Berlin Die tariflichen Ausbildungsvergütungen in Deutschland sind 2022 im Vergleich zum Vorjahr im bundesweiten Durchschnitt um 4,2 Prozent gestiegen. Das meldet das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Das war deutlich mehr als in den beiden Coronajahren 2020 und 2021, als das Plus nur 2,5 Prozent betrug.
Im Durchschnitt erhielten die Lehrlinge in den tarifgebundenen Betrieben über alle Ausbildungsjahre hinweg 1028 Euro brutto im Monat – und damit erstmals mehr als 1000 Euro. Der Unterschied zwischen West- und Ostdeutschland hat sich weiter verringert, die Azubilöhne im Osten sind nur noch 17 Euro niedriger als im Westen.
Aufgrund der hohen Inflation mussten die Auszubildenden – so wie die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – dennoch Reallohnverluste hinnehmen, stellt das BIBB klar. Denn die Preisentwicklung habe vor allem bei Tarifabschlüssen von Anfang 2022 oder früher noch nicht berücksichtigt werden können.
Zum Teil haben die Tarifparteien zwar Sonderzahlungen vereinbart. Die schlagen sich allerdings nicht in den durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen nieder.
Die Entlohnung der Azubis gilt als ein Schlüssel, um wieder mehr Nachwuchs in die berufliche Ausbildung zu locken und dadurch mehr Fachkräfte heranzuziehen. Seit 2009 geht die Nachfrage nach Stellen in der beruflichen Lehre zurück. In den Coronajahren sind die Anfängerzahlen dann noch weiter eingebrochen.
Um die Lehre attraktiver zu machen, hatte die Bundesregierung 2020 Mindestlöhne für Azubis eingeführt. Diese bilden zwar eine allgemeine Untergrenze für die Entlohnung von Lehrlingen, die 2022 bei 585 Euro im ersten Lehrjahr lag. Auf die nun vom BIBB erfasste Steigerung der Tariflöhne hatten die Mindestlöhne aber keinen Einfluss, denn sie gelten nur für Azubis in nicht tarifgebundenen Betrieben.
Tariflöhne für Lehrlinge dürfen auch weiterhin unter dem Mindestlohn liegen. Das war 2021 zwar nur für etwa ein Prozent der Auszubildenden, die in einem tarifgebundenen Betrieb lernten, der Fall – galt aber zum Beispiel für weite Teile des Friseurhandwerks.
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Davon unabhängig gibt es bei den von den Tarifpartnern geregelten Azubi-Löhnen noch enorme Unterschiede: Bestverdiener sind die Lehrlinge im Beruf Zimmerer/-in. Sie verdienen im Schnitt aller Lehrjahre monatlich 1254 Euro.
Handwerkslehrlinge verdienen meist unterdurchschnittlich
Überdurchschnittlich viel erhalten auch Azubis im Baugewerbe, beispielsweise in den Berufen Maurer/-in (1209 Euro) oder Rohrleitungsbauer/-in (1192 Euro). Relativ gut stehen auch kaufmännische Berufe wie Bankkaufmann/-frau (1201 Euro) oder Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen (1196 Euro) da.
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Insgesamt erhielten etwa 60 Prozent der Auszubildenden, die in einem tarifgebundenen Betrieb lernten, 2022 eine Ausbildungsvergütung von mehr als 1000 Euro, etwas mehr als ein Fünftel sogar mehr als 1150 Euro.
Bei rund jedem siebten Lehrling lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2022 dagegen unterhalb von 850 Euro. Für 19 Berufe wurde ein bundesweiter Durchschnittswert von weniger als 850 Euro ermittelt. Die meisten dieser Berufe gehörten zum Handwerk, etwa Maler/-in und Lackierer/-in (848 Euro), Bäcker/-in (782), Schornsteinfeger/-in (723) oder Friseur/-in (657). Die insgesamt niedrigsten tariflichen Ausbildungsvergütungen gab es mit 652 Euro im Beruf Orthopädieschuhmacher/-in.
Zwischen den Ausbildungsbereichen unterschieden sich die Ausbildungsvergütungen ebenfalls deutlich. Über dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 1028 Euro lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen mit 1114 Euro im öffentlichen Dienst sowie in Industrie und Handel, wo es 1081 Euro waren. Darunter lagen sie mit 1002 Euro in der Landwirtschaft, in den freien Berufen mit 946 Euro und im Handwerk, wo sie auf 930 Euro kamen.
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