Berlin Die Wirtschaft im Euroraum hat im Februar überraschend deutlich an Schwung gewonnen. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – legte im Januar um 2,0 auf 52,3 Punkte zu, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Dienstag zu seiner Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte.
Das ist der beste Wert seit neun Monaten. Damit liegt das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer deutlich über der Marke von 50 Punkten, ab der es ein Wachstum signalisiert. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich einen Anstieg auf 51,0 Zähler erwartet.
„Gestützt wurde der Aufschwung vom verbesserten Ausblick, den nachlassenden Rezessionsängsten und von ersten Anzeichen dafür, dass der Höhepunkt der Inflation überschritten zu sein scheint“, sagte S&P Global-Chefvolkswirt Chris Williamson. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) könne daher im laufenden ersten Quartal um 0,3 Prozent wachsen.
Zu verdanken ist der Aufwärtstrend vor allem den Dienstleistern. Hier kletterte das Barometer um 2,2 auf 53,0 Punkte, während das für die Industrie um 0,3 auf 48,5 Punkte nachgab. „Die Industrie profitierte jedoch auch von der stark verbesserten Versorgungslage“, sagte Williamson. „Die pandemiebedingten Lieferverzögerungen, mit denen die Hersteller in den letzten zwei Jahren zu kämpfen hatten, sind kürzeren Lieferzeiten gewichen.“ Das wiederum bremse den Anstieg der Einkaufspreise.
Obwohl sich der Kostendruck im Februar weiter abgeschwächt hat, deutet die Umfrage auf eine teilweise den hohen Lohnsteigerungen geschuldete und weiterhin starke Inflation bei den Dienstleistern hin. „Die Kombination aus beschleunigtem Wachstum und anhaltend hartnäckigem Preisdruck wird in den nächsten Monaten natürlich die Tendenz zu einer weiteren Straffung der Geldpolitik begünstigen“, sagte Williamson
Stimmung in Deutschland steigt ebenfalls
Der Einkaufsmanagerindex für Deutschland stieg im Februar bereits den vierten Monat in Folge, und zwar um 1,2 auf 51,1 Punkte. Er knackte damit die Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem leichten Anstieg auf 50,4 Zähler gerechnet.
„Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im Februar zum ersten Mal seit acht Monaten wieder Wachstum“, sagte S&P-Ökonom Phil Smith. „Auch der Arbeitsmarkt zeigte sich abermals robust, und der Geschäftsausblick hat sich weiter aufgehellt.“
Damit wird eine schwere Winterrezession immer unwahrscheinlicher. Die Bundesbank geht davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft im laufenden ersten Quartal zum zweiten Mal in Folge schrumpfen wird, womit sie in eine sogenannte technische Rezession abrutschen würde. Im weiteren Jahresverlauf könnte es dann „langsam wieder aufwärtsgehen“, so die deutsche Notenbank.
Besonders gut schlugen sich im Februar ebenfalls die Dienstleister. Hier kletterte das Barometer um 0,6 Punkte und erreichte mit 51,3 Zählern ebenfalls den höchsten Stand seit acht Monaten. Obwohl die Produktion wieder wuchs, blieb das Barometer für die Industrie mit einem Minus von 0,8 auf 46,5 Punkten deutlich unter der Wachstumsschwelle.
Denn der Produktionsanstieg ging fast ausschließlich auf die stark nachlassenden Lieferkettenengpässe zurück, wodurch die Auftragsbestände schneller abgearbeitet werden konnte. Das Neugeschäft wies dagegen ein Minus aus. „Mit dem Abflauen der Lieferengpässe sanken auch die Einkaufspreise in der Industrie erstmals seit fast zweieinhalb Jahren“, so die Experten von S&P Global.
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