Unternehmen sollten ihre Abhängigkeit von China tendenziell verringern, raten Experten.
München Die BayernLB erwartet in den kommenden Jahren erhebliche Veränderungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Hauptgrund dafür ist die zum Stillstand gekommene Globalisierung, auf die die Unternehmen nun mit veränderter Strategie reagieren müssen. Das geht aus einer gemeinsamen Studie der Landesbank mit dem Forschungsinstitut Prognos hervor.
„Wir müssen die rosarote Brille ablegen, dass alles wieder gut wird“, sagt Jürgen Michels, Chefvolkswirt der BayernLB. Die weltweite Entwicklung hin zu weniger Kooperation und mehr Konfrontation werde sich auf absehbare Zeit so fortsetzen.
Viele Jahre habe sich die deutsche Wirtschaft auf ein starkes Auslandsgeschäft verlassen können. Vor allem die Märkte in Europa, China und den USA hätten für starkes Wachstum gesorgt. Mit der Coronapandemie und dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine habe sich aber vieles verlangsamt oder sei gar zum Stillstand gekommen.
Die Experten von BayernLB und Prognos empfehlen deshalb für die kommenden Jahre die Entwicklung neuer geografischer Märkte, innovativer Produkte und einen stärkeren Blick auf den Binnenmarkt. Dafür sei nun der richtige Zeitpunkt. „Im Jahr 2023 schalten die Unternehmen in den Transformationsmodus um“, beobachtet Michael Böhmer, Chef-Volkswirt von Prognos.
Dabei sollten die Unternehmen in Zukunft weiterhin die Chancen nutzen, die sich in Entwicklungs- und Schwellenländern ergeben. „Ein neues China ist nicht in Sicht, das Auslandsgeschäft wird kleinteiliger werden“, prophezeit Prognos-Experte Böhmer. Als besonders chancenreiche Beispiele nennt er Länder wie Brasilien, Vietnam, Ägypten und Kenia. Dort erwartet er langfristig eine steigende Importnachfrage.
Von sehr viel größerer wirtschaftlicher Bedeutung dürfte allerdings sein, wie es die deutschen Unternehmen künftig mit ihrer starken Abhängigkeit von China halten werden. Die Volkswirte von BayernLB und Prognos empfehlen dazu einen forcierten Freihandel und weniger Abhängigkeit von China. Dabei sollte die westliche Welt für sich auch klären, in welchen Bereichen China Partner, strategischer Verbündeter, Kontrahent oder gar Gegner sei.
Einige Branchen sind im Vorteil
Beim Blick auf einzelne Branchen und Geschäftsfelder fällt den Experten auf, dass nicht alle gleichermaßen von der stagnierenden Globalisierung betroffen sind. In der Instandhaltung und Reparatur von Maschinen sowie beim Verkauf von Klima- und Umwelttechnologie im Bereich Luftreinhaltung, Abfall- und Wasserwirtschaft sei Deutschland beispielweise sehr gut aufgestellt.
Probleme sehen die Volkswirte von BayernLB und Prognos dagegen in der Pharma-, Chemie- und Nahrungsmittelindustrie. Weil sie als besonders energieintensiv gelten, brauche es einen raschen Umbau zu günstigen und CO2-armen Energien.
Lohnen könne sich auch der Blick auf den Heimatmarkt und die Länder der EU. Geopolitische Risiken seien dort kaum zu erwarten, auch keine Probleme mit Lieferketten.
Eine Rückkehr in die Phase der Globalisierung sei nicht absehbar. „Eine anhaltende Deglobalisierung – eine Entflechtung der Weltwirtschaft – ist zu einem realistischen Szenario geworden“, so Prognos-Experte Böhmer.
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