Jan 24, 2023
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Analyse: Kommunikation, taktische Ausbildung und Luftabwehr: Was für den Ausgang des Ukrainekriegs entscheidend ist

Written by Martin Murphy

Brüssel, Riga, Berlin In den vergangenen Tagen ist die Frage über die Lieferung von Kampfpanzern an die Ukraine hochgekocht. Am Export scheint, so wirkt es der Debatte zufolge, zu hängen, ob die Streitkräfte Kiews sich gegenüber Russland behaupten können oder nicht. Die Diskussion fokussiert sich auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der mit der Abgabe von Leopard-2-Panzern zögert.

Das Fahrzeug zählt zu den stärksten Kampfpanzern weltweit und ist in großen Stückzahlen verfügbar, da es in vielen Nato-Staaten zur Standardwaffe der Landarmeen zählt. Die Wende würde der Leopard 2 im Kriegsgeschehen aber nicht zwangsläufig bringen, heißt es hochrangigen Militärs zufolge.

Vielmehr seien demnach viele Faktoren entscheidend für dessen weiteren Verlauf. Ganz wichtig ist aus Sicht deutscher Militärs die Ausbildung der Streitkräfte. Sollte die Ukraine Leopard-Panzer erhalten, müssten die Soldaten an der Waffe geschult werden.

Wirklich effektiv sei der Leopard im Verbund mit Schützenpanzern, Haubitzen, Luftabwehr und Infanteristen, heißt es aus Militärkreisen. Die jeweilige Schwäche jeder Waffe werde dabei durch die Stärke anderer ausgeglichen. Ergänzt werde dieser Verbund inzwischen mit Drohnen, die zur Aufklärung eingesetzt werden. Auch dies sei eine Erfahrung aus dem Ukrainekrieg.

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Bilder von Kampfpanzern, rollend oder zerschossen, sind zwar vielfach in sozialen und klassischen Medien zu sehen, bisher haben die Kriegsparteien diese Gefährte im Verbund kämpfen lassen. Den eigentlichen Vorteil könne ein Leopard damit eigentlich nicht ausspielen.

Dennoch stellt der Ukrainekrieg eine Wende für diese Waffengattung dar. Bis zu der Invasion im Februar vergangenen Jahres galten Kampfpanzer als zu schwerfällig für moderne Kriege, wie sie etwa zuletzt in Afghanistan geführt wurden. Einige Nato-Staaten wie Polen oder Ungarn kaufen neue Kampfpanzer; auch Deutschland und Frankreich wollen ihre Streitkräfte mit einem Nachfolger bestücken, der derzeit in Entwicklung ist.

Internet aus dem All

Neben dem Kampfpanzer und Drohnen erhält Kiew auch eine Hilfeleistung, die wichtig, aber am wenigsten sichtbar ist: störungssichere Internetverbindungen. Es war der US-Milliardär Elon Musk, der den Ukrainern zu Beginn des Kriegs die Dienste seines Satellitennetzwerks Starlink zur Verfügung stellte.

Starlink-Verbindung

Starlink erlaubt es ukrainischen Soldaten, auch an entlegenen Abschnitten der Front mit ihren Kommandeuren Kontakt zu halten und Zieldaten für Drohnenangriffe auszutauschen.



(Foto: Reuters)

Starlink erlaubt es ukrainischen Soldaten, auch an entlegenen Abschnitten der Front mit ihren Kommandeuren Kontakt zu halten und Zieldaten für Drohnenangriffe auszutauschen. Die Versuche der Russen, das Starlink-Signal zu unterbrechen, sind gescheitert. Der amerikanische Militärexperte Trent Telenko nennt den Ukrainekrieg den „ersten Starlink-Krieg“.

Doch inzwischen wird darüber diskutiert, ob es vertretbar ist, eine so kritische Infrastruktur in privater Hand zu belassen – was auch mit der Person Musk zu tun hat. Im Herbst lancierte der Milliardär einen „Friedensplan“ für die Ukraine, der sich stark an den Kriegszielen des Kremls orientierte. Beim WM-Finale ließ sich Musk mit der Freundin eines Putin-Vertrauten fotografieren. Die Suche nach einer Starlink-Alternative läuft daher schon.

>> Lesen Sie hier: Künstliche Intelligenz an der Front: Kann moderne Software den Krieg grundlegend verändern

Unter dem Eindruck des Ukrainekriegs hat die EU-Kommission ihre Arbeiten an der „Infrastructure for Resilience, Interconnection & Security by Satellites“, kurz Iris 2, beschleunigt. Dahinter verbirgt sich, was in der Raumfahrt als „Mega-Konstellation“ bezeichnet wird – ein Netzwerk von Hunderten Satelliten, das von 2024 an einsatzfähig sein soll. 2,4 Milliarden Euro stehen dafür bereit.

Elon Musk

Es war der US-Milliardär Elon Musk, der den Ukrainern zu Beginn des Kriegs die Dienste seines Satellitennetzwerks Starlink zur Verfügung stellte.


(Foto: mauritius images / AC NewsPhoto / Alamy / Alamy Stock Photos)

Das Projekt „unterstreicht Europas Rolle als eine wahre Macht im Weltall“, sagt Binnenmarktkommissar Thierry Breton. „Unsere Weltraumtechnologien sind zu strategischen Fähigkeiten für unsere Bürger, für die Widerstandsfähigkeit unserer Volkswirtschaften und natürlich für unsere Armeen geworden.“

Logistik ebenfalls wichtig

Der Ukrainekrieg beweist einmal mehr die Bedeutung der Logistik. Nur wer seine kämpfenden Truppen mit Nachschub versorgen kann, ist letztlich erfolgreich, lautet eine der Binsenweisheiten von Militärs.

>> Lesen Sie hier: Kiew und Moskau bereiten Winteroffensiven in der Ukraine vor

Die Rolle haben die Russen selbst im Zweiten Weltkrieg erfahren. Nur weil die USA Moskau mehrere Hunderttausend Lastwagen zur Verfügung gestellt hatten, konnte Russland seine Truppen mit Munition, Nahrung, Medikamenten und Nachschub versorgen.

Die Offensivkraft kam bei den Russen gleich in den ersten Kriegstagen im Februar zum Stocken, weil nur wenige Straßen für sie nutzbar waren. Auf der Verbindung zwischen Weißrussland und Kiew staute sich der Verkehr über Duzende Kilometer, die Einnahme der ukrainischen Hauptstadt musste Russland auch aus diesem Grund aufgeben.

Die Ukraine ihrerseits kann ihre Streitkräfte im Osten des Landes über ein weit verzweigtes Bahnnetz versorgen. Über die westlichen Nachbarn kommen zudem Waffenlieferungen, Treibstoff und andere Güter.

Sollte die Ukraine wie von Präsident Wolodimir Selenski bis zu 300 Kampfpanzer von den westlichen Partnern erhalten, dann kommt es bei deren Einsatz auch auf die Logistik an, heißt es weiter von hochrangigen Militärs. Die Fahrzeuge müssen gewartet und gerade im Kampfeinsatz mit Ersatzteilen versorgt werden. Hinzu kommen Munition und Treibstoff, die bei der Stückzahl ein erhebliches Volumen annehmen.

Um den Aufwand möglichst gering zu halten, gehen die Vorschläge dahin, die Modellvielfalt gering zu halten. Als zu komplex, da wartungsintensiv gilt der US-Kampfpanzer M1 Abrams. Der benötigt schon einen anderen Treibstoff, der ihn wenig kompatibel mit anderen Kampfpanzern macht.

Bevorzugte Wahl wäre für die USA und einige europäische Nato-Staaten daher der Leopard 2, der robust und in ausreichender Anzahl verfügbar ist. Die Zahl der lieferbaren Panzervarianten wäre damit geringer, sagte ein Militär.

Mehr: So viele Leopard 2 haben die europäischen Nato-Staaten



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