Feb 11, 2023
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Konjunktur: Wirtschaftsweise Malmendier: Mache mir „große Sorgen“ über die hohe Inflation

Written by pinmin

Frankfurt, Berlin Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier macht sich nach eigenen Worten „große Sorgen“ über die hohe Inflation in Deutschland. „Die Krise ist noch nicht ausgestanden, die Kerninflation ist nach wie vor zu hoch“, sagte die Ökonomin der „Welt am Sonntag“ laut einem Vorabbericht. Sie forderte die Bundesregierung auf, ihre Krisenhilfen für die Bevölkerung genauer zuzuschneiden. „Entlastungen sind im Prinzip nicht schlecht, sie müssen nur zielgenau sein und nicht mit der Gießkanne verteilt werden. Sonst kurbeln sie wiederum die Preise an.“

Der Tankrabatt für alle sei „eben nicht zielgenau“ gewesen, kritisierte die Professorin, die an der University of California in Berkeley lehrt. „Wir sollten genau definieren, welche Haushalte wir mit welcher Maßnahme erreichen wollen.“ Der deutsche Ansatz heiße: Auf jede Krise – ob Covid oder hohe Energiepreise – folge ein großes Ausgabenprogramm. „Vorteil ist das klare Signal von „Wir schaffen das“, so Malmendier. „Gleichzeitig laufen wir Gefahr, dass wir ungenau zu viel Geld verpulvern. Wir wollen schließlich auch für die nächste Krise noch gerüstet sein.“

Als konkrete Verbesserung mahnte die Ökonomin, die seit vergangenem Jahr dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angehört, eine „bessere Datenlage“ in Deutschland an. Aus Angst vor einem gläsernen Menschen seien die Deutschen bisweilen zu vorsichtig, die Daten unterschiedlicher Behörden zu verknüpfen.

„Wir könnten staatliche Entlastungen etwa direkt an Einkommen oder vorhandenes liquides Vermögen knüpfen“, sagte Malmendier. „Diese Daten gibt es im Finanzministerium, sie fallen aber unter das Steuergeheimnis. Warum nicht von den an Hilfen Interessierten eine Genehmigung einholen, um darauf zuzugreifen?“

Ein anderes Beispiel sei die Lohn-Preis-Spirale. „Auch wir Sachverständigen können derzeit nicht genau sagen, ob es die gibt.“ Es lägen schlicht keine zeitnahen industrie- und unternehmensspezifischen Daten vor. „Das darf nicht mehr sein im 21. Jahrhundert“, so Malmendier.

Weiter Maßnahmen durch die EZB

Auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sieht in der hohen Inflation weiterhin ein Problem und hält weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Teuerungsrate für „absolut“ notwendig. „Die inflationären Risiken sind weiter groß. Die Kosten für Energie können leicht wieder steigen, und auch die Öffnung Chinas kann den Preisen vorübergehend einen Schub geben“, sagte Sewing der Zeitung.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte Anfang Februar zum fünften Mal in Folge die Zinsen im Euroraum angehoben und eine weitere Erhöhung um erneut 0,5 Prozentpunkte für die Sitzung am 16. März in Aussicht gestellt. Der Leitzins im Euroraum liegt inzwischen bei 3,0 Prozent. Der Einlagensatz, den Geschäftsbanken erhalten, wenn sie Geld bei der EZB parken, beträgt 2,5 Prozent.

Höhere Zinsen verteuern Kredite. Dies kann die Nachfrage bremsen und so hohen Teuerungsraten entgegenwirken. Höhere Kreditzinsen können zugleich dazu führen, dass Investitionen aufgeschoben werden und somit das Wirtschaftswachstum schwächer ausfällt.

Auch für hoch verschuldete Eurostaaten wie zum Beispiel Italien sind steigende Zinsen eine Belastung. „Die Folgen einer dauerhaft hohen Inflation sind wesentlich gravierender als die höherer Finanzierungskosten für einige Länder“, sagte Sewing. „Natürlich müssen wir das im Blick behalten, aber ein hoher Schuldenstand darf die EZB nicht davon abhalten, konsequent zu handeln.“

Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Diese Zielmarke ist seit Monaten weit entfernt. Im Januar schwächte sich der Preisauftrieb zwar erneut ab, dennoch lagen die Verbraucherpreise im Währungsraum der inzwischen 20 Länder um 8,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, denn sie können sich für einen Euro dann weniger leisten. Stark gestiegene Energiepreise, die die Inflation maßgeblich treiben, sind auch für Unternehmen eine Last.

Wenn die Inflation hoch bleibe, werde der private Konsum „früher oder später einbrechen“, warnte Sewing, der auch Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) ist. „Darin sehe ich aktuell die größte Gefahr für die deutsche Konjunktur. Aber ich bin optimistisch, dass wir dieses Szenario vermeiden können.“

Mehr: Die renommierte Ökonomin Ulrike Malmendier spricht über die Notwendigkeit längerer AKW-Laufzeiten, das Ansehen von Kanzler Scholz und die gefährliche Konjunktur-Unbekannte: Covid in China.



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