Jan 22, 2023
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Ermittlungen gegen Abgeordneten: George Santos ist der größte Hochstapler im US-Kongress

Written by Annett Meiritz

Washington Wenn es nur um schnelles Bekanntwerden gehen würde, hätte George Santos alles erreicht. Er, einer von 434 Abgeordneten im Repräsentantenhaus des US-Kongresses, dürfte inzwischen den meisten US-Amerikanern ein Begriff sein. Am Wochenende verglich ihn die „New York Times“ mit den „größten Lügnern unserer Popkultur“, mit dem „talentierten Mr. Ripley“ und Frank Abagnale aus „Catch me if you can“.

Der Artikel erschien wohlgemerkt in der Stilrubrik der Zeitung und setzte sich mit Santos’ gepflegtem „Preppy“-Look auseinander, bei dem Männer so aussehen wie frisch von der Jacht geklettert. „Wie zur Hölle“, fragte die Zeitung, konnten die Lügen von Santos so lange unentdeckt bleiben, und antwortet: „Wahrscheinlich, weil er einfach so verdammt überzeugend aussah.“ 

Die Geschichte von George Santos ist seit Wochen das Lieblingsthema amerikanischer Late Night Shows und Boulevard-Titelseiten. Allerdings steckt hinter dem Zirkus um seine Person eine erschreckende Abgebrühtheit im Umgang mit Täuschung.

Bei den Kongresswahlen im November hatte der 34-Jährige für die Republikaner den 3. Kongressbezirk im Bundesstaat New York gewonnen. Wenig später kamen große Widersprüche in seiner Biografie und seinen Finanzen ans Licht. Trotzdem verlangen die Republikaner im Kongress bisher nicht, dass er seinen Sitz aufgibt. 

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Das Vertrauen in die amerikanischen Regierungsinstitutionen sinkt Jahr für Jahr, der Fall Santos trägt nicht gerade dazu bei, diesen Trend umkehren zu können.

Ermittlungen mehrerer Behörden

Mehrere Behörden ermitteln gegen Santos. Unter anderem hat die Staatsanwaltschaft von Long Island in Nassau County Untersuchungen eingeleitet. „Niemand steht über dem Gesetz“, erklärte die republikanische Bezirksstaatsanwältin Anne Donnelly. 

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Noch im Wahlkampf war das Lokalblatt „North Shore Leader“ auf Santos aufmerksam geworden, der plötzlich angab, ein Vermögen von elf Millionen Dollar zu besitzen – ein Vielfaches von früheren Zahlen, die er für die Wahlkommission angeben musste.

Die „New York Times“ schaute schließlich genauer hin und fand heraus: Santos’ Kandidatenbiografie war ein einziges Luftschloss. So gab er Abschlüsse an Colleges an, die er nie besucht hatte.

Hochstapler Santos

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Millionen Dollar

Vermögen gab der Abgeordnete George Santos an zu besitzen – ein Vielfaches von früheren Zahlen, die er für die Wahlkommission angeben musste.

Die Banken Citigroup und Goldman Sachs, für die er angeblich gearbeitet hatte, verneinten eine Tätigkeit des Abgeordneten bei ihnen. Einmal sagte Santos, er sei Jude und Nachkomme von Holocaust-Überlebenden, dabei ist er nachweislich Katholik.

Später rechtfertigte er sich, er habe lediglich gemeint, dass er dem jüdischen Glauben nahestünde, also „Jew-ish“ sei. Auch kam seine Mutter nicht, wie von ihm beschrieben, bei den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ums Leben. All das stellte sich allerdings erst nach der Wahl heraus.

Inzwischen kommen immer neue Weggefährten aus der Deckung. Sie geben Fotos an die Presse, die Santos als Drag Queen zeigen sollen, und behaupten, er habe Gelder aus einer Spendenaktion für einen sterbenden Hund abgezweigt. Jeder Tag in der Santos-Saga wird absurder. 

Rückendeckung der Republikaner 

Santos spricht davon, er habe seinen Lebenslauf „verschönert“, aber er sei „kein Krimineller“. Die Medien „machen weiterhin unverschämte Behauptungen über mein Leben, während ich daran arbeite, Ergebnisse zu liefern“, erklärte er.

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Bislang hat er die Rückendeckung der republikanischen Führung im Repräsentantenhaus, die ihn vergangene Woche in zwei Ausschüssen – Kleinunternehmen und Wissenschaft – unterbrachte. Mächtig sind die Gremien nicht, aber die Republikaner senden damit das Signal, dass ein Hochstapler wie Santos in ihren Reihen willkommen ist. 

Allerdings saß Santos während des Dramas um die Sprecherwahl von Kevin McCarthy isoliert in der letzten Reihe, kaum jemand sprach mit ihm. Durch die Gänge des Kongresses tigert er häufig mit gesenktem Blick. Einige Republikaner haben ihn als „bösen Kerl“ und „Betrüger“ bezeichnet, manche fordern ihn zum Rücktritt auf.

Doch solange McCarthy ihn unterstützt, muss Santos nicht gehen. „Es sind die Wähler, die diese Entscheidung getroffen haben. Er muss sich vor den Wählerinnen und den Wählern verantworten“, erklärte der Republikaner-Anführer.

Dahinter steckt vor allem Machtkalkül: Nur vier Stimmen Vorsprung haben die Republikaner im Repräsentantenhaus, McCarthy kann sich bei Abstimmungen fast keine Abweichler leisten, und die Loyalität von Santos scheint er sicher zu haben. Bei Neuwahlen im New Yorker Wahlbezirk könnte womöglich ein Demokrat den Sitz ergattern.

Laut Peter King, ehemaliger Abgeordneter aus Long Island, ist das eine kurzsichtige Strategie. Er argumentierte in der „New York Times“, die Wähler in New York würden den Skandal um Santos nicht vergessen – und sich bei den nächsten Wahlen für Demokraten entscheiden. Santos hänge den Republikanern „wie ein Albatross um den Hals“. 

Mehr: Die neue Macht der Republikaner-Rebellen im Kongress



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Politik

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