Berlin Die deutschen Produzenten verlangen immer weniger Geld für ihre Waren. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte sind den vierten Monat in Folge zurückgegangen. Im Januar sind sie um ein Prozent im Vergleich zum Vormonat gesunken, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte.
In Relation zum Vorjahresmonat sind die Produzentenpreise im Dezember zwar um 17,8 Prozent gestiegen. Doch der Vergleich mit dem Niveau von vor dem russischen Angriff auf die Ukraine ist inzwischen weniger aussagekräftig, weil es seit Kriegsausbruch enorme Preisverschiebungen gegeben hat.
Die Produzentenpreise sind der wohl wichtigste Vorläufer für die Inflation. In der Statistik werden die Preise für Rohstoffe und Industrieerzeugnisse ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. „Wir erwarten auch über das Jahr weiter zurückgehende Raten“, sagte Alexander Kriwoluzky, Leiter Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Das sei „sehr ermutigend“.
Die Entwicklung der Erzeugerpreise legt nahe, dass die jüngste Entwicklung bei der Inflation weitergehen dürfte. Im Oktober hatte die Steigerung der Verbraucherpreise mit 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat ihren Höchstwert im wiedervereinigten Deutschland erreicht. Im Anschluss war die Inflationsrate zurückgegangen und ist bloß im Januar noch einmal leicht auf voraussichtlich 8,7 Prozent gestiegen.
Wichtigster Faktor für den Rückgang bei den Erzeugerpreisen war im Januar erneut die Entspannung an den Energiemärkten. Die Energiepreise sind laut den Zahlen des Statistischen Bundesamts im Dezember um fünf Prozent im Vergleich zum Vormonat gesunken. Rechnet man Energie heraus, sind die Erzeugerpreise im Januar mit einem Plus von 1,4 Prozent sogar noch leicht gestiegen.
Strom und Öl werden günstiger
Waren in den vergangenen Monaten die Energiepreise aber noch in der Breite gefallen, lässt sich der neuerliche Rückgang vor allem auf ein Gut zurückführen: Strom. Die Preise für elektrischen Strom sind im Januar gegenüber dem Vormonat laut Statistikamt über alle Abnehmergruppen hinweg um 15,5 Prozent gesunken.
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Auch die Preise für Heizöl gingen zurück, um 1,4 Prozent. Davon profitieren insbesondere große Industrieunternehmen, die sich direkt mit Strom und Öl eindecken. So kommt es zu einer doppelten Erleichterung: Die Wirtschaft steht weniger unter Druck, und manche Unternehmen werden ihre Preise senken, wodurch auch die Endkunden profitieren. Andere Energieträger wurden hingegen teurer, Erdgas um 0,9 Prozent, Kraftstoffe um 1,7 Prozent.
Die Ergebnisse dürften aber demnächst noch stark nach unten revidiert werden. Ab März gelten die Strom- und Gaspreisbremse. Neben den Verbraucherinnen und Verbrauchern werden dann auch viele Gewerbetreibende Gutschriften auf ihren Energierechnungen bekommen. Diese sollen rückwirkend auch für Januar ausgezahlt werden und werden dann auch nochmal die Erzeugerpreis-Statistik beeinflussen.
Frühindikatoren, allen voran die Erzeugerpreise, lassen auch die Bundesregierung auf eine weitere Entspannung bei der Inflation hoffen. In ihrer neuesten Konjunkturprognose hat sie ihre Inflationsprognose für 2023 auf sechs Prozent zurücknehmen. In der Herbstprojektion war sie noch von sieben Prozent ausgegangen. Für 2024 wird demnach nun ein Rückgang der Inflation auf 2,8 Prozent erwartet.
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Die Entspannung bei den Preisen könnte zu einer insgesamt besseren konjunkturellen Entwicklung führen. So geht die Bundesregierung für das laufende Jahr nicht mehr von einer Rezession in Deutschland aus.
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