Feb 11, 2023
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Türkei: Mehr als 25.000 Erdbeben-Tote – Visa für Betroffene

Written by pinmin


Erdbeben

Tausende haben durch das Erdbeben ihr Zuhause verloren.



(Foto: dpa)

Bonn/Duisburg Vom Erdbeben betroffene Menschen in der Türkei sollen über ein unbürokratisches Visaverfahren die Möglichkeit erhalten, zeitweise bei Angehörigen in Deutschland unterzukommen. Das teilten das Auswärtige Amt und das Bundesinnenministerium am Samstag in Berlin mit. „Als Bundesregierung wollen wir helfen, dass Familien in Deutschland Angehörige, die vom Erdbeben betroffen sind, vorübergehend bei sich aufnehmen können, wenn sie kein Dach mehr über dem Kopf haben oder medizinische Behandlung brauchen“, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Zugleich wurde am Samstag die Schwelle von 25.000 offiziell bestätigten Toten überschritten.

Das Auswärtige Amt hat Baerbock zufolge gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium eine Task Force gebildet. Diese nehme noch am Wochenende ihre Arbeit auf. „Ziel ist es, das Visaverfahren für diese Fälle so unbürokratisch wie möglich zu machen.“

Unterdessen stieg die Zahl der Toten in der Türkei auf 22.327. Mehr als 80.278 Menschen seien verletzt worden, sagte der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Aus Syrien wurden zuletzt 3574 Tote gemeldet.

Derweil wurden Ermittlungen im Süden der Türkei wegen möglicher Baumängel bei eingestürzten Gebäuden bekannt. In der Stadt Diyarbakir seien gegen 33 Menschen Haftbefehle ergangen, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf Strafverfolger. Die Staatsanwaltschaft in Adana ermittelt laut Anadolu ebenfalls. Im Rahmen dieser Ermittlungen seien bisher 62 Haftbefehle erlassen worden, hieß es. Neun weitere Menschen wurden demnach in den Städten Sanliurfa und Osmaniye verhaftet.

Indes setzten erste Hilfsteams aus Angst vor möglichen Tumulten ihre Arbeit aus. Das Technische Hilfswerk (THW), die Hilfsorganisation I.S.A.R Germany und das österreichische Bundesheer verwiesen auf die Sicherheitslage. Berichten zufolge schlägt Trauer mitunter in Wut um.

Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben der Stärke 7,7 das Grenzgebiet erschüttert, gefolgt von einem weiteren Beben der Stärke 7,6 am Mittag. Seither gab es bis Samstag mehr als 2000 Nachbeben in der Region, wie die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mitteilte. Nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan suchten inzwischen mehr als 1,5 Millionen in Zelten, Hotels oder öffentlichen Notunterkünften Schutz.

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) muss die Hilfe deutlich ausgeweitet werden. „Wir müssen mit größerer Dringlichkeit und in größerem Umfang handeln und uns besser organisieren“, sagte Richard Brennan, der WHO-Nothilfedirektor für die Region Östliches Mittelmeer am Samstag in Aleppo. Die Toten- und Verletztenzahlen seien immens. Was aber oft vernachlässigt werde, seien die vielen Obdachlosen. Allein in Aleppo im von der Regierung kontrollierten Teil Nordwestsyriens haben nach Schätzungen rund 200 000 Menschen das Dach über dem Kopf verloren. Auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus traf am Samstag in Syrien ein.

Deutscher Retter unterbrechen Arbeit

Das Technische Hilfswerk (THW) und die Hilfsorganisation I.S.A.R Germany haben unterdessen aus Angst vor möglichen Tumulten ihre Rettungsarbeiten im Erdbebengebiet in der Türkei unterbrochen. In den vergangenen Stunden habe sich nach verschiedenen Informationen die Sicherheitslage in der Region Hatay geändert, teilten die Organisationen am Samstag mit. „Es gibt zunehmend Berichte über Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppierungen, auch Schüsse sollen gefallen sein“, hieß es vom THW.

Erdbebenkatastrophe in der Türkei

Laut THW handelten die deutschen Helfer in Abstimmung mit dem türkischen Katastrophenschutz Afad. Sobald dieser die Lage als sicher einstufe, werde man die Arbeit wieder aufnehmen



(Foto: dpa)

Such- und Rettungsteams bleiben demnach vorerst im gemeinsamen Basislager in der Stadt Kirikhan. Wenn es einen konkreten Hinweis gebe, dass man jemand lebend retten könne, werde man aber dennoch hinausfahren, sagte die THW-Sprecherin Katharina Garrecht vor Ort der Deutschen Presse-Agentur.

„Unsere Einsatzkräfte haben von den Tumulten bisher nichts mitbekommen“, teilte das THW mit. Ein I.S.A.R-Sprecher teilte mit: „Nach unseren Informationen richten sich die Aggressionen nicht gegen deutsche Helfer.“ Es habe bisher keine Bedrohungslage gegeben.

Bei Großschadenslagen wie einer Erdbeben-Katastrophe gebe es erfahrungsgemäß verschiedene Phasen, teilte der I.S.A.R.-Sprecher weiter mit. „Derzeit sind wir in jener Phase, in der die Hoffnung auf Überlebende unter den Trümmern immer geringer wird. Aus diesem Grund schlägt diese bisweilen bei den Menschen in tiefe Trauer und manchmal in Wut über ihre persönlichen Verluste um.“

Hinzu kämen Schwierigkeiten bei Wasser- und Nahrungsmittelversorgung, die die Betroffenen belasteten und zum Teil frustrierten. I.S.A.R-Einsatzleiter Steven Bayer sagte: „Es ist festzustellen, dass die Trauer langsam der Wut weicht.“

Zunehmende Aggressionen zwischen Gruppierungen

Laut THW handelten die deutschen Helfer in Abstimmung mit dem türkischen Katastrophenschutz Afad. Sobald dieser die Lage als sicher einstufe, werde man die Arbeit wieder aufnehmen.

Zuvor hatten Soldatinnen und Soldaten einer Katastrophenhilfseinheit des österreichischen Militärs ihre Rettungsarbeiten in der Provinz Hatay eingestellt. „Es gibt zunehmend Aggressionen zwischen Gruppierungen in der Türkei. Es sollen Schüsse gefallen sein“, sagte Oberstleutnant Pierre Kugelweis vom österreichischen Bundesheer der Nachrichtenagentur APA. Auch die österreichischen Retter bleiben aber vor Ort und stehen für weitere Einsätze bereit.

Mehr: „Die Zerstörung ist außergewöhnlich“ – Das Erdbebengebiet zwischen Nothilfe und Schadenbilanz



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