Jan 23, 2023
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Energie: Russland versucht Gas-Exporte nach China unter eigene Kontrolle zu bringen

Written by Mathias Brüggmann


Gasförderung in Turkmenistan

Turkmenistan konnte teilweise kein Gas mehr nach Usbekistan bringen, weil die Minustemperaturen die Förderung unmöglich machten.


(Foto: picture alliance/dpa)

Berlin Teile Zentralasiens erleben zurzeit einen der kältesten Winter seit Jahrzehnten, die Temperaturen sinken teilweise auf unter minus 30 Grad Celsius. Besonders Usbekistan war in der vergangenen Woche stark von den eisigen Temperaturen betroffen, weil das Nachbarland Turkmenistan den Gas-Export zeitweise komplett einstellen musste.

Wenn derart niedrige Temperaturen herrschen, bilden sich an Gasförderstätten sogenannte Gashydrate. Vereinfacht gesprochen gefriert das Erdgas und erstarrt, Förderung und Transport werden unmöglich. Laut Berichten lokaler Medien war dies in Turkmenistan der Fall, sodass die Gaslieferungen an Usbekistan zeitweise komplett unterbrochen werden mussten. Wie mehrere Medien berichten, strömt aber bereits seit dem Wochenende wieder Gas durch die Leitungen, die beide Länder verbinden.

Doch schon zuvor hätte Hilfe aus Russland kommen können. Der staatliche kontrollierte Gaskonzern Gazprom hätte die CAC-Pipeline nutzen können, durch die normalerweise Erdgas aus Turkmenistan über Usbekistan und Kasachstan nach Russland fließt. Von dort aus verkauft Gazprom den Rohstoff weiter. Im „reverse flow“, also der umgekehrten Pumprichtung, hätte nun Gas aus Russland in die Ex-Sowjetrepubliken fließen können.

Aber Russland handelte nicht, aus einfachem Kalkül: Schon im November 2022 sah ein russischer Vertragsentwurf vor, dass Usbekistan im Gegenzug sein Pipeline-Netz an Gazprom abtritt. Damit wäre Russland in der Lage gewesen, die umfangreichen Exporte Turkmenistans an China zu kontrollieren – denn das turkmenische Gas fließt auf seinem Weg durch China auch durch Usbekistan. So hätte Usbekistan die Knappheit womöglich mit russischem Gas vermieden, auch wenn niemand mit dem harten Wintereinbruch hätte rechnen können.

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Das Gebaren Moskaus ist eine Folge der massiven westlichen Sanktionen gegen Russland. Denn seitdem Gazprom kaum noch nach Europa exportiert, ist der für den Staatshaushalt enorm wichtige Gewinn des Staatskonzerns massiv eingebrochen.

Gazprom wird immer abhängiger von China

Moskau versucht deshalb seit einigen Monaten, Usbekistan und Ka‧sachstan zu einer trilateralen Gas-Union zu drängen. Das liegt vor allem daran, dass Gazprom durch den Ukrainekrieg und die Sanktionen immer abhängiger von China wird.

Wladimir Putin und der usbekische Präsident Shavkat Mirziyoyev

Russland versucht, die Exportwege für Erdgas nach China unter eigene Kontrolle zu bringen.


(Foto: AP)

Die zweite Bedingung, die von russischer Seite gestellt wurde, war laut Angaben aus diplomatischen Kreisen der Verzicht auf die Rechte für den Gasexport nach China. Das heißt, Gazprom bot an, anstelle der usbekischen UzGazTrade Partei des Abkommens zu werden. Gazprom wollte das nicht kommentieren.

Es gilt als sicher, dass China deutlich weniger für das Importgas zahlt als die ehemaligen europäischen Kunden. Gazprom äußert sich nicht zu Preisdetails. Doch weil das Unternehmen immer stärker an den Exporten Richtung Osten hängt, wird es erpressbarer. Die Kontrolle über Teile der Leitungen nach China würde zusätzliche Verhandlungsmacht bedeuten.

Dass Russland Druck auf nahe Nachbarn ausübt, um die Gasversorgung ganzer Kontinente zu kontrollieren, ist nicht neu: Schon vor Beginn des Ukrainekriegs unternahm Gazprom immer wieder Versuche, die ukrainischen Leitungen für den Transport nach Europa unter eigene Kontrolle zu bringen – ohne Erfolg. Stattdessen baute der Konzern die inzwischen weitgehend zerstörten Nord- Stream-Pipelines durch die Ostsee.

Moskau stieß in Usbekistan auf Ablehnung. Auch Kasachstan, das das Netz der nationalen Gasfirma Kazakgaz hätte übertragen sollen, lehnte ab. Nun müssen die Usbekinnen und Usbeken darauf hoffen, dass die Temperaturen nicht noch einmal die Gasexporte aus Turkmenistan unterbrechen.

Mehr: Russlands Wirtschaft droht der Kollaps



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