Berlin Finanzminister Christian Lindner (FDP) baut die Führungsspitze seines Hauses noch stärker um als bislang bekannt. Nachdem Lindner in der vergangenen Woche bereits vier Abteilungsleiter abberufen hat, wird demnächst ein weiterer Spitzenbeamter ausgetauscht: Nach Handelsblatt-Informationen wird der für Europa und Finanzmärkte zuständige Staatssekretär Carsten Pillath im Frühjahr in den Ruhestand gehen.
Nachfolger Pillaths soll ein Spitzenbeamter aus dem Auswärtigen Amt werden. Wer genau, ist bisher noch nicht bekannt. Auch für die zuvor verkündeten Wechsel hatte Lindner Beamte aus anderen Ministerien abgeworben: Zwei neue Abteilungsleiter arbeiteten bisher im Bundeswirtschaftsministerium.
Die Personalie Pillath ist allerdings eine besondere: Bei den Abteilungsleitern tauscht Lindner Beamte aus, die ihren Posten schon vor seinem Antritt inne hatten. Pillath wurde hingegen vor gut einem Jahr von Lindner aus Brüssel nach Berlin geholt.
Er war bis dahin viele Jahre Generaldirektor für den Bereich Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit im Sekretariat des EU-Ministerrats. In der Eurokrise spielte Pillath eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen der vielen Rettungspakete.
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Schon Ende 2021 hätte Pillath eigentlich in den Ruhestand gehen können. Doch dann folgte der heute 66-jährige Beamte Lindners Ruf zurück nach Berlin. Mit seiner EU-Erfahrung und seinem Brüsseler Netzwerk sollte er dem neuen Finanzminister helfen, sich in der Europapolitik zurecht zu finden.
Warum hört Pillath nach knapp eineinhalb Jahren als Staatssekretär auf?
Es gibt unterschiedliche Angaben, warum Pillath nun nach knapp eineinhalb Jahren als Staatssekretär wieder aufhört. Aus Lindners Umfeld heißt es, der Minister sei dankbar, dass Pillath damals auf den Ruhestand verzichtet habe. Er sei sehr zufrieden und das Verhältnis beider vertrauensvoll. Doch aufgrund von Pillaths Alter sei immer klar gewesen, dass es sich um einen zeitlich begrenzten Einsatz handle. Das wurde allerdings bisher nie so kommuniziert, möglicherweise um Pillaths Autorität nicht zu beschädigen.
Pillath blickt auf eine lange Karriere im Finanzministerium zurück.
(Foto: imago images/photothek)
Im Finanzministerium gibt es aber auch Beamte, die meinen, dass der Staatssekretär seinen Job gerne noch länger gemacht hätte. Sie sehen als Grund für den Wechsel eine gewisse Unzufriedenheit mit Pillath.
Dass der promovierte Ökonom ein exzellenterer Kenner der europäischen Finanzpolitik ist, wird zwar von niemanden bestritten. Von ihm gingen aber zu wenige politische Initiativen aus, hieß es schon länger im Ministerium. Nun sei es Zeit für neue Impulse.
Pillath blickt auf eine lange Karriere im Finanzministerium zurück. Er war dort Europaabteilungsleiter, bevor er 2008 nach Brüssel ging. Auch beim Internationalen Währungsfonds (IWF) war er Anfang der 90er Jahre kurze Zeit.
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Als Staatssekretär ist er neben Europa für Internationales und Finanzmärkte zuständig. Pillath gilt als parteipolitisch ungebunden, er arbeitete sowohl unter Ministern der Union, der SPD und nun unter einem Liberalen.
Personalumbau bei Lindner
Schon im Vorjahr gab es Gerüchte, Lindner plane einen größeren Personalumbau an der Spitze seines Hauses. Nun macht er ernst. Und dabei wird deutlich: Der Minister holt vor allem FDP-nahe Leute in wichtige Positionen. Das ist nicht unüblich: Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte gleich zu Amtsbeginn viele Beamte ausgetauscht.
Der Finanzminister tauschte vier Abteilungsleiter aus.
(Foto: IMAGO/Jürgen Ritter)
Lindner hat sich ein Jahr Zeit gelassen. Erst wolle er das Haus kennenlernen, hieß es. Allerdings ist die Auswahl an Top-Beamten mit FDP-Nähe nach der langen Regierungsabstinenz der Liberalen begrenzt. So wurde intern im Haus verwundert zur Kenntnis genommen, dass Lindner einen der Abteilungsleiterposten mit einem Referatsleiter aus dem Bundeswirtschaftsministerium besetzt.
Solche Karrieresprünge sind in einer Beamtenlaufbahn ungewöhnlich und führen in der Regel zu Missgunst in einem Ministerium, so auch in diesem Fall. Einige im Bundesfinanzministerium fragen sich, ob die „Neuen“ aus dem Bundeswirtschaftsministerium den Aufgaben gewachsen sind.
Vergangene Woche hatte Lindner bereits wichtige Personalien im Ministerium verkündete. Neuer Leiter der Steuerabteilung wird Nils Weith, der bisher das Steuerreferat im Bundeswirtschaftsministerium leitete.
Die Zentralabteilung, das organisatorische Rückgrat des Ministeriums, übernimmt Oliver Lamprecht, der seit mehr als zehn Jahren als Unterabteilungsleiter für Personal und Organisation im Wirtschaftsministerium zuständig war. Die Zoll-Abteilung wird künftig von Armin Rolfink geleitet, bisher Vizepräsident der Generalzolldirektion.
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Lindner hat den Austausch der vier Abteilungsleiter damit begründet, die Aufstellung des Ministeriums „stärker auf unsere politischen Vorhaben fokussieren und der Organisation eine langfristige strategische Perspektive geben“, wie er in einem Brief an die Mitarbeiter schrieb. Der Abgang Pillaths wurde bewusst nicht gleichzeitig mit den Abgängen der Abteilungsleiter verkündet. Diese Personalie wollte Lindner eigentlich erst später bekanntgeben.
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