Die EU überlegt, bereits für 2040 oder früher ein Aus für Diesel-Lkw zu beschließen und synthetische Kraftstoffe nicht anzuerkennen.
Berlin In einer gemeinsamen Erklärung an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Vizepräsident Frans Timmermans sowie Verkehrskommissarin Adina Valean fordern mehr als 100 Verbände und Unternehmen der europäischen Industrie sowie 93 Ingenieure und Wissenschaftler, die Dekarbonisierung des Mobilitätssektors technologieoffen voranzutreiben.
Vor allem fordern sie, auch synthetische Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien, sogenannte E-Fuels, als Beitrag zum Klimaschutz einzustufen, um Kohlendioxid (CO2) einzusparen.
Die Regulierung schwerer Nutzfahrzeuge solle „das Dekarbonisierungspotenzial von nachhaltigen und erneuerbaren Kraftstoffen anerkennen“, fordern die Unterzeichner. Zu ihnen gehören etwa der Landmaschinenhersteller Claas und Krone, der Maschinenbauer Liebherr, Lkw-Hersteller wie Deutz und Iveco sowie E-Fuels-Anbieter und Gashersteller wie Linde.
Auslöser des Briefes sind die jüngsten Pläne der EU-Kommission, die CO2-Verordnung für schwere Nutzfahrzeuge zu überarbeiten. In einem ersten Entwurf ist davon die Rede, unter Umständen bereits für 2040 oder früher ein Aus für Diesel-Lkw zu beschließen und synthetische Kraftstoffe nicht anzuerkennen.
Im Gegensatz zu Pkw, für die für das Jahr 2035 der Verkauf neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren bereits untersagt wurde, sind aber batterie- oder wasserstoffbetriebene Lastwagen noch weit davon entfernt, zu annähernd gleichen Preisen wie Diesel-Lkw angeboten zu werden. Darüber hinaus fehlt auch noch die entsprechende Ladeinfrastruktur in Deutschland und anderen EU-Staaten. Die Speditionen vor allem verweisen darauf, dass sie nur modernste Technik nutzen können, wenn diese auch wirtschaftlich ist. Daher werben sie für Übergangslösungen. Die EU will jedoch bis 2050 klimaneutral wirtschaften.
Verkehrsminister Wissing kämpft weiter für E-Fuels
In ihrem Brief verweisen die Unterzeichner darauf, dass der Schwerlastverkehr wichtig für das Funktionieren des europäischen Binnenmarkts sei. Entsprechend bedeutsam sei die Dekarbonisierung und mit ihr „alle Optionen, die eine schnelle Wirkung entfalten können“. Dazu zählen aus ihrer Sicht batterie- wie wasserstoffbetriebene Fahrzeuge, aber auch hybride Varianten, synthetische Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien, die E-Fuels sowie Biosprit.
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Diese „können den Prozess beschleunigen“, um CO2-frei zu transportieren, heißt es in dem Brief weiter. „Die Aufnahme einer solchen Bestimmung in die Verordnung würde die Ziele des Green Deal der Europäischen Union unterstützen und die Dekarbonisierung des Transportsektors beschleunigen.“
Kürzlich hatte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) für Verwirrung gesorgt, als er ein Aus für Verbrenner-Lkw ab 2035 ins Gespräch gebracht hatte. Inzwischen korrigierte er sich. „Ein Aus für den Verbrennungsmotor in Lkw lehnen wir grundsätzlich ab. Schon gar nicht kann es ein Verbot 2035 geben“, sagte Wissing der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Deutschland will 2045 klimaneutral sein, und selbst danach können Lkw mit synthetischen Kraftstoffen weiter klimaneutral betrieben werden“, stellte er klar.
Wissing kämpft seit Monaten dafür, auch E-Fuels als klimafreundlichen Kraftstoff einzustufen. Im Frühjahr hatte es zu dieser Frage einen Eklat innerhalb der Bundesregierung gegeben, der sich bis in die entscheidende Sitzung der EU-Mitgliedstaaten zuspitzte.
Es ging um das Verbrenner-Aus für Pkw, dem die Staaten zustimmten. Demnach dürfen ab 2035 nur noch Fahrzeuge zugelassen werden, die kein CO2 ausstoßen. Da beim Verbrennungsprozess immer Kohlendioxid entsteht, fallen entsprechend auch Fahrzeuge, die synthetische Kraftstoffe verbrennen, nicht in diese Kategorie.
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