Jan 25, 2023
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Waffenlieferungen: Das können der Leopard 2 und der M1 Abrams

Written by pinmin


Berlin, Brüssel, Washington Nach monatelangen Forderungen aus der Ukraine und zahlreicher internationaler Kritik hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nachgegeben: Deutschland will die Ukraine mit zunächst 14 Leopard-2-Kampfpanzern im Kampf gegen die russischen Invasoren unterstützen. Nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) könnten die ersten Panzer in etwa drei Monaten in der Ukraine sein.

Auch die USA wollen Medienberichten zufolge Kampfpanzer an die Ukraine liefern. Konkret geht es dabei um 30 Panzer vom Typ M1 Abrams. Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang nicht, könnte laut der „New York Times“ aber noch am Mittwoch kommen.

Von beiden Panzern erhoffen sich die ukrainischen Streitkräfte, die russische Armee damit weiter unter Druck setzen zu können. Aber wie groß wird der Vorteil der Ukrainer durch die Kampfpanzer? Und welcher Panzer ist besser geeignet? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.

Obwohl der Panzer in seiner ersten Version seit Ende der 1970er-Jahre gebaut wird, zählt er – was Panzerung und Bewaffnung angeht – immer noch zu den besten Kampfpanzern der Welt. Er ist ständig modernisiert worden. Die Version Leopard 2A6, die jetzt an die Ukraine geliefert werden soll, verfügt zum Beispiel über einen zusätzlichen Minenschutz und eine etwas längere Kanone. Die Bundeswehr hat das Fahrzeug aktuell in fünf verschiedenen Varianten im Einsatz.

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Ein großer Vorteil des Leopard-Panzers ist auch, dass die Bauweise nach einem Defekt einen schnellen Motorwechsel erlaubt. Der Kampfpanzer muss dafür nicht in die Werkstatt, sondern kann im Einsatz bleiben. Im Moment wird der Leopard 2 weiterhin gebaut, womit ein Nachschub möglich wird. Lieferbar sind damit auch Ersatzteile, die zwingend für den Betrieb der Flotte nötig sein werden.

Anders verhält es sich beim älteren Vorgängermodell Leopard 1, von dem die Industrie noch Dutzende auf Lager hat. Da sei die Versorgung mit Munition und Ersatzteilen schwieriger, sagte Pistorius am Mittwoch. Dennoch werde geprüft, ob auch Leopard-1-Panzer an die Ukraine abgegeben werden könnten. Wahrscheinlicher sei aber, dass man bei eventuellen weiteren Lieferungen auf den Leopard 2 A4 zurückgreifen werde.

Wie wichtig funktionierende Logistikketten sind, zeigt das Beispiel der an die Ukraine gelieferten Panzerhaubitzen 2000: Diese mussten aufgrund von Engpässen bei Ersatzteilen zeitweilig außer Betrieb gesetzt werden.

Die Bewaffnung ist beim Leoparden ähnlich wie beim amerikanischen Abrams. Beide verfügen über eine 120-Milimeter-Hauptkanone, deren Technik von Rheinmetall gefertigt wurde. Im direkten Vergleich sind Abrams und Leopard russischen Kampfpanzern überlegen, wie sich im Irakkrieg gezeigt hatte. Mit einem Schuss hatte ein M1 Abrams damals die Panzerung von zwei hintereinanderstehenden sowjetischen T-72 durchschlagen.

Warum ist der Leopard wichtig für den Kriegsverlauf?

Im Nato-Hauptquartier wächst die Sorge vor einer russischen Frühjahrsoffensive. „Wir dürfen Russland nicht unterschätzen“, hat Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zuletzt im Handelsblatt gemahnt. Der Kreml hatte nach militärischen Rückschlägen im Herbst vergangenen Jahres eine Teilmobilisierung ausgerufen und 200.000 zusätzliche Soldaten mobilisiert. „Was ihnen an Moral und Ausbildung fehlt, versuchen die Russen mit schierer Masse zu kompensieren“, sagte Stoltenberg.

Die Hoffnung einiger westlicher Militärexperten, dass den Russen die Munition ausgehen könnte, hat sich nicht erfüllt. Gerade um die ostukrainische Stadt Bachmut toben heftige Kämpfe, die ukrainischen Verteidiger geraten zunehmend unter Druck.

>> Lesen Sie hier: Jens Stoltenberg im Interview: „Wir leben jetzt in einer gefährlicheren Welt“

Nach US-Erkenntnissen liefert Nordkorea Nachschub für die Artillerie, der Iran hat Russland mit Kampfdrohnen ausgestattet. Zugleich haben die russischen Truppen Verteidigungsstellungen ausgegraben. Für die Ukraine wird es damit immer schwerer, die Front zu durchbrechen. Westliche Kampfpanzer, ob der Leopard 2 oder der Abrams der Amerikaner, könnten eine wichtige Rolle dabei spielen, die ukrainischen Streitkräfte wieder in die Offensive zu bringen.

Laut Verteidigungsminister Pistorius sind die Panzer ein wichtiger „Gamechanger“, zumindest in der aktuellen Kriegsphase.

Reichen die zugesagten Panzer aus?

Noch ist unklar, welche Länder mit welcher Stückzahl von Panzern sich am Ende einer „Koalition der Willigen“ anschließen werden. Der frühere Heeresgeneral Hans-Lothar Domröse zeigt sich vorsichtig optimistisch. „Wenn sich wirklich mehrere Nationen beteiligen und wir am Ende 100 Panzer haben, dann macht das einen gewissen Unterschied“, sagte er dem Handelsblatt. Eine entscheidende Wende im Krieg werde sich damit zwar nicht erreichen lassen, aber örtlich seien durchaus Erfolge und Durchbrüche möglich.

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Die Ukraine hat deshalb schon deutlich gemacht, dass sie sich mehr erhofft: Andrij Jermak, der Leiter der Verwaltung des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, schrieb auf dem Messengerdienst Telegram, „ein paar Hundert Panzer für unsere Panzerbesatzungen“ würden „zu einer echten Faust der Demokratie werden“.

>> Lesen Sie hier: Warum es ein Fehler des Kanzlers war, die USA so unter Druck zu setzen – ein Kommentar

Ein Problem ist, dass die Ukraine mit dem Nachschub aus dem Westen nun die unterschiedlichsten Kampfpanzer aus deutscher, amerikanischer, britischer und russischer Produktion in ihren Reihen haben wird. Das macht die Logistik komplizierter. Ex-General Domröse weist aber darauf hin, dass die ukrainische Armee schon heute die unterschiedlichsten Systeme einsetze, etwa bei der Artillerie, und damit ganz offensichtlich keine Probleme habe.

Was kann der amerikanische Abrams?

Wie der Leopard 2 ist der M1 Abrams ein Kampfpanzer, der in Zeiten des Kalten Kriegs entwickelt wurde. Nach mehreren Nachbesserungen ist das Fahrzeug noch heute das Rückgrat der US-Panzertruppen. Zum Einsatz kam der Abrams unter anderem in den beiden Kriegen gegen den Irak Anfang der 1990er-Jahre und im Frühjahr 2003.

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Der größte Unterschied zwischen dem Leopard 2 und dem Abrams ist der Antrieb. Während das Modell aus deutscher Produktion mit Diesel betrieben wird, verfügt die US-Variante über eine Gasturbine mit Kerosin als Treibstoff. Das Aggregat ist damit deutlich leichter, was die Agilität des Panzers erhöht. Allerdings ist der Verbrauch höher als beim Diesel. Eine Umstellung auf Diesel ist möglich, was einen Einsatz in der Ukraine erleichtern würde. Der Nachteil des hohen Verbrauchs bliebe aber.

Warum haben die Amerikaner so lange gezögert, den Abrams einzusetzen?

Den Amerikanern sind die Defizite ihres Panzers bewusst. Der Leopard 2, von dem mehr als 3500 Stück gebaut wurden, ist unter Nato-Staaten weit verbreitet. Mit Polen ist ein direkter Nachbar der Ukraine im Umgang mit dem Waffensystem vertraut. Größere Reparaturen können wie auch das nötige Training in unmittelbarer Nähe stattfinden.

US-Regierungsbeamte hatten betont, es könne „Monate oder gar Jahre“ dauern, bis Abrams-Panzer in der Ukraine voll einsatzfähig wären. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und der höchstrangige US-General Mark Milley hatten bis zuletzt vom Abrams-Einsatz abgeraten.

Offenbar will US-Präsident Joe Biden mit der Kehrtwende signalisieren, dass Europa noch auf die USA als Führungsmacht zählen kann – ein Anspruch, der während der Trump-Jahre immens gelitten hatte. Bundeskanzler Scholz hatte zudem stets betont, eine Kampfpanzerentscheidung nur in enger Abstimmung mit den internationalen Verbündeten treffen zu wollen – allen voran den USA. Ex-Bundeswehrgeneral Domröse sagte, es sei „aus transatlantischer Perspektive nicht schlecht, wenn jetzt auch amerikanische Panzermodelle am Boden in der Ukraine sichtbar werden“.

Mehr: Prorussische Hacker drohen mit Vergeltung für Leopard-Entscheidung



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