ausländische Unternehmen, CO2 zu speichern.


(Foto: Klaus Stratmann, Handelsblatt)

Berlin Bei den Grünen bestehen erhebliche Vorbehalte gegen die Abscheidung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, kurz CCS). „Union und FDP wittern in CCS einen bequemen Ausweg, der uns noch länger an fossilen Energien festhalten lässt als unbedingt nötig. Das ist rückwärtsgewandt“, sagte Lisa Badum, klimapolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, dem Handelsblatt.

Außerdem sei CCS energieintensiv, teuer und gehe mit Umweltrisiken einher. „Es ist kein geeignetes Instrument, um die Klimakrise zu bekämpfen.“ Badum wirbt in ihrer Fraktion mit einem Positionspapier für eine kritische Haltung gegenüber der Technologie.

Die Debatte um CCS hat in den vergangenen Wochen Fahrt aufgenommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will in diesem Jahr eine Carbon-Management-Strategie entwickeln, in der CCS eine zentrale Rolle spielen dürfte.

Wohin die Reise gehen wird, lässt sich aus dem „Evaluierungsbericht zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz“ des Bundeswirtschaftsministeriums schließen, den das Bundeskabinett Ende Dezember vergangenen Jahres verabschiedet hatte.

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Darin heißt es, schon ab 2030 müssten die Speicherung und auch die Nutzung von abgeschiedenem CO2 (Carbon Capture and Utilization, kurz CCU) „im Megatonnen-Maßstab“ vor allem für die Industrie eingesetzt werden.

Diskussion über Zweck der CO2-Speicherung

Innerhalb der Ampelkoalition gibt es unterschiedliche Auffassungen, welchem Zweck die CO2-Speicherung dienen soll. Nach Überzeugung der Grünen darf die Technik nur eingesetzt werden, um solche CO2-Emissionen zu speichern, die sich nach heutigem Stand der Technik nicht vermeiden lassen.

Solche unvermeidbaren Emissionen fallen etwa in der Zement-, Stahl- oder Chemiebranche an. Ihr Volumen wird vom Umweltbundesamt auf jährlich 43 Millionen Tonnen beziffert. Zur Einordnung: Insgesamt wurden 2020 in Deutschland 739 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt.

Lisa Badum (Bündnis 90 Die Grünen)

Grünen-Abgeordnete Lisa Badum hält die CO2-Speicherung für „kein geeignetes Instrument, um die Klimakrise zu bekämpfen.“


(Foto: IMAGO/Christian Spicker)

Die Liberalen dagegen fassen den Anwendungsbereich der CO2-Speicherung viel weiter. FDP-Politiker plädieren dafür, die Speicherung auch bei Kraftwerken einzusetzen, die mit Kohle oder Gas betrieben werden: Man könne dank CCS „die zur Stabilisierung von Stromnetzen in der Energiewende weiterhin notwendigen konventionellen Kraftwerke einsetzen, ohne dass diese das Klima schädigen“, sagte der energiepolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Michael Kruse.

Das will Grünen-Politikerin Badum verhindern: „CCS darf nur für unvermeidbare Restemissionen erlaubt werden.“ Es dürfe „keinerlei Infrastruktur aufgebaut werden, die die fossile Wirtschaft verlängert“.

>> Lesen Sie hier: Forscher sehen keine Klimaneutralität ohne CO2-Entnahme aus der Luft

Auch CO2, das in Deutschland emittiert wurde, im europäischen Ausland zu speichern sieht Badum kritisch. „Norwegen hat bereits angeboten, unser CO2 unter der Nordsee zu deponieren. Die Nordsee ist aber schon jetzt übernutzt“, heißt es in ihrem Positionspapier. Die CO2-Deponierung würde Nutzungskonflikte verschärfen und die Biodiversität noch mehr gefährden.

Ihr Parteifreund Habeck allerdings will deutschen Unternehmen sehr wohl ermöglichen, die Speicher in Norwegen zu nutzen. Erst vor einigen Tagen war der Bundeswirtschaftsminister gemeinsam mit Vertretern deutscher Konzerne in Norwegen zu Besuch, um sich ein Bild von den Möglichkeiten zu machen.

Das Land ist einer der Vorreiter der CCS-Technologie. Bereits seit 1996 wird sie dort eingesetzt. Norwegen baut derzeit eine CCS-Infrastruktur auf, die ganz Europa offenstehen soll. Das Land verfügt über große Speicherkapazitäten.

In Deutschland war zwar 2012 das Kohlendioxidspeicherungsgesetz (KSpG) in Kraft getreten. Es engt die Technik aber auf Demonstrations- und Pilotprojekte ein und begrenzt das zulässige Speichervolumen erheblich. Mittlerweile ist die Frist zur Anmeldung von Projekten ausgelaufen, sodass CCS faktisch verboten ist.

Außerdem haben die Bundesländer die Möglichkeit, die CO2-Speicherung auf ihrem Gebiet auszuschließen. Unterm Strich verhindert das Gesetz so die CCS-Technologie in Deutschland.

Mehr: Bund schafft Platz für mehr Windräder in Nord- und Ostsee



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Politik

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