Feb 9, 2023
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Künstliche Intelligenz: Ethikrat-Chefin Buyx über ChatGPT in der Medizin: „Da werde ich ganz euphorisch“

Written by Jürgen Klöckner

Berlin Ob bei einer Infektion am Auge oder einem Schmerz in der Schulter – die Künstliche Intelligenz ChatGPT weiß auf alle Fragen eine Antwort, auch auf medizinische. Der Chatbot schreibt Texte und unterhält sich mit Nutzern in einer Form, die von einer Äußerung eines Menschen kaum mehr zu unterscheiden ist.

Das eröffnet auch Patienten und in der Medizin gewaltige Möglichkeiten – etwa bei der Dokumentation in Arztpraxen, als täglicher Ratgeber oder bei der Diagnose. ChatGPT vom US-Start-up OpenAI kann schon jetzt Ursachen einer Krankheit erklären und eine Behandlung oder sogar Medikamente empfehlen.

Zwar sind spezialisierte Programme in diesem Bereich nichts Neues. Manche von ihnen kommen sogar aus Deutschland, etwa der Symptomchecker Ada Health. Sie sind jedoch auf den Gesundheitsbereich spezialisiert und als Medizinprodukt zugelassen. Dass ChatGPT nicht einer solchen Regulierung unterliegt, ist in den Augen von Medizin- und Rechtsexperten ein Problem.

>> Lesen Sie auch: Was kann der Chatbot von OpenAI?

Die Vorsitzende des deutschen Ethikrats, Alena Buyx, sagte bei der Tagung „Europe 2023“, ChatGPT sei für Sprach- und Texterkennung ein überraschend gutes Instrument. Die KI könne deswegen für Ärzte lästige Aufgaben übernehmen, die wiederum mehr Zeit für ihre Patienten hätten. „Da werde ich ganz euphorisch“, sagte sie.

Einen Stempel für KI in der Medizin

Auch in der Diagnose könne ChatGPT zum Einsatz kommen. „Es gibt Patientengruppen, denen fällt es leichter, einem Computer etwas anzuvertrauen und Fragen zu stellen“, sagte sie. Gleichzeitig gebe es immer wieder falsche oder fehlerhafte Antworten. „Es ist alles andere als ein perfektes System.“

Es brauche für solche Programme deswegen einen „Goldstandard“, vergleichbar mit den Apps auf Rezept, die als digitale Gesundheitsanwendung vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte zertifiziert werden müssen, bevor sie von den Krankenkassen erstattet werden. Auch ein Chatbot brauche einen Stempel, „auf den man sich verlassen kann“.

Buyx geht davon aus, dass sich Angebote wie ChatGPT schnell durchsetzen könnten. Bereits jetzt greift eine Mehrheit der Deutschen bei gesundheitlichen Beschwerden auch auf Informationen aus dem Netz zurück.

Mehrheit sucht nach medizinischem Rat im Netz

Laut einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom suchen 74 Prozent der deutschen Internetnutzer online nach alternativen Behandlungsmethoden und 68 Prozent nach zusätzlichen Informationen.

„Dr. Google ist heute die erste Quelle“, sagt Buyx. Chatbots könnten diesen Platz für einen ersten Symptomcheck bald einnehmen. Microsofts Suchmaschine Bing hat ChatGPT bereits integriert, Google stellte vor Kurzem eine Alternative vor. Wer also bei medizinischen Beschwerden im Netz nach Informationen sucht, stößt künftig auch auf Chatbots.

Arzt auf dem Handy

ChatGPT könnte die Medizin auf verschiedenen Wegen revolutionieren.



(Foto: dpa)

Auch der Chef der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, fordert für solche Angebote strengere Regeln. „Wenn ich nach Inkontinenz google, muss ich mich nicht wundern, wenn ich dann nur noch Reklame für Windeln bekomme“, sagte Baas bei der Veranstaltung. „Da sind wir an einem Punkt, wo wir eine Datenschutzregelung brauchen.“

Mit einer fortentwickelten Version des Algorithmus sieht er jedoch große Chancen in der Medizin. „Da kann es durchaus hilfreich sein, wenn sich der Patient schon einmal mit ChatGPT über die vorliegenden Diagnosen unterhält, bevor er mit dem Arzt spricht.“ Nutzer müssten aber sicher sein, was mit ihren Gesundheitsdaten passieren darf und was nicht.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber verwies in diesem Zusammenhang auf den Artificial Intelligence Act, den die EU gerade erarbeitet. Dabei stünden auch medizinische Fragen im Vordergrund.

„Eine Triage wollen wir einer KI beispielsweise nicht überlassen“, sagte Kelber bei der Veranstaltung – also etwa die Entscheidung, wer eine Behandlung bei ausgelasteten Kliniken erhält und wer nicht. Erklärbarkeit und Transparenz von Algorithmen seien ebenfalls wichtige Kriterien.

Was passiert mit den Daten, die ChatGPT bekommt?

Es gebe auch eine große Diskussion darüber, ob Unternehmen wie Google oder Meta Gesundheitsdaten erfassen und verarbeiten dürfen. Ohne Einwilligung der Nutzer gehe das nicht, habe der EU-Ausschuss kürzlich klargestellt. Im Einzelfall könnten Strafen von bis zu vier Prozent des weltweiten Umsatzes ausgesprochen werden. „Wir hauen ihnen auf die Finger“, sagte Kelber.

Generell aber könne ChatGPT aber eine große Unterstützung sein und „eine ganze Reihe von Auswertungen ermöglichen, die wir heute nicht haben“, sagte er. Vor allem ländliche Regionen könnten davon profitieren.

Mehr: Alternativen zu ChatGPT in der Medizin



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