Washington Das US-Militär hat die Trümmerteile des chinesischen Ballons geborgen, der am 4. Februar von einem US-Kampfjet vor der Küste South Carolinas abgeschossen worden war. „Die Besatzungen konnten bedeutende Trümmerteile von der Absturzstelle bergen, darunter alle wichtigen Sensoren und Elektronikteile, die identifiziert wurden, sowie große Teile der Struktur“, teilte das US-Militärkommando Nord am Montag mit.
Auch Schlüsselsensoren, die vermutlich der Nachrichtengewinnung dienten, seien sichergestellt worden. Die USA werfen China vor, den Ballon zu Spionagezwecken gestartet haben.
Der abgeschossene Ballon habe über „mehrere Antennen“ verfügt und sei vermutlich in der Lage gewesen, „Kommunikation zu sammeln und zu lokalisieren“, hieß es aus dem US-Außenministerium. Peking streitet das ab. Es habe sich um einen zivilen Forschungsballon gehandelt, der vom Kurs abgekommen sei, erklärte die chinesische Regierung.
Am Freitag wurde ein zweites Objekt in der Nähe von Deadhorse, Alaska, abgeschossen. Ein drittes Objekt wurde am Samstag über dem kanadischen Yukon zerstört. Am Sonntag schoss ein US-Jet das bislang vierte Flugobjekt über der Grenze zwischen den USA und Kanada über dem Huron-See ab.
Trotz der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China wegen des Ballon-Streits gibt es Anzeichen für eine Deeskalation. US-Außenminister Antony Blinken erwäge ein Treffen mit dem chinesischen Spitzendiplomaten Wang Yi am Rande der Münchener Sicherheitskonferenz nächstes Wochenende, erfuhr Reuters am Montag von mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Blinken hatte wegen des Ballon-Streits eine Anfang Februar geplante Reise nach Peking abgesagt.
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Unterdessen fühlte sich das Weiße Haus in Washington am Montag (Ortszeit) zu einer Klarstellung veranlasst. Die über Nordamerika abgeschossenen Flugobjekte stehen nach Angaben der US-Regierung nicht in Zusammenhang mit Außerirdischen.
Republikaner fordern mehr Transparenz
„Es gibt keinen Hinweis auf Aliens oder außerirdische Aktivitäten bei diesen jüngsten Abschussaktionen“, sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre. Zuvor hatte es gerade in sozialen Medien Spekulationen über die Herkunft der Flugkörper gegeben, darunter auch, ob es sich dabei vielleicht um eine Invasion von Außerirdischen handeln könnte.
Das Weiße Haus steht dennoch unter Druck. Gerade Republikaner fordern mehr Informationen zu den abgeschossenen Flugobjekten. „Die Menschen sind verängstigt und glauben verrückte Dinge, die im Internet stehen“, schrieb die rechte Republikanerin Marjorie Taylor Greene auf Twitter, die in der Vergangenheit selbst Verschwörungstheorien anhing. Es handle sich nicht um Außerirdische, stellte sie immerhin klar, aber es mangele an Transparenz.
Wenigstens Kongressabgeordneten und den Regierungen der betroffenen Bundesstaaten werde man in den kommenden Tagen weitere Informationen zu den Abschüssen an die Hand geben, versprach der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Vieles davon dürfte sich aber vorerst einmal hinter verschlossenen Türen abspielen.
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